Miami Nights - (Abgeschlossene Geschichte)


Christine

Recommended Posts

Hier kommt nun das vorletzte Kapitel! SECHSUNDZWANZIGhttp://www.myvideo.de/watch/1069040/Van-Halen_Jump Der Daytona fegte durch die frühmorgendlichen Straßen. Hier und da sahen sie Frauen mit ihren Hunden Gassi gehen. Eine Frau in einem heißen Outfit fuhr auf Inlinern neben ihrer Dogge her.Normalerweise hätte Sonny den Fuß vom Gas genommen und beide hätten sich die hübsche Erscheinung genauer angesehen, aber heute schenkten sie der Frau kaum einen Blick.Der Wagen schlingerte um eine Kurve und die Frau verschwand aus ihrem Blickfeld.Über dem Meer ging inzwischen die Sonne auf. Sie vertrieb die dunklen Schleier der Nacht. Der Wind schob etliche Wattewolken über das strahlende Blau des Himmels.Sonny schoss über zwei weitere Kreuzungen. Zum Glück herrschte in dieser noblen Gegend um diese Zeit kaum Betrieb, aber einen Wagen bremste er dennoch aus. Bremsen kreischten und der Fahrer drückte protestierend auf die Hupe.Rico dachte an Trudy und an die Bilder der anderen Opfer, die er gesehen hatte. Sie durfte nicht so enden! Nein, sie würden Trudy da rausholen und Estefan Rimigio festnehmen!„Wir kriegen das hