Und führe uns nicht in Versuchung - (Geschichtsende noch offen)


Joe

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1. Kapitel: 29.06.2009, 23:44Cannes/Südfrankreichin einem Appartement, nahe des Boulevard de la Croisette:... Plötzlich leutet das Telefon. Er seufzt und geht langsam aus seinem Badezimmer. Der Mann ist schon in einem eher fortgeschrittenen Alter, seine Haare sind leicht gräulich, aber nicht licht - im Gegenteil, sie sind noch so voll und stark wie vor 20 Jahren. Er hatte sie gerade zurückgekämmt, so dass sie seinen Nacken bedecken.Langsam wirft er sich einen blauen Bademantel über bevor er das Schnurlostelefon abhebt."Oui ??", fragt er mit einer kräftigen, eindringlichen Stimme. "Qui est-ce que c'est ?"Nachdem er diese zwei Sätze in einem fast akzentfreien Französisch abgegeben hat, erhellt sich seine Miene.Die jüngere Stimme am anderen Ende der Leitung antwortet: "Hallo, bis du es, Dad ?""Ja ich bins. Ich denke, ich weiß warum du mich jetzt noch anfrufst - trotz der Zeitverschiebung.", schmunzelt der Mann im Bademantel.Die jüngere Stimme erwidert: "Mag sein, dass ich dir mit dieser Sache in den Ohren liege, aber es geht schließlich um meine Hochzeit, Dad !!!""Das hab ich inzwischen mitbekommen, aber das ist kein Grund mich fünf mal täglich anzurufen und mich überreden zu wollen, zu der Hochzeit zu kommen.", seufzt der Mann schwermütig, aber doch liebenswert."Aber wird es nicht langsam Zeit, deine Erlebnisse in den Staaten zu vergessen ??? Du lebst nun schon fast 15 Jahre in Frankreich und hast mich seit schon fast 20 Jahren nicht mehr gesehen. Bist du wirklich so egoistisch, nicht zu denken, dass ich, dein Sohn, mal Sehnsucht nach dir haben könnte ?Du warst eh schon bei allen anderen wichtigen Ereignissen in meinem Leben nicht da: Schulaufführungen, Highschoolabschluss, Collegeabschluss, meine erste Liebe ... nie warst du da, wenn ich dich gebraucht hätte."Der Mann hört sich die Sätze seines Sohnes ohne ein Wort zu sagen, an. Der Verkehr vor dem Wohnblock macht ihm Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren."Rufst du mich nur an, um mir Vorwürfe zu machen ? Glaubst du nicht, ich vermisse dich auch ?! Aber ich KANN diese Erlebnisse nicht einfach so wegdenken, wenn ich wieder zurückkomme.""Vom Zurückkommen ist keine Rede, bloß zu meiner Hochzeit Dad ... zu meiner Hochzeit. Also, du weißt, wo du mich erreichen kannst, wenn dir doch etwas an mir liegt.", sagt die junge Stimme schon fast angewiedert.Genauso müde und ausgelaugt fragt der Mann in Cannes nochmals nach: "Gib mir bitte nochmals die Vorwahl von Atlanta ... verschmeiß ich immer wieder."Nachdem er den Wunsch erfüllt bekommen hat, legt er das Schnurlostelefon hin, geht zu einer Schiebetür, die ins Freie führt.Mit einem gleitenden Geräusch schiebt der Mann sie bei Seite und betritt den Balkon.Einen Moment lang genießt er die frische, südliche, schwüle Luft, die sich durch seine immer noch feuchten Haare schleicht.Anschließend steckt er sich eine Zigarette an, worauf er sich in seinen Gedanken selbst ermahnt, dass diese Tätigkeit zu einem verfrühten Tod führen könnte.Er hat schon vor über 20 Jahren damit aufgehört, doch in bestimmten Situationen überkommt ihn die Lust.Erlebnisse vergangener Zeit beschäftigen ihn 5 Minuten.Plötzlich ändert sich seine Körperhaltung und auch seine Mimik. Hastig sieht er auf seine schon etwas ältere Armbanduhr und sein von einer Neo-Reklame grün-bestrahltes Gesicht zieht sich säuerlich zusammen.Rasch verlässt er den Balkon, hastet ins Schlafzimmer, um sich Klamotten anzuziehen.In der Eile wählt er ein blaues T-Shirt, worüber er ein graues Sakko anzieht.Dazu kommt eine graue Hose mit grauen Schuhen.Bevor er sein Appartement verlässt, steckt er noch schnell seine chrom-farbene Pistole in seinen Halfter.Auf der Straße guckt er erneut auf die Uhr und geht anschließend schnellen Schrittes zu seiner Verabredung.Das Nachtleben Cannes ist geprägt durch viele Menschen, die sogar noch zu später Stunde auf den Beinen sind.Die warme Luft ermöglicht es, im Freien zu essen, sich mit Freunden zu treffen oder auch noch mal ins Meer baden zu gehen.Der Mann im grauen Sakko hastet den Boulevard de la Croisette entlang - muss sich durch die Menschenansammlung beim Palais des Festivals durchkämpfen, ehe er gegenüber des Yachthafens in den Club de la Croisette betritt.Innen schlägt ihm ein rauchiger, verschwitzter Geruch in die Nase, sodass er kurz husten muss.Einige junge Leute tanzen auf der schwarz-glänzenden Tanzfläche.Er schaut sich um, erblickt seine Verabredung und geht zu dem Tisch."Ca va, monsieur Laplace ?", fragt er mit einem leichten Hauch von Zynismus. Mit den Jahren ist ihm die Freundlichkeit gegenüber anderer vergangen."Ca va bien, merci. Wir können ruhig Englisch sprechen. Ich denke, es ist kein Vorurteil, dass kein Franzose Englisch kann.", lacht der am Tisch sitzende Laplace schmierig. Er ist Mitte 40, gut gebaut, hat schwarze Haare, sowie ein weisses Sakko mit einer blauen Leinenhose.Der eben gekommene Mann setzt sich auf einen schwarz-weissen Stuhl und kommt schnell zum Punkt: "Sie sagten, ich sollte Ihnen Photos beschaffen. Hier sind sie ..."Laplace zieht an seiner Zigarette, nimmt einen Schluck Whisky und betrachtet die Aufnahmen: "Ja, hm ... hm ... wirklich gute Arbeit. Wie viel bekommen Sie dafür ?"Der andere beugt sich vor und erwidert mit etwas heiserer Stimme: "Wie vereinbart - nicht mehr, nicht weniger, aber ..."Die gerade aufgelegte Musik lässt ihn kurz stutzen, - es ist Money Talks von Alan Parsons Project - als ob dieser Song Erinnerungen an eine frühere Zeit wecken würde."... ja ... wie besprochen.", bringt er heraus.Plötzlich kommt ein großer, bedrohlich gehender Schwarzer auf die zwei sitzenden Männer zu.Angekommen überredet er einfach Laplace und fragt den anderen: "Sind Sie Mr. SONNY CROCKETT ???" Fortsetzung folgt ...

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2. Kapitel: 30.06.2009, 00:33Cannes/SüdfrankreichIm Club de la Croisette... Nun geht alles viel zu schnell. In der Hundertstelsekunde als sein wahrer Name genannt wurde, wusste Sonny Crockett nicht, wie er reagieren sollte.Aber er entscheidet sich für das einzig Richtige.Der Schwarze hat auch schon eine großkalibrige Pumpgun in den Händen. Anscheinend hat sich die Antwort auf die Namensfrage erübrigt.Intuitiv stößt Crockett mit seinen Knien den kleinen runden Tisch in die Höhe und kann ihn so abfangen, dass er die erste Salve abfängt.Der Druck fegt in drei Meter weit zurück.Inzwischen versucht Laplace, der jetzt ebenfalls eine Pistole in den Händen hält, die unerwarteten Gäste zu überwältigen, doch ein Stoß von Kugeln durchsiebt seinen Körper.Crockett kann sich hinter die Bar retten, wo er überraschender Weise schreit: "Alle runter, ich bin Polizist, ich bin Polizist !"In dem Moment hört er, dass der Killer zwei weiteren Kumpanen Befehle gibt.Erneute Salven zerstören die Flaschen und Gläser oberhalb Crocketts, der verzweifelt versucht, die herabfallenden Scherben abzuwehren.Inmitten der ganzen Schießerei, hört man immerzu Leute schreien."Wann wird die Munition der MPs endlich leer?", fragt sich Crockett selbst, woraufhin zwei der Waffen plötzlich verstummen.Sonny nützt den Moment um sich seitwärts auf den Boden zu werfen, um wenigstens einen der Killer töten zu können.Er hat Glück im Unglück, denn genau der, den Crockett im Visier hat, muss gerade nachladen.Crockett schickt drei Kugeln in Richtung Mörder, die dessen Körper ein Stück hochheben und durch eine Glasscheibe auf die Straße pusten."Damn!", schreit einer der anderen und beginnt sofort wieder auf die Bar zu feuern.Sonny bemerkt, dass er nur ein Resevermagazin zur Verfügung hat und rechnet sich aus, dass er nicht allzu viele Kugeln verschießen dürfte.Im darauf folgenden Moment verstummen die MPs erneut, aber nicht wegen den leeren Magazinen, sondern weil sich nähernde Polizeisirenen zu hören sind.Crockett atmet tief durch und verharrt hinter der Bar. Er hört wie sich die zwei Männer mit den MPs auf Englisch unterhalten.Wie ein Blitz schießen ihm Erinnerungen an die USA, Miami und sein früheres Leben als VICE-Cop durch den Kopf.In solch einer brenzligen Lage hatte er sich zuletzt in dem Borbon-Fall ´89 befunden - sein letzter Fall als Polizist.Er wird aus seinen Gedanken gerissen, als er hört, wie die Gangster über den scherbenbedeckten Boden nach draußen flüchten.Sein Verstand sagt ihm, dass er noch fünf Minuten in seinem Versteck warten sollte.Während dieser fünf Minuten kommen etliche Polizeiwagen herangebraust, die sich mit quietschenden Reifen quer über die Straße stellen.Mit den Pistolen und Maschinengewehren im Anschlag stürmen Polizisten den einstigen Club, der jetzt mehr einem Altglascontainer und Leichenschauhaus ähnelt. Von den Verbrechern keine Spur mehr.Crockett legt vorsichtig seine 45er auf den Thresen und streckt die Arme in die Höhe."Ne pas tirer ! Ne pas tirer ! Do not shoot !", schreit er mit seinem unverkennbaren Blick.Die sich nähernden Cops geben nun Crockett auf Englisch Befehle, vermutlich weil sie nicht sicher sind, ob er ein Landsmann ist oder nicht."Stehen Sie langsam auf !", woraufhin Sonny die Hände oben lässt und sich langsam erhebt.Sein Knie schmerzt - es ist mit dem Alter nicht besser geworden, eher schlechter."In der linken Tasche meines Sakkos ist mein Ausweis.", informiert er die angespannten und schwitzenden Polizisten.Ein blonder Cop greift in seine Tasche und fasst einen kleinen Ausweis heraus - er beschreibt Crocketts Tätigkeit als Privatdetektiv."Entschuligen Sie, Monsieur Crockett. Sind Sie verletzt, fehlt Ihnen etwas ?"Crockett starrt auf den von Scherben und Leichen bedeckten Boden und steckt seine 45er in seinen braunen Lederhalfter - eine der wenigen Gegenstände, die Crockett nach seinem Ausscheiden aus dem OCB behalten durfte.Mit den Worten "Äh nein, ... es fehlt mir nichts, danke !" verlässt er verstört den ramponierten Club und geht auf die Straße.In dem Moment als er sich eine Zigarette anstecken will, rast ein schwarzer Peugeot älteren Modells herbei, woraus ein dunkelbraun gebrannter Mann um die 50 aussteigt.Er trägt einen perfekt sitzenden schwarzen Maßanzug mit genauso perfekt sitzender Krawatte.Als er Crockett in dem Getummel bemerkt, schreitet er hastigen Schrittes auf ihn zu: "Was machst du denn hier ?? Sag mir sofort, ob du was mit der Sache zu tun hast !!""Reg dich ab, Antoine. Ich war hier nur zufällig. Keinen Schimmer, was die Typen wollten.", lügt Crockett.Er zieht es vor, seinem nun schon langjährigen Freund Antoine Dumont, der örtliche Lieutenant, nichts vom der Namensfrage zu erzählen.Dumont schaut sich kurz um und fragt anschließend: "Mit wem warst du verabredet ?! Du warst doch sicherlich nicht wegen ein paar Bierchen hier ?!""Stimmt vollkommen, ich hab mich mit einem Klienten getroffen.", antwortet Sonny knapp. Er hat jetzt keinen Nerv für Fragen."Hat dieser Klient auch einen Namen ?", bohrt Dumont nach."Stell dir vor, ja !!! Es ist ... tätärätätä ... Frank Laplace gewesen !""Weißt du was, Crockett, du gehst mir am Arsch mit deinem scheiß Zynismus.", ärgert sich Dumont plötzlich."Und du gehst mir mit deiner ewigen Fragerei auf die Nerven - au revoir Antoine !", kontert ihm Crockett genauso wütend. Er muss den grausamen Vorfall erst einmal verdauen."Ich seh dich morgen um 9 auf dem Revier, verstanden ?!", schreit ihm Dumont noch nach, aber Sonny winkt von Weitem nur ab.02:09In Crocketts AppartementNachdem Sonny seine Wohnung betreten hat, legt er zuerst mal seine ziehmlich ramponierten Klamotten ab.Er schnauft ein wenig und sein blaues T-Shirt ist fast vollständig durchschwitzt.In solchen Momenten wird Crockett immer klar, dass er längst nicht mehr so jung ist, wie er sich oft vormacht.Langsam zieht er seine grauen Slipper aus und nimmt anschließend eine heiße Dusche.Während diesem Vorgang kommen ihm immer wieder alte Erinnerungen in sein Gedächtnis.Er denkt an Rico Tubbs, an Lieutenant Castillo und an Gina Calabrese.Er bedauert es bis zum heutigen Tag, dass sich Tubbs und er nicht mal richtig von der Crew verabschiedet haben - er wollte damals nur noch weg aus Miami und anderswo ein neues Leben beginnen.Er versuchte es in den verschiedensten Ecken der Welt, aber nirgendwo hatte er sich wohlgefühlt.Schließlich hatte es Crockett ´94 nach Frankreich verschlagen, aber nicht weil er das Land so gern hat, sondern weil er eine neue Frau gefunden hatte. Ohne sie hätte er nie freiwillig Frankreich betreten.Als die letzten Erinnerungen Revue passieren, trocknet er sich mit einem türkis-gelben Handtuch ab und legt sich in sein Bett.Das Zimmer ist nur durch ein leichtes neonblau bestrahlt, sodass die glatten weißen Wände wie ein riesiges bläuliches Bild wirken.Crocketts Gesicht ist nur halbseitig beleuchtet.Mit alten Erlebnissen schläft er ein ...30.06.2009, 08:45Cannes/SüdfrankreichSonny Crockett hat in dieser Nacht seit Langem kein Auge zugetan. Ihm geht immer nur ein Satz durch den Kopf: "Sind Sie Mr. Sonny Crockett ???"Wie um Himmels Willen konnte dieser Typ seinen wahren Namen herausfinden ???Seit er sich in Cannes aufhält trägt er offiziell den Namen Peyrac, sowohl bei seinen Klienten, als auch Freunden.Total übermüdet und gezeichnet von den Erlebnissen des vorherigen Tages verlässt Crockett sein Appartement und steigt in seinen Porsche 911 Modell G., um den aufgezwungenem Besuch im Polizeipräsidium nachzugehen.Es ist wieder ein weiterer herrlicher Tag im vermeintlichen Paradies. Die Sonne scheint - es hat 30° im Schatten und der Strand beginnt sich langsam zu füllen.Sonny betrachtet die sich um einen günstigen Badeplatz streitenden Menschenmassen und beneidet diese um ihr unbeschwertes Leben.Am Parkplatz des Reviers muss sich Crockett bemühen einen Parkplatz zu finden, was ihn weitere Nerven kostet.Wegen des grellen Neonlichts im Gebäude setzt Sonny als erstes seine schwarze Ray Ban Wayfarer ab - eine Sonnenbrille, die er seit 20 Jahren trägt, ob IN oder OUT.Langsamen Schrittes geht er zwischen den einzelnen Büros und Schreibtischen hindurch, die ihn nun völlig in die Vergangheit ziehen. Er sieht Rico und sich an ihren Schreibtischen sitzen, grübelnd über einen aktuellen Fall.Die tiefe Stimme seines Bekannten zieht ihn in die Realität zurück: "Da bist du ja endlich. Komm, hier rein !"Crockett betritt schweigend den dunklen Verhörraum, der nur durch das Licht, dass die Jalousien durchlassen, erhellt wird.Nur die Silhouetten der beiden Männer sind zu erkennen.Dumont räuspert sich, zieht währenddessen eine Jalousie hoch und setzt sich auf einen eisernen Stuhl: "Verdammt Crockett, du hast mir was verschwiegen."Sonny blickt belustigt auf: "Ach ja ??! Was denn ?""Ich sags dir nur einmal: provoziere mich nicht zu sehr, klar ??", droht Antoine genervt. "Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass die Killer nach deinem Namen gefragt haben. Ein Kellner hat das Blutbad überlebt und ausgesagt, dass die Killer dich gefragt haben bevor sie losballerten."Sein Gegenüber blickt ihn mit einem starren, leeren Blick an: "Yep, das stimmt leider. Ich hab keine Ahnung was die von mir wollten.""Ich glaub dir kein Wort. Ich sag dir jetzt mal was, Sonny: du willst es nicht wahrhaben, dass die ganze Geschichte etwas mit deiner Vergangenheit in Miami zu tun haben könnte. Wir haben den einen Killer indentifiziert, den du erschossen hast - er ist Amerikaner, Sonny, Amerikaner. Und willst du wissen woher er kommt ?" ... Sonny blickt Antoine an, als befände er sich in einem Trauma."... Er kommt aus Miami. Vermutlich war er wie die anderen ein Auftragskiller.", beendet Antoine seine informativen und zugleich schockierenden Sätze.Sonny bringt nur schwer einen Satz heraus: "Was willst du jetzt von mir hören ??!", worauf Dumont fast flehend verlangt: "Dass du mir endlich mal was aus deiner Zeit als Cop erzählst. Was hat dich damals bitte so sehr aus der Bahn geworfen, dass du sowohl deinen Job quittiert hast, als auch den Kontakt zu deiner Familie und deinen Freunden fast vollständig abgebrochen hast ???""Verdammt, verstehst du nicht, Antoine ?! Ich kann das alles einfach nicht erzählen. Es würde nur zuviele ungute Erinnerungen wecken !", erwidert Crockett bestimmt.Dumont steht tief durchatmend auf, um sich einen Kaffee zu holen, als plötzlich ein ganz leises zischendes Geräusch zu hören ist.Sonny blickt an sich hinunter und entdeckt einen riesigen Blutfleck, der sich auf seinem batik-Shirt ausbreitetFortsetzung folgt ...

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  • 1 month later...

30.06.2009, 09:11Cannes/SüdfrankreichCrockett realisiert in diesem Augenblick gar nicht, was sich in diesen Momenten des Grauens vor seinen müden Augen abspielt.Binnen einer Sekunde jedoch bemerkt er, dass nicht ihn das Projektil getroffen hat, sondern vielmehr den ihm gegenüber stehenden Dumont.Langsam schaut Sonny auf und blickt in Antoines glasige, schon fast toten Augen.Erinnerungen überschwemmen seinen Kopf - Erinnerungen an Caitlin, seine über alles geliebte Ehefrau.Antoine Dumont stürzt wie in Zeitlupe auf den mit weißem Teppich ausgelegten Verhörraumboden.Ein Reflex bringt Sonny vermutlich dazu, sich blitzschnell zu bücken und gleichzeitig seine 45er zu ziehen.Mit nervösem Blick sucht er die gegenüberliegenden Hausdächer nach dem Scharfschützen ab, kann aber wie erwartet nichts entdecken.Der Schuss war so gedämpft, dass bis jetzt noch nicht einmal die Wache vor der Tür etwas bemerkt hat.Crockett bückt sich zu seinem sterbenden Freund und stottert:"Ve...Verd...ammt Antoine ! Bleib liegen und halt durch, halt ja durch. HILFE !!! WIR BRAUCHEN HIER HILFE !!! Hör zu, du schaffst das. Denk an Florence und Marc. Du willst doch nicht die Hochzeit von deiner Tochter versäumen !"Während diesen Worten strömt eine Schar von Polizisten in den Raum, sowie der Notarzt.Crockett kümmert sich nur um seinen Freund, der nur noch leise flüstern kann:"Sonny, ich schaffs nicht, ich schaffs nicht." - packt Sonny am Arm "Sag bitte Julie, dass ich sie liebe."Sonnys Herz droht zu zerreißen:"Du wirst nicht sterben."Es kommt ihm vor, als würde es Stunden dauern bis der Arzt die nötigen Mittel bei der Hand hat, um Antoines Leben retten zu können.Vor Sonnys Augen spielen sich Szenen mit Antoine und ihm ab, während die Ärzte vergeblich versuchen das Leben des Polizisten zu retten."Wir können leider nichts mehr für ihn tun. Die Kugel hat exakt seine Lunge getroffen, sodass er uns einfach verblutet ist, tut uns sehr Leid.", verkündet ein noch ziehmlich junger Arzt mit schulterlangem braunem Haar.Als Sonny schweigend vor der Leiche seines Freundes sitzt, denkt er, er wird verrückt - die gern vergessene Vergangenheit scheint ihn nach 20 Jahren doch noch eingeholt zu haben.Langsam steht Crockett auf und streicht sich tief durchatmend durch sein angegrautes, volles Haar:"Hey, kann ich mal telefonieren ?"Der an einem hölzernen Schreibtisch sitzende Officer drückt auf Crocketts Anfrage hin eine Taste an seinem weißen Telefon, sodass die Leitung frei wird.Daraufhin wählt Crockett eine sechs-stellige Nummer und spricht mit heiserer Stimme in den Hörer:"Hallo? Wann geht nächste Maschine nach Miami ? Aha ... OK, buchen Sie bitte einen Flug für eine Person. Ja...wäre mir Recht. Danke."In diesen Momenten hat Crockett beschlossen, dass er mit seiner Arbeit als Polizist noch nicht abschlossen hat ...01.07.2009, 01:30New York/USAIn einem Appartement in QueensArm in Arm mit seiner Freundin schließt der Afroamerikaner mit Mühe sein Appartement im 3. Stock auf.Immer wieder küsst sie ihn stürmisch auf den Mund, sodass er ihr hilflos ausgesetzt ist."Hey Baby, nicht so stürmisch. Vergiss nicht, ..., ich b... hey... ich bin immerhin schon 60. Demnach könnte ich jederz... jetzt lass aber ... jederzeit einen Herzinfarkt bekommen.", versucht sich der gutaussehende Schwarze zu helfen.Aber seine um einiges jüngere Freundin kümmern seine Worte nicht:" Na und ??? Dann lass uns noch die letzten Momente deines Lebens genießen !" - beide lachen verliebt.Bevor sich die beiden ihrer körperlichen Liebe hingeben, schaltet der Mann noch seine Stereoanlage ein - es ertönt Slave To Love von Bryan Ferry ...05:48... Ein kalter Luftzug weckt die junge, dunkelhäutige Schönheit auf.Sie befreit sich aus den Armen ihrer Liebhabers, der nach dem ausgiebigen Liebesspiel noch immer total erschöpft ist.Plötzlich nimmt sie ein Knacken wahr, worauf zwei leise Schritte folgen.Wie auf Nadeln schleicht die junge Frau durch das mit Glas überdachte Schlafzimmer zu einer Schiebetür, die das Schlafzimmer von dem Flur trennt. Langsam wagt sie noch ein paar Schritte Richtung Haustür, als sie plötzlich von hinten in die stockfinsteres Küche gerissen wird.Bevor sie schreien kann, drückt ihr eine Person mit schwarzen Lederhandschuhen den makellosen Mund zu:"Na Süße ??? Scheinst neugierig zu sein, hm ?Wie ein Stromschlag durchfährt es den Körper der Schönen, die ein kaltes Schaudern spürt.Sie wispert: "Wer sind Sie ?" - worauf ihr unheimliches Gegenüber:"Das ist für dein restliches Leben nicht mehr wichtig. Schauen wir mal, ob dus mir genau so gut besorgen kannst, wie deinem Freund da drin !"Mit einem Ruck reißt der Eindringling der jungen Frau ihr seidenes Nachthemd vom Leib, sodass sie splitternackt vor diesem kauert.Eine Stunde Martyrium folgt ...01.07.2009, 08:40New York/USAIm AppartementRicardo Tubbs erwacht aus seinem langen, ausgiebigen Schlaf. Erst der Blick auf den Wecker lässt den ehemaligen Detective aus Miami hochfahren, denn erst jetzt bemerkt er die Abwesenheit von seiner Geliebten.Schnell hechtet er aus seinem Doppelbett, wirft sich einen Morgenmantel über den trainierten Körper und will in die Küche gehen.Schon von Weitem bemerkt Tubbs, dass etwas nicht stimmt: Falls Lisa wirklich früher gegangen wäre, hätte sie die Haustüre garantiert geschlossen.Instinktiv zückt Rico seinen Colt und bewegt sich langsam Richtung Küche.In dem Moment als er diese betritt, muss sich der sonst so hartgesottene Mann fast übergeben.Die gesamten Wände sind mit Lisas Blut angeschmiert, manche Buchstaben sind mit Fetzen ihrers Nachthemds zugehangen worden. Mitten am gläsernen Küchentisch wurde der stark verstümmelte Leichnam aufgebahrt.Rico verspürt nun den Drang sich so schnell wie möglich auf die Toilette zu begeben.01.07.2009, 9:00In Tubbs´ WohnungEine Horde Polizisten und Spurensicherer machen sich nun schon seit 10 Minuten in Ricos Heim breit.Der unter Schock stehende Ex-Cop lässt apathisch die hölzernen Jalousien herunter während ihn ein Detective des zuständigen Distrikts mit Fragen löchert:"Mr. Ricardo Tubbs, ist das Ihr Name ??" "Ja, habe ich doch schon 3 mal gesagt. Haben Sie auch mal irgendwann produktivere Fragen, Detective ???", erwidert Tubbs mit verhasstem Unterton.Der junge Gesetzteshüter blickt verächtlich auf seinen kleinen Notizblock:"Sie haben vorhin ausgesagt, dass sie während des Mordes tief geschlafen haben. Folglich haben Sie auch nichts von der Vergewaltigung gehört ?""Nein, mein Tag gestern war sehr anstrengend. Lisa und ich kamen erst spät hierher und ... ich muss total weg gewesen sein."Der Detective, der jetzt doch ein wenig Mitgefühl zu zeigen scheint, nickt mitgenommen und verkündet: "Nun, soweit ich das beurteilen kann sind wir hier vorübergehend fertig. Es tut mir wirklich sehr Leid um ihre Freundin Mr. Tubbs, mein Beileid."Bevor sich Rico bedanken kann, kommt der Assistent des Gerichtsmediziners dazwischen:" Sir, wir haben das hier im Mundbereich der Toten finden können."Der Polizist nimmt den kleinen weißen, von Speichel aufgeweichten Zettel in die die Hand und versucht das Geschriebene darauf zu entziffern.Nach ein paar vergeblichen Versuchen reicht er Rico das Beweisstück. Als Tubbs das Papier näher betrachtet stockt ihm plötzlich der Atem. Seine Kehle scheint sich zuzuschnüren und der ehemlige Polizist schnappt nach Luft.Fortsetzung folgt ...

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01.07.2009, 9:28New York/USAIn Tubbs´ AppartementSowohl der Detective als auch der Assistent schauen ihr Gegenüber mit großer Neugierde an.Als Tubbs nun schon seit 5 Minuten ohne ein Wort dasteht, fragt der Polizist vorsichtig:"Mr. Tubbs ? Ist Ihnen nicht gut ?"Ungläubig guckt Rico nun von dem Papierschnipsel auf und wispert:"Das kann einfach nicht war sein. Bitte lass das einen schlechten Witz sein !""Dürften wir vielleicht endlich wissen, was auf dem Zettel steht. Ich versichere Ihnen, was es auch ist, wir können Ihnen helfen."Tubbs wendet sich mit einem sarkastischen Lächeln ab:"Nein, mein Freund. Hierbei kann mir keiner helfen. Bei dieser Sache konnte mir schon vor 25 Jahren nur einer helfen ... und zu dieser Person hab ich schon lange den Kontakt verloren."Der schon etwas übermüdete und genervte Cop sagt zu Rico abschließend:" Na gut, Mr. Tubbs. Ich sehe, Ihnen kann man sehr schwer helfen. Ich weiß, dass Sie bis ´89 Detective bei Miami Vice waren und nun fürchte ich, dass da möglicherweise Alleingänge geplant sind.""Keine Angst, Detective. Ich bin schon seit 20 Jahren aus dem aktiven Dienst.", erwidert Tubbs noch immer geschockt."Da bin ich mir nicht so sicher. Ich kenne Typen wie sie. Vornerum cool und gelassen, hintenrum auf 1000 wenns brenzlig wird. Ach übrigens: Haben Sie gestern bevor Sie mit Ihrer Freundin geschlafen haben aus dieser Flasche Gin getrunken ?" - er hebt eine halb gelehrte Flasche mit einem blauen Etikett hoch.Tubbs nickt verdrossen. "Nur zu Ihrer Information: in der Flasche war ein starkes Schlafmittel, deswegen haben Sie die Schreie Ihrer Freundin vermutlich nicht gehört.", meint der Cop sachlich.Rico wird es sichtlich zu viel:" Wie auch immer. Bitte nehmen Sie Ihre Leute mit und verlassen Sie meine Wohnung."Nach einer viertel Stunde ist Ricos Wohnung wieder totenstill.23:10Unter der DuscheDas kühle Nass scheint Tubbs´ starke Verspannungen in seinem Rücken ein bisschen zu entspannen.Seine pechschwarzen Haare mit grauem Stich kleben sanft in seinem Nacken.Bis vor zehn Minuten glühte noch jeder Muskelstrang.Plötzlich fasst er einen Entschluss: während er sich schnell zum Telefeon bewegt, verteilt er lauter Wassertropfen auf den schwarz-weißen Fließen und auf seinem teuren Teppich - heute stört es ihn nicht.Er wählt kurz, wartet einen Augenblick und spricht anschließend. Sein Gesicht ist von den Jalousien durch hell-dunkel Spiele übersät."Hallo ? Ist hier der JFK International Airport ? Ja, bitte den nächsten Flug nach Miami, Florida. Ja, den nehme ich danke ... mein Name ? - äh ... Ricardo Cooper."03.07.2009, 15:03Miami, FloridaAm Miami International Airport... Die schwere, gesicherte Türe des Fleugzeugs der American Airlines wird mit einem Ruck geöffnet.Als Tubbs nach einem ziehmlich anstrengenden Flug wieder frische Luft in die Nase bekommt, erdrückt ihn beinahe die Schwüle Floridas. Seit fast 20 Jahren spürt er dieses Gefühl zum ersten Mal wieder.Die Sicherheitskontrollen im Airport kommen ihm endlos lange vor - der 11. September 2001 hat die USA schon sehr verändert.Endlich fertig trottet er in seinem grauen Armani-Leinenanzug Richtung Ausgang."Hey, sind Sie frei ? Können Sie mich auf den Ocean Drive zum Colony Hotel bringen ?", fragt er einen schwitzenden, kubanischen Taxifahrer, worauf dieser nickt.Bevor sie jedoch losfahren, beschließt Tubbs noch mal auf die Toilette zu gehen. Tausend Gedanken strömen durch sein Hirn - er fühlt sich, als ob ein Schleier vor seinen Augen hänge.Am Waschbecken der modern eingerichteten Toiletten benetzt sich der Ex-Cop sein angestrengtes Gesicht mit kühlem Wasser. "Was mache ich eigentlich hier ??", fragt er seinen Verstand. Im Hintergrund läuft Musik.Rico bemerkt, dass sein Amulett, welches er seit seiner Jugend um den Hals trägt, ins Becken gefallen ist.Als er es in seine Hand nimmt und längere Zeit betrachtet ertönt plötzlich eine unverkennbare Stimme hinter ihm:"Das ich dich eines Tages noch mal wieder sehe, hätt ich echt nicht geglaubt, mein Freund."In diesem Moment dröhnt das unverkennbare Intro des Kenny Loggins Songs I´m Free durch die Lautsprecher.Tubbs wendet seinen coolen Blick nicht von seinem Amulett:"Weißt du was ?" - der Mann hinter ihm:"Was ?" - Tubbs:"Ich hab dich vermisst, SONNY !!"Erst jetzt dreht er sich um und schaut seinem ehemaligen Partner, mit dem er sicherlich die schwierigsten Jahre seines Lebens verbracht hat, in die tiefliegenden Augen.Sonny erwidert knapp:"Ich dich auch."Auf beiden Gesichtern machen sich Lacher breit und sie fallen sich in die Arme, schütteln sich die Hände und klopfen sich auf die Schulter.Nachdem sich beide Ex-Detectives von oben bis unten betrachtet haben, meint Tubbs: "Sag mal, so ganz bist du deinem Gewicht nicht treu geblieben, hab ich Recht ?" Darauf Crockett:" Duuu ! Und wer hat da schon nicht mehr so viele Haare wie vor 20 Jahren, hä ??" - Beide lachen.Nach der ausgiebigen Begrüßung und ein wenig Smalltalk sitzen Sonny und Rico im Taxi Richtung Innenstadt. Crockett hat sich überreden lassen, im gleichen Hotel wie Tubbs zu wohnen.Während der Fahrt wird fast kein Wort gewechselt - zu viele Erinnerungen liegen auf diesen Straßen. Als die Häuserfassaden vorbeiziehen, denken sich die Freunde, dass sie Miami in den vielen Jahren doch nicht so verändert hat, wie sie gedacht haben.16:00Beim Colony HotelAm sonnigen Ocean Drive vor dem im Art-déco Hotel setzen sich Rico und Sonny zuerst einmal in ein Cáfe um sich gegenseitig ihre Schicksale zu erzählen.Als Rico seine Geschichte fertig hat, bläst Sonny aus:" Verdammt, Mann. Deins ist noch übler als das mit Dumont. Ich sags nur ungern, aber unsere Vergangenheit scheint uns eingeholt zu haben. Nur in welchem Zusammenhang ??! Ich blick nicht durch.""Ich auch nicht, Mann. Ich weiß nur eins: wir müssen verdammt aufpassen, dass wir hier nicht draufgehen. Wer diese Typen auch sind, sie überlegen nicht, bevor sie abdrücken."Nachdem Crockett einen großen Schluck Bourbon genommen hat, fragt er abschließend:" Und was schlägst du vor was wir machen sollen ?" "Na ja, zuerst sollten wir mal unsere alten Fälle durchgehen, denk ich. Anschließend würde ich versuchen Kontakt zum OCB beziehnugsweise zu unserem alten Team aufzunehmen."Sonny blickt in die Ferne des Ozeans und lässt seine Gedanken schweifen:"Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich hierher nochmals zurückkomme, Rico. Scheint so als ob einen die Vergangenheit niemals ganz loslässt." Nachdem Rico Crockett lange Zeit mustert, erwidert er knapp:" Da könntest du Recht haben, Partner !"Bevor die beiden aufbrechen, um einen der schwierigsten Fälle ihres Lebens zu lösen, wirft Crockett seinem derzeit wohl einzigen Vertrauten seinen unverwechselbaren Grinser zu ...Fortsetzung folgt ...

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  • 5 months later...
04.07.2009 / 01:00 in MiamiNoch in derselben Nacht entscheiden sich die beiden in die Jahre gekommen Cops ihre alte Diensstelle aufzusuchen.Als sich beide im Hotelzimmer gerade ihre Klamotten zusammensuchen, fragt Sonny als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre:"Sollten wir nicht zusehen, ob wir noch ´n paar Waffen auftreiben können, was meinst du Partner ???"Rico, derweil sich im Badezimmer frisch machend, stößt einen dumpfen Lacher aus:"Klar, Partner ! Wie in den alten Zeiten, Mann." Crockett nickt:"Du hasts erfasst."Raschen Schrittes betreten die beiden Männer die grell erleuchteten Neon Straßen des Ocean Drive, wo ihr geliehener Caddy steht, den Tubbs wo von Geisterhand bersorgen konnte.Während die beiden ehemaligen Gesetzeshüter das helle Leder ausprobieren, räumt Sonny ein:" Also, wohin solls gehen ? Spontan fällt mir nur einer ein, zu dem wir so ohne weiteres gehen können. Ein leichter Ansatz von Genervtheit macht sich auf Tubbs sehr glatter Stirn bemerkbar:"Na hoffentlich kann er uns weiterhelfen, denn umsonst hinfahren wäre der reine Horror." "Auch ja, wo sollen wir eigentlich hinfahren ? Ich denke, der Gute wird seine Adresse in 20 Jahren mal geändert haben, meinst du nicht ?" "Glaub mir, der nicht." Crockett pustet leise Luft aus:"Wie du meinst." Gemächlich lässt er den surrenden Motor des Caddys an und lässt den Straßenkreuzer sachte über den Ocean Drive Richtung Nord Osten rollen. 01:44 Mit sanftem Händchen bringt Sonny das breite Automobil auf der 1794 NE 4th Avenue zum Stehen, direkt vor einem Haus, das mehr an einen Ameisenhaufen oder eine Höhle erinnert. Beide Cops atmen tief durch und schreiten in Richtung Haustüre, vor der eine Fußmatte mit der Aufschrift Bienvenido ! Negocio de compraventa de ordenador domestico - Purchase and sale of personal computers geschrieben steht. Sonny blickt mit unvergleichlichem Grinsen zu seinem Freund:"Na sie dir das an, Rico. Scheint so als wäre er ins lukrative Computer Business eingestiegen." "Ich bekomm jetzt schon Gänsehaut, wenn ich mich nur an diese Stimme erinnere.", befürchtet Rico darauf. "Wem sagst du das, der Typ würde noch seine Socken als moderne Schraubenzieher verkaufen." Darauf läutet Sonny Sturm, was ihnen aber fünf Minuten nichts bringt. Dann endlich öffnet ein schlacksiger, schmalgesichtiger Mann mit Bierglasboden-dicken Brillen die blasstürkise Haustüre. Er fragt mit leicht kubanischem Dialekt:"Ja bitte ...? Die Öffnungszeiten sind von 10 bis 19 Uhr ... hier ... (Anm.: er gähnt herzhaft) ...stehts doch meine He...?" Der etwas schmierig wirkende Mann stutzt und setzt seine 100 cm dicke Brille ab und dann gleich wieder auf. Plötzlich beginnt er wie wild zu fuchteln:"Ich glaub ich träume ! CROCKETT und TUBBS !!!" Sonny verzieht angewidert sein braungebrantes Gesicht:"Ihhh, Izzy, du sabberst - leg dir mal einen Maulkorb zu." - und taucht den verdutzten Kubaner in seinen Kobel. Dieser findet aber sogleich wieder das Wort:"Ich glaub, ich werd verrückt. Kommt in meine Arme Jungs." Bevor nur jemand etwas erwidern kann, hat Izzy Crockett und Tubbs schon fest in seinen Armen. Im nächsten Moment weicht er jedoch ein wenig erbost zurück:"Was fällt euch eigentlich ein, mich einfach so sitzen zu lassen in dieser überdimensionalen Bratpfanne von Miami, hm ??" Crockett blickt gelangweilt in ein herumliegendes Magazin:"Ach, und wir hätten dich damals fragen sollen, ob du uns erlaubst, aus Miami abzuhauen?." Izzy stottert darauf mit gespieltem Zorn:"Ja, ja, sowas in der Art, genau. Es hätte meinetwegen schon gereicht, auf Wiedersehen zu sagen. Aber - Izzy ist ja kein Unmensch. Kommt, kommt setzt euch - erzählt was ihr bis jetzt getrieben habt - ich glaube, es war Ende April ´89 wenn ich mich richtig erinnere und ..."Sonny wirft das Heft auf den knarrenden Holzboden und will schnell zum Punkt kommen:"Vielleicht ein andern Mal, mein Freund. Wir benötigen dringend deine Hilfe." Er fasst Moreno an dessen schmale Schultern und zieht ihn ein Stück zu sich. "Du hast doch sicher etwas in deinem ... Haus ... mit dem man ein paar böse Jungs vertreiben kann, oder ?" Crockett grinst vom einen Ohr zum Anderen.Der Exilkubaner blickt verdrossen zu dem alten Boden:"Natürlich, natürlich. Was wünschen die Herren denn ?"Er wetzt in Richtung eines metallenen Schrankes, der mit einer 4-stelligen Nummer versehen ist.Geschickten Händchens öffnet er flink das Schloss, die Türen springen auf und zum Vorschein kommen mindestens 15 verschiedene Arten von Waffen.Rico stöst einen leisen Pfiff aus:"Hey, ich hoffe die sind alle registriert. Pistolen, Schrotflinten, MPs, ... woher hast du das ganze Zeug ?"Moreno blickt ihn finster an:"Miami hat sich, ob ihrs glaubt oder nicht, auch ziemlich verändert. Vielleicht sind die Drogentoten etwas zurückgegangen, aber die Überfälle sind gleich geblieben - wenn nicht sogar gestiegen und ..."Crockett übernimmt das Wort:"... und da hast du für den Notfall sozusagen vorgesorgt. Hab ich Recht.""Du sagst es. Also was kann ich euch anbieten ?"Kurz daraufhin hat sich jeder der beiden ehemaligen Miami Vice Polizisten je zwei Waffen genommen, wobei Crockett bei Antlitz einer Bren Ten kurz gestutzt hat. Gewisse Accessoirs scheinen ihn immer wieder in die Vergangenheit zu ziehen."Also vorerst haben wir alles, oder halt !", Crockett tritt einen Schritt näher, als ob er befürchtet, dass sie jemand belauscht."Du kannst uns doch mit Sicherheit die Adresse des heutigen OCB geben ?""Ihr werdets kaum glauben, aber es befindet sich noch immer dort wo es schon immer war, Freunde."Nach einem kurzen Nicken verlassen Crockett und Tubbs Izzys Höhle, als dieser den beiden noch etwas nachruft:"Hey Crockett, warte. Du schuldest mir noch 20 $ !!!"Sonny blickt den schmächtigen Mann belustigt an:"WAS ? Was schulde ich dir ? Ich glaub ich hab was am Ohr.""Du weißt schon. Das letzte Mal als wir uns gesehen haben hast du mir für eine Auskunft 20 $ versprochen, die du mir anschließend weggenommen hast, Mann !"Crockett lacht, verdreht dabei die Augen und schreitet mit Rico wieder Richtung Caddy...02:25 auf der Flagler Street"... Mann Rico, bin ich froh, dass ich wieder mal Amerikaner höre. Duzente Jahre nur Französisch ...""Was hat dich eigentlich um Himmels Willen dazu veranlasst nach Frankreich zu gehen ?""Weil mich dorthin meine Ex verschleppt hat. So hats sichs dann ergeben, dass ich dort einen Job als Privatdetektiv angen..."Rico unterbricht ihn laut lachend:" DU als Schnüffler ? So mit Trenchcoat, Hut und Pfeife ?""Mann sei still. Also da war dieses Jobangebot, wo ..."Er konnte den Satz nicht mehr beenden, denn in demselben Moment saust eine Kugel durch die fast neue Windschutzscheibe ...Fortsetzung folgt ...
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  • 1 year later...

"RUUNNNNTTTERRRR", schreit Rico, packt Sonny am Genick und zieht ihn unter den Sitz. Die großkalibrige Kugel reißt ein unschönes Loch in die A-Säule des täuren Wagens. Bevor jedoch Rico Kenntnis davon nehmen kann und sich eventuell ärgern könnte, saust die nächste unaufhaltsame Salve tödlichen Bleis in Richtung der ehemaligen VICE Cops. "Verdammt. Bild ich mir das ein oder muss man heutzutage die Kanonen weniger oft nachladen als früher...", witzelt Crockett säuerlich. "Du hattest schon immer im richtigen Moment den richtigen Humor, Partner." Blitzschnell fasst Tubbs auf die Rückbank des Caddys und zückt Crockett's Bren Ten und seine Smith & Wesson. "Na mal sehen, ob das Baby immer noch so viel drauf hat wie vor 20 Jahren!", grinst Sonny, stößt sich ab und feuert tödliche Salven dem schwarzen Van hinterher. Die 10mm Kugeln durchschlagen die Hintertüren und sogleich stürzt ein Killer aus dem Kofferaum auf die Straße. Daraufhin startet Rico in Windeseile des Caddy und braust mit Vollgas dem Van hinterher. Die architektonisch mordernen Bürohäuser des Biscayne Boulevards fliegen an Sonny und Rico vorbei, die sich nun voll und ganz in ihrem Element fühlen. "Wie in alten Zeiten, stimmts ???", versucht Rico das beste aus der Situation zu machen. "Ja Mann, leider...", gibt ihm Sonny, auf den Van konzentriert, zurück. Inzwischen haben sich etliche Polizeiwagen des Miami-Dade County hinter dem Caddy gebildet, die mit bedrohlichen Sirenen dem Caddy nachjagen. Unaufhaltsam schießt der Van die breiten Straßen hinunter. Hinter der nächsten Kurve wird plötzlich eine Straßensperre aus Polizeiautos sichtbar. Die Cops haben sich mit der Waffe im Anschlag postiert. Sonny schüttelt ungläubig seinen Kopf. "Die Jungs gehen aufs Ganze." Unbeeindruckt von dem Polizeiaufgebot rast der Van auf die Straßensperre zu. Als die Cops die aussichtslose Situation bemerken, feuern sie unzählige Male auf den schwarzen Wagen. Ein paar der Kugeln treffen den Beifahrer und Blut spritzt auf die Windschutzscheibe. In letzter Sekunde werfen sich die Polizisten des Dade County auf die Seite bevor der Wagen ungebremst auf die quer gestellten Autos prallt. Eine Mischung aus Glas und Metall spritzt nach alle Seiten. Der bullige Van scheint den Aufprall gut überstanden zu haben und fährt in atemberaubenden Tempo Richtung S Dixie Highway. Bevor er jedoch aus dem Blickfeld der verdutzten Polizisten verschwindet, geht eine Seitentür auf und ein Körper schlägt auf die Straße auf. Crockett und Tubbs erkennen, dass die Verfolgung zu keinem Ergebnis führen kann zumal nun auch noch von vorne Polizeiwagen kommen und die Cops der Straßensperre ihre Waffen auf den Caddy gerichtet haben. Also steigt Sonny mit seinen weißen Leinen-Slippern auf Bremse und Kupplung und bringt den Caddy mit quietschenden Reifen zum stehen. Sogleich ertönt eine monotone Stimme, die aus einem Megafon kommt:" Keine Bewegung. Hier spricht die Polizei! Steigen sie langsam und mit erhobenen Händen aus dem Fahrzeug." Tubbs flüstert:"Die Wahrscheinlichkeit, dass uns die Freunde noch kennen, ist relativ gering, Mann. Darauf Crockett: "Ach was, die haben uns damals schon nicht gekannt!" Die beiden kommen dem Wunsch der Cops nach, steigen langsam aus, drehen sich um und legen die Hände auf die Motorhaube des breiten Caddys. Hastig werden sie von jeweils zwei sichtlich nervösen Polizisten bearbeitet: der eine durchsucht sie, der andere steht mit der Pistole im Anschlag bedrohlich vor ihnen. "Sauber.", resultiert ein Cop mit kurzen braunen Haaren und Aviator Sonnenbrille. "Der auch.", kommentiert sein Gegenüber. Sonny dreht den Kopf in Richtung Cops. Er wirkt genervt: "Da wir nun die Begrüßung beendet haben, können wir ja zum förmlichen Teil übergehen." Die Polizisten sehen sich ratlos an. Sie scheinen nicht sehr helle zu sein. "Fass mal in meine linke Tasche.", ordert Sonny seufzend. Der Bebrillte greift daraufhin vorsichtig in die Sakko-Tasche und fischt einen Ausweis heraus. Er liest laut vor: "JAMES CROCKETT. DADE COUNTY, MIAMI VICE." Nach dieser Überraschung, wirkt der Cop nicht sehr überzeugt: "Mann, der Ausweis ist über 25 Jahre alt!" Crockett reißt langsam der Geduldsfaden und blafft zynisch:"Ja, aber vielleicht ist er ja noch gültig??? Schon mal daran gedacht, Freundchen?" Der dümmliche Polizist lässt sich nicht auf eine Diskussion ein:"Wissen Sie was wir jetzt tun? Da heute sowieso nicht viel los ist, fahren wir Sie und Ihren Freund zu Ihrer Dienststelle. Wir werden ja sehen ob Sie dort mit Blumenstrauß und rotem Teppich empfangen werden." Schnaubend gehen die beiden Ex-Cops Richtung Polizeiwagen. Sie sehen wie der scheinbar tote Körper, der aus dem Van geworfen wurde, wegtransportiert wird. Rico kann eine Bemerkung nicht unterdrücken:"Hey Sonny. Hast du auch unlängst den Artikel in der Times gelesen, wo es heißt, dass man in den Polizeischulen Miamis einen IQ-Test einführen will? Anscheinend mangelts hier unten an Cleverness?" "Nein, aber du musst mir die Geschichte ausführlich erzählen, abgemacht?" Die jungen Beamten sehen sich wütend an... 03:15 / beim OCB "So meine Herren, aussteigen.", befielt nun einer der übermüdeten Cops. Als Sonny und Rico die Türen hinter sich zugeschlagen haben, bemerken sie die altbekannte, harmlos aussehende Fassade des OCB. Unzählige Male haben die beiden hier recherchiert, gearbeitet, ja sogar übernachtet. "In zwanzig Jahren hat es sich kaum verändert, vielleicht ists mal gestrichen worden, aber sonst...?", denkt Sonny und schmunzelt. Zum Erstaunen von Crockett und Tubbs sind die Innenräume ihrer ehemaligen Abteilung noch hell erleuchtet. Im Inneren schreitet das Quartett ein paar Gänge entlang ehe ihnen ein bärenartiger, großer und bärtiger Mann um die 50 entgegenschlendert. Seine rot-braunen Haare mit leichtem Graustich sind für sein Alter immer noch voll.Er trägt ein pastell-gelbes Hemd und eine kurze Hose.Zuerst beachtet er die Gruppe von Männern nur kurz, doch plötzlich bleibt er abrupt stehen und man hat das Gefühl, dass ihm seine Augen sogleich aus den Höhlen treten.Rico bemerkt den nun starren Mann und rettet die Situation, da die Straßenpolizisten mit der Fragerei um die Identität von Sonny und Rico sofort loselegen wollten."Hey, Stan, altes Haus!!! Ich sehe, du arbeitest noch. Sind noch 'n paar Donuts von heute Morgen übrig. Crockett und ich haben den ganzen Tag noch nichts bekommen."Während Rico die Sätze an den völlig überforderten Stanley Switek richtet, zwinkert ihm einige Male zu.Zum Glück kennt Switek solche Situationen aus Undercoverjobs:"Hey Rico, Sonny. Ja, äh ... auch Bären müssen mal Überstunden machen!", er lacht. "Ähm, Castillo wartet schon im Büro auf euch und verlangt die ... die ... Lombard -Akte."Crockett übernimmt das Schauspiel:"Oh ja, die haben wir hier. Na dann mal gute Nacht Stan."Switek bleibt noch immer auf der Stelle stehen und schaut noch immer verdutzt von Crockett zu Tubbs und wieder zurück.Im Weggehen ruft ihm Sonny noch zu:" Erinner mich. Morgen spielen die Dolphins."Schon ist das Quartett an der altbekannten Doppel-Schwingtür angelangt.Sonny und Rico atmen tief durch, hoffen, dass alles klappt und drücken zugleich die Tür auf.Nicht nur äußerlich, sondern auch im Inneren scheint die Zeit still zu stehen.Das Büro sieht bis auf ein paar neue PCs mit LED Bildschirmen noch exakt genauso aus wie vor 20 Jahren. Die Farbe, die Tische, sogar ein paar alte Telefone entdeckt Rico.Zielstrebig gehen sie auf das Büro des Lieutenants zu. Die meisten Schreibtische sind nicht besetzt.Nur zwei Frauen um die 50 stehen aus ihren Bürostühlen auf und auch ihnen bleibt der Mund offen stehen.Die eine hat tiefschwarzes, langes Haar, dass sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Sie trägt einen Hosenanzug und hochhackige Stöckelschuhe. Eine unbändige Attraktivität geht von aus.Die andere ist eine Afro-Amerikanerin, die eine rote, sehr enge Bluse trägt und Jeans. Ihre beachtlichen Brüste werden durch die Bluse geschickt zur Schau gestellt.Sonny und Rico setzen ein breites Lachen auf und begrüßen die beiden Damen mit den Namen Gina Calabrese und Trudy Joplin.Der großkotzige Streifenpolizist geht vor und klopft an die Tür des Büros und schreitet, ohne ein "herein" zu erwarten, in Castillos Räume.Sonny und Rico werfen sich kurz einen Blick und machen es dem Polizisten nach.Das durch Jalousien unterbrochene Licht taucht eine Gesichtshälfte des Lieutenants in schwarz.Der etwa 60-Jährige dratige Mann im schwarzen Anzug blickt kurz auf, lässt sich aber seine Verwunderung nicht anmerken.Er schreibt noch zwei Zeilen, steht auf und wendet sich den Straßencops zu." Kennen Sie diese Typen? Wir haben sie bei einer Verfolgungsjagd geschnappt. Wir nehmen an, dass sie kleine, miese Verbrecher sind, die..."Weiter kommt er nicht mehr.Fortsetzung folgt ...

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  • 3 months later...

Castillo blickt dem vorlauten Mann pfeilgerade in dessen Augen und schweigt. Sofort tritt Verunsicherung bei seinem Gegenüber ein und seine Großkotzigkeit verschwindet von der einen Sekunde auf die andere. Ein sanftes Lächeln umspielt Sonny und Ricos Lippen. Mit einer leisen, bedrohlichen Stimme beginnt Castillo nun auf die Frage des Cops zu antworten:" Für wen halten Sie sich eigentlich, dass Sie in mein Büro kommen und eine meiner besten Detectives schikanieren?" Schon vor diesem Satz war Castillos Opfer mental am Boden. "Machen Sie, dass sie rauskommen." Mit einer eindeutigen Kopfbewegung zeigt er den Straßencops den Weg zur Tür. Wutentbrannt und geschlagen machen sie auf der Stelle kehrt und verlassen schnellen Schrittes das Büro. Die weißen Jalousien an der Tür schwingen unsanft hin und her. Martin Castillo lässt sich in seinen Stuhl sinken, der, wie es scheint, auch noch derselbe wie vor 20 Jahren ist. Der ältere, aber durchtrainierte Lieutenant blickt kurz ins Leere, bevor er mit seinen stechenden Augen seine Ex-Detectives anblickt. Für einen kurzen Moment bildet sich Crockett ein, ein kurzes Lächeln auf den steinernen Zügen Castillos bemerkt zu haben. Der Lieutenant seufzt und knetet seine Nasenwurzel: "Was führt sie beiden nach Miami?" Er war bekannt dafür, gleich auf den Punkt zu kommen. Crockett ist sichtlich erleichert, dass die ganze Polizei-Angelegenheit so glimpflich ausgegangen ist. Sonst säßen Rico und er jetzt im Knast. "Also ich denke, erstmal ist ein Dankeschön angebracht Lieutenant.", beginnt Sonny die lange Geschichte. "Sie hätten das nicht tun müssen, Marty. Immerhin haben wir uns 20 Jahre nicht gesehen..." "Das ist der Punkt, Crockett. Es hat sich zwar Miami sehr verändert in den letzten 20 Jahren...aber die Aufgaben unserer Abteilung blieb diesselbe. Unser Team ist auch größtenteils das von damals. Viele von uns würden heute nicht mehr leben, wenn wir nicht in jeder Situation zusammenhalten würden. Deshalb steht des Prinzip des Zusammenhaltes an oberster Stelle. Ich lege wert auf Prinzipien. Ich lebe sie. Ich glaube an sie." Castillo lehnt sich zurück und die beiden Männer gegenüber verstehen dies als Zeichen, um mit ihrer Geschichte zu beginnen. Bevor sie allerdings zu Wort kommen, wird die Bürotür geöffnet und Trudy, Gina und Stan stehen im Raum. Zuerst fallen sich Tubbs und Trudy in die Arme, dann Crockett und Gina. Auch Stan kann sich eine Umarmung nicht verkneifen. Gina klopft Sonny liebevoll auf seinen nicht mehr ganz so straffen Bauch. "Hast ein wenig zugelegt, Sonny. Und grau bist du geworden.“ Crockett lacht auf: "Haha, is' alles nur gefärbt, meine Liebe." Nun lachen alle. Sogar Castillo kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Für einen kurzen Moment sind die Probleme vergessen. Nachdem sich jedoch die Begrüßungsstimmung gelegt hat und sich das gesamte VICE Team in den Besprechungsraum des OCB begeben hat, beginnt Sonny seinen Teil der Geschichte zu erzählen. "Also, ich hab vor Jahren einen Detektiv-Job in Südfrankreich angenommen, da meine damalige Freundin Michelle dort leben wollte. 2 Jahre später war die Beziehung am Ende und ich war dort, wo ich eigentlich mein Leben lang nicht hinwollte. Naja, jedenfalls hab ich mir dort einen Job als Privatdetektiv gesucht und bin bis vor wenigen Tagen gut damit gefahren. Kein besonderer Stress, keine Schießereien, wo man um sein Leben bangen muss. Kein Burn-Out. Vor ungefähr einem Monat hab ich dann 'nen Auftrag von Frank Laplace an Land gezogen. Ein undurchsichtiger Typ. Ich sollte Fotos von irgendeiner Villa machen und diese ihm dann zuspielen. Als wir uns dann zur Übergabe in einem Club getroffen haben, kamen plötzlich 3 Männer und einer von ihnen sprach mich mit meinem richtigen Namen an. Anschließend haben sie losgeballert und der ganze Laden hat sich in ein zweites Vietnam verwandelt. Am nächsten Tag wurde ich von Antoine Dumont verhört, ein Cop und Freund von mir. Noch während dieser Unterredung wurde er ... von 'nem Scharfschützen umgelegt. Gleich danach hab ich den nächsten Flug nach Miami gebucht. Der Punkt ist, dass niemand in Frankreich meinen richtigen Namen kennt. Außer Dumont und Michelle damals ... aber sie scheidet aus und Dumont wars' sicher nicht. Es muss also was mit Miami und meiner Vergangenheit hier zu tun haben...", beendet Crockett seinen Teil der Story. Castillo knetet erneut seine Nasenwurzel und seufzt tief: "Und hat man einen der Killer im Club identifiziert?" Crockett schüttelt unscheinbar den Kopf: "Ich habe nur einen von ihnen erwischt, aber seine Identität war natürlich gefälscht. Man hat nur herausgefunden, dass es sich um Amerikaner handelte. Militärische Schießweise, großkalibrige vollautomatische Waffen, ihr ganzes Auftreten - das waren mit Sicherheit Profis. Sie haben auch so gut wie alle in dem Laden umgelegt. Völlig egal ob Frauen oder Jugendliche." Er schlägt mit der Hand auf den Tisch. "...und ich bin schuld, versteht ihr..." Gina legt ihm freundschaftlich die Hand auf seine Schulter. Castillo blickt nun in Richtung Tubbs: "Und Sie? Gibt’s Gemeinsamkeiten?" "Ja, Lieutenant. Ich betrieb ein paar Jahre nach meinem Ausscheiden bei VICE einen kleinen Kunstladen in New York. Dann hat’s mich aber immer zurück zur Polizei gezogen und ich arbeitete oft als Profiler für die Jungs oben. Dann hab ich vor kurzer Zeit Lisa kennengelernt." Tubbs schluckt hart. "... Sie hat erst vor ein paar Monaten bei der Polizei angefangen. Jedenfalls sind wir eines Abends wieder in mein Appartement um uns zu lieben. Als ich aufwachte, fand ich nur mehr ihre schrecklich zugerichtete Leiche vor. Sie wurde aufgebahrt! Wie ein verdammtes Opfertier, Mann!" Er schlägt mit seiner Faust in die geöffnete Handfläche. Man fand einen Zettel bei ihr, worauf stand: MIAMI, 1988. Mir fiel sofort Crockett ein und ich buchte umgehend einen Flug hierher." Alle Mitarbeiter des OCB sitzen ohne ein Wort zu sagen an dem langen Besprechungstisch. Keiner weiß eine Antwort auf die grausamen Vorfälle, die über Crockett und Tubbs gekommen sind. "Man hat also gezielt Menschen ermordet, die euch beiden nahe standen.", resultiert Switek. "Das tut nur jemand, der 'nen Riesenhass auf euch hat, Leute. Rico, du sagtest '88 ??" Tubbs blickt weiter auf die matt-holzfarbene Tischplatte. "Ja." Also muss '88 irgendwas vorgefallen sein, dass unseren großen Unbekannten dazu veranlasst, den Rächer zu spielen." Crockett fährt sich durch sein dichtes Haar und legt anschließend seinen Kopf in seine Handfläche. Sein kantiges Gesicht ist vom Jalousiemuster der von einer außenstehenden Laterne beleuchteten Jalousie bedeckt. "Wir müssen die Akten des Jahres '88 durchgehen", sagt Gina aufmunternd zu Crockett und Tubbs. Castillo wirft ihr daraufhin einen strengen Blick zu: "Nein. Sie sind derzeit an anderen Fällen dran. Ich will hier keinen persönlichen Rachefeldzug von der Polizei gegen die Unterwelt." Trudy will schon zum Widerspruch ansetzen, als der dratige Lieutenant eine abwehrende Handbewegung macht. "Es reicht, wenn sich zwei Cops mit der Sache beschäftigen." Sonny und Rico blicken auf, sehen sich an und bedanken sich mit einem Kopfnicken bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten. Castillo ist in den Jahren nicht nur äußerlich gleichgeblieben ... Switek setzt wieder seine humoristische Art auf: "So, Leute. Zeit fürs' Bettchen. Auch Bären brauchen mal Schlaf." Er reißt seinen Mund auf und gähnt herzhaft. Rico lacht auf: "Du hast immer noch keine Manieren, Stan!" Statt einer Antwort, bekommt er Switeks große rosa Zunge zu sehen. "Igitt, erspar uns das, Stan. Mit dem Ding kannst du ja Alligatoren in den Glades vertilgen.", witzelt Sonny. Gina, Trudy, Stan, Sonny und Rico verlassen das Besprechungszimmer. "Sonny, Rico. Ich hab hier noch was für euch.", hält Castillo die beiden Männer vom Gehen ab. Gemeinsam gehen sie in dessen Büro und Castillo zieht langsam eine der unteren Schubladen seines Schreibtisches auf. Er wirft zwei Polizeimarken auf den Tisch. "Die werden sie brauchen." Crockett blickt erstaunt zu ihm: "Sagen Sie jetzt nicht, dass sie die 20 Jahre im Schreibtisch hatten??" "Sagen wir mal so: Ich hab gewusst, dass sie eines Tages nochmals gebraucht werden ... aber das ist noch nicht alles." Prompt greift er noch mal in die Lade und zaubert Crockett's Smith and Wesson 4506 und Tubbs' Smith and Wesson 49 Bodyguard hervor. Während Sonny durch den Schlitten seiner alten Waffe blickt, verpackt er seine Verwunderung in einen Witz: "Lieutenant, Sie haben eindeutig zu viel Platz in ihrem Schreibtisch." Rico lacht laut auf und Castillo ringt sich nochmals ein Schmunzeln ab ... "Ähm, was ich noch sagen wollte Marty ... Sie müssen das nicht tun ... ich meine uns beiden helfen. Ich nehme mal an, ihr habt hier genug mit anderen Fällen zu tun und ...", Crockett wird von seinem Gegenüber unterbrochen. "Ein Wagen steht draußen am Parkplatz. Er wird Ihren Ansprüchen entsprechen.", informiert der hagere Vorgesetzte, der nun am Fenster steht und in die Dunkelheit blickt. 04:45 Uhr/auf dem Parkplatz des OCB Crockett und Tubbs schlendern auf den Parkplatz des OCB, wo eine Menge konfizierter Wägen stehen, die nach den Verhaftungen von allen möglichen Gangstern ohne Besitzer verbleiben. Als Sonny den weißen Wagen bemerkt, den Castillo gemeint hat, bleibt im förmlich die Spucke weg. Und auch Rico kann sich ein "Yeah" nicht verkneifen. Vor den zwei Männern steht ein neu lackierter Ferrari Testarossa 512 TR. Mit großen Augen und Riesenschritten eilt Sonny zu dem wertvollen Sportwagen und streicht ihm fast andächtig mit der Hand über den polierten Lack: "Das ist reinste Wahnsinn, Tubbs!!! Heutzutage ist der 'ne echte Rarität." Sofort springt der jungendlich wirkende Mann in den rasanten fahrbaren Untersatz und lässt gleich darauf den Motor aufheulen. Auch Tubbs scheint sich sichtlich auf die Fahrt in diesem Schmuckstück von Wagen zu freuen... 05:00 Uhr/auf den Straßen Miamis Nachdem die beiden Polizisten eine Weile geschwiegen und über ihre Situation nachgedacht haben, unterbricht Crockett den gleichmäßigen Ton des Fahrtwindes: "Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir uns in die Szene einweisen lassen..." Tubbs antwortet ohne seinen Sitznachbarn anzusehen: "Du hast Recht, Mann. Und ich kenne auch die geeignete Person dafür..."Fortsetzung folgt ...

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  • 4 weeks later...
05:25 Uhr/ in einem Hinterzimmer des Club Nu Der kleinwüchsige Afroamerikaner wälzt sich genussvoll auf dem grünfarbigen Seidenlaken. Links und rechts neben ihm liegen zwei nackte Schönheiten, die kaum die Minderjährigkeitsgrenze überschreiten. Nach einem tiefen Seufzer macht sich der dunkelhäutige Mittfünfziger daran die etlichen erogenen Zonen der beiden jungen Mädchen gleichzeitig zu bearbeiten. Im Hintergrund hört man den Song Kiss You (When It’s Dangerous) von Eight Seconds, der in den Clubräumen gerade gespielt wird... Plötzlich berstet die pastell-blau gestrichene hölzerne Doppeltüre auseinander und die Hintergrundmusik erfüllt den Raum. “Hi, Noogie!!! Wie ich sehe bist du wieder mal dabei die Frauenwelt ein Stück näher kennenzulernen.“ Noogie Lamont sieht in seinen kleinen verwirrten Augen plötzlich zwei Männer im Raum stehen, die er aus längst vergangenen Tagen nur zu gut kennt – ein Weißer und ein Schwarzer. Der Weiße schlendert näher Richtung den unbekleideten jungen Frauen, die sich rasch das Laken über ihre Oberweite binden. “Tztztztz, Noogie. Was seh’ ich denn da??? Die Ladies sehen aber noch sehr jung aus, mein Freund.“ Er richtet seinen Blick Richtung seines schwarzen Kumpanen, der im Türrahmen stehen geblieben ist. “Was meinst du, was unser Freund hier bekommen würde?“ “...wegen Verführung Minderjähriger?? Naja, 5 Jährchen auf jeden Fall.“ Das Unterkiefer des kleinen Mannes fängt zu zittern an und im nächsten Moment springt er wie ein Blitz auf seine Beine und schreit: “Crockett und Tubbs. Das hätt ich mir ja denken können, dass es euch zwei Superbullen noch mal ins den Sonnenstaat zieht!“ Der Noogman will schon zu einer kräftigen Umarmung ansetzen, doch Sonny streckt seine Handfläche in Richtung des Kopfes von Lamont und verschafft sich so Abstand. Mit einem kräftigen Ruck befördert ihn der jung gebliebende Cop zurück auf sein überdimensioniertes Bett. “...Wir können die Sache aber auch auf sich beruhen lassen, Noogman. Liegt ganz bei dir, mein Freund.“ Lamont blickt zu Crockett, dann zu Tubbs und wieder zu Crockett. „Seid wohl wieder hinter ein paar schweren Jungs her, wie??? ... Na gut Jungs, wie kann euch Boogie Noogie weiter helfen???“ Tubbs hat seinen Platz verlassen und tätschelt dem Kleinkriminellen die Wange: “Also Noogman, Crockett und ich sind nicht freiwillig in Miami. Irgendwelche Irren versuchen uns platt zu machen. Sie haben Freunde von uns getötet, und zwar so, dass wir leiden sollen.“ Er beugt sich über den Kleinen und befindet sich wenige Zentimeter vor dessen Gesicht. “... und jetzt interessiert uns natürlich wer die Hintermänner sind. Du wirst doch mit Sicherheit auf den breiten und sonnigen Straßen Miamis mal was gehört haben, oder?“ Lamont setzt ein breites Lächeln auf: “Öh...also bis heute hab ich von eurem kleinen Problemchen nichts gehört, ab...b..b..er wenn ihr wollt, hört sich der Noogman mal um in der Szene. Allerdings kann er euch nicht versprechen, ob...“ Rico packt die Quasselstrippe bei seinem Ohrläppchen und bekommt sogleich das gewünschte Nicken. Nachdem die beiden Männer ihr Ziel erreicht haben, geht Crockett noch mal zu einer der beiden Mädchen und zieht ihr das Laken mit einem Ruck von ihrem makellosen Körper. Anschließend schlendert er zu der demolierten Doppeltür und hängt das Laken vor diese: “...damit ihr ja nicht gestört werdet.“ Er zwinkert sarkastisch. 06:06 Uhr/ auf den Straßen Miamis “Meinst du, dass wir ihn zu hart angepackt haben?“, fragt Rico zweifelnd seinen Partner. Sonny blickt weiter starr auf die leere, erhellte Straße. “Nein. Hast du gesehen, wie alt die Mädchen neben ihm waren? Was sag ich Mädchen – Kinder! Obwohl er nicht der Zuhälter oder sonst was ist, legal ists nicht, mit Minderjährigen Nutten rumzumachen.“ Rico nickt langsam: “Es war schon immer so: man drückt bei den Kleinen die Augen zu, um die Großen zu schnappen. Allerdings müsste man die Kleinen genauso verhaften.“ „Du sagst es Partner.“ In Crocketts Zügen ist Verbitterung zu sehen. “Eigentlich wollte ich nie wieder nach Miami zurückkommen. Ich hab so viel Scheiße hier unten erlebt... und aus heutiger Sicht ist man mit 30 einfach noch zu jung, um so viel Elend und Dreck zu erleben. Dealer, 14-jährige Prostituierte, Kinderschänder, Mütter, die ihr eigenes Kind für ’ne Unze Koks verkaufen und so weiter und so weiter. Bevor wir uns ’84 kennen gelernt haben, gab’s fast keinen Abend, wo ich nicht sturzbesoffen zu Caroline nach Hause kam. Keiner aus unserer Einheit hatte damals eine feste Beziehung, ganz zu schweigen von Heirat. Und Billy wuchs praktisch ohne Vater auf, weil der dauernd irgendwelche Dealer hochnehmen musste.“ Rico legt Sonny seine Hand auf die Schulter: “Hey, Mann. Du hast damals einfach nur deinen Job gemacht. Und der war einfach sehr zeit- und nervenaufreibend. Das da für Familie keine Zeit bleibt, ist klar. Denkst du, bei uns in New York war’s anders? Aber eines stimmt, Mann: VICE-Cop zu sein, ist ein verdammt harter Job, der dich innerlich zerfrisst. Auch ich hab in den Jahren wo ich hier unten war nicht gerade das Paradies erlebt. Und länger als fünf Jahre hätte ich, auch nicht mehr durchgehalten.“ Darauf nickt sein Partner: “... Es zerfrisst dich, das stimmt. Und am Ende spürst du gar nichts mehr. Oder zu viel wie mir damals die Tochter von Borbon gesagt hat... Nach Caitlins Tod hat mich der Job damals teilweise nur noch angekotzt. Verstehst du Rico, es macht einen Unterschied aus, ob du von der Straße nach Hause kommst und es wartet eine Frau auf dich, die dich für ein paar Stunden vergessen lässt, was für einen Dreck du heute wieder gesehen hast, oder ob du auf ein Segelboot kommst und die ganze Nacht darüber nachdenkst, dass du heute eigentlich wieder mal nichts bewirkt hast. Ich war, nachdem wir den Job hingeschmissen haben, innerlich so ausgebrannt, dass ich mir nicht mal ’ne Nachrichtensendung ansehen konnte. Es dauerte Jahre bis ich mich dann entschloss, Privatdetektiv zu werden... aber das auch erst, als mich Michelle dazu gedrängt hat. Jedenfalls kann ich dir nicht versprechen Partner, ob wir diesmal nicht draufgehen.“ Rico schmunzelt: “Ja, das haben wir das letzte Mal ’89 auch geglaubt. Da hast du sogar gesagt, dass du nicht denkst, dass du 65 wirst, weiß ich noch ganz genau. Und jetzt sitzt du mit Leinensakko, Bundfaltenhose und Slippern in einem Testarossa, Mann!!!“ Jetzt lacht auch Sonny auf: “Rico, du hast eindeutig zu viel Zeit gehabt. Du merkst dir viel zu viel unwichtiges Zeugs. Aber na gut. Dann sag ich hier und jetzt, dass ich sowieso nie vorhatte, 85 zu werden.“ Beide Männer lachen lauthals auf. Crockett tritt das Gaspedal des Ferraris noch ein wenig fester durch, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu ergattern... 04. 07. 2009/ 09:04 Uhr im Colony Hotel Nachdem James Sonny Crockett und Ricardo Tubbs wenigstens an die zwei Stunden schlafen konnten, waren sie bereits auf den Beinen. Der Deckenventilator surrt leise vor sich hin und macht das durchgestylte Hotelzimmer um einige Grade zu kalt. Die heiße, stechende Sonne drängt sich durch jede Ritze der schwarz-lackierten Jalousien und spiegelt sich in der Glasplatte, die vor einem Piet Mondrian-Bild angebracht ist. Ächzend wirft sich Crockett ein pink - farbenes T-Shirt über und fasst aus seinem Koffer ein weißes Leinensakko heraus, dass farblich perfekt zu seiner Bundfaltenhose passt. Dazu trägt er glatte, weiße Lederslipper ohne Socken und eine Uhr der Marke Ebel. Tubbs, der ein graues Leinensakko mit schwarzer Hose und grauen Schuhen kombiniert, lacht auf als er seinen Partner perfekt gestylt erblickt. “Na? Wie in den guten, alten 80ern, oder??“ Sonny antwortet lachend im Vorbeigehen: “Man muss froh sein, dass sich die Moden immer wieder wiederholen. So braucht man seine alten Klamotten wenigstens nicht wegschmeißen...“ 09:45 Uhr/ im OCB Crockett und Tubbs stoßen die alte Schwingtüre des OCB gleichzeitig auf: “...also als erstes gehen wir jetzt die Akten von ’88 durch.“, sagt Sonny zu Rico. Er nimmt seine schwarze Ray-Ban Wayfarer ab, hängt sein Sakko über den abgewetzten Bürostuhl seines ehemaligen Schreibtisches und macht sich sofort über den Berg von Akten her, die alle Fälle des Jahres 1988 beinhalten. Anschließend wirft er die Hände in die Höhe und ruft in den beschäftigen Büroraum: “Kann mir mal jemand verraten, warum diese Fälle nicht längst im PC abgespeichert sind? Stattdessen müssen wir uns hier quälen. Meine müden, alten Augen!“ Switek, der gerade mit einer Schachtel Donuts an Crockett verbeiwandert, antwortet belustigt: “Oh, unser armer Maulwurf namens Sonny. Wie wär’s denn mit ’ner Brille?“ Crockett ohne aufzusehen: “Ach, halt die Klappe, Stan. Wenigstens verputz ich nicht täglich die ganzen Donut-Vorräte Miamis.“ Nun lässt sich auch Tubbs auf seinen Stuhl fallen, nachdem er ein paar Sätze mir Trudy gewechselt hat. Er macht sich sogleich über seinen Stapel Akten her... 15:36 Uhr/ im OCB “Ach, wieder nichts.“ Rico legt den Kopf in den Nacken und massiert sich selbst seine verspannten Schultern. “So kommen wir nicht weiter, Sonny. Ich bin jetzt beim Quintero-Fall von November ’88. Da , wo Hardin damals hätte aussagen sollen, weißt du noch?“ Auch Sonny reibt sich seine brennenden Augen: “Ja, klar. Der Junge hatte echt was drauf. Junge ist gut... er muss heute über 40 sein.“ Er nimmt seine Beine vom Schreibtisch und wählt eine Nummer auf dem schwarzen Telefon, welches er unter den Akten ausgräbt. “...Ja, hallo?... Hier Crockett von VICE. Ich brächte eine Auskunft über einen Cop, der hier bei uns vor 20 Jahren beschäftigt war. ... Ja, ich weiß, dass das verdammt lange zurückliegt, aber ... ja, natürlich ... aber es ist dringend. Der Name ist Hardin, Vorname Joey. ... Was? ... Keine Einträge? Ja, vielen Dank.“ Er legt den Hörer auf und erklärt seinem Partner, dass Joey Hardin in Miami nicht gemeldet ist. “Er hätte hilfreich sein können. Aber bei dem Job ist nicht mal sicher, ob ein Cop, der vor 20 Jahren angefangen hat, überhaupt noch lebt.“, meint Tubbs. Crockett macht ein düsteres Gesicht: “Ähm, du warst gerade beim Quintero-Fall, oder?“ Rico nickt. “Was ist aus ihm geworden?“ Sein Partner blättert in der alten Akte: “Er wurde ’91 in Lauderdale unter anderem wegen Zuhälterei und einigen Auftragsmorden festgenommen. ’93 erhängte er sich in seiner Zelle.“ “Also wieder nichts. Wobei mir um den Typen echt nicht Leid ist.“ Crockett legt seine Beine erneut auf den Schreibtisch und steckt sich eine Zigarette der Marke Lucky Strike an, die er im nächsten Moment mit seinem silbernen Zippo-Feuerzeug anzündet. “Du hast wieder angefangen?“ “Ja. Es ist sowieso schon alles verdammt egal.“ Nun legt auch Tubbs seine Beine auf seinen Schreibtisch und streckt sich in seinem Stuhl: “Also, machen wir weiter?“ Crockett bläst den Rauch senkrecht nach unten: “Und ich hab geglaubt, ich hab diesen ganzen Scheiß endlich hinter mir und muss...“ Plötzlich nimmt er die vor ihm liegende Akte und schaut starr auf die vier Ziffern, die auf der Vorderseite abgedruckt sind: 1988. Hastig drückt er den Zigarettenstummel in einem Aschenbecher aus. “Einen Moment mal. Was war der erste Fall, den wir ’88 bearbeitet haben, Rico?“ Sein Gegenüber blättert in verschiedenen Mappen und liefert ein paar Sekunden die gewünschte Antwort: “Es war der Pierce-Fall. Der Politiker, den wir in diesem Bordell-Zug erwischt haben.“ Sonny unterbricht ihn: “Ich weiß, ich weiß. Und jetzt sieh’ dir mal die folgenden Fälle an. Welcher sticht besonders heraus?“ Rico blättert wieder eine Weile. Dann stoppt er abrupt bei einer Seite. Finster sieht er zu seinem Partner: “Oh Mann...“ Fortsetzung folgt ...
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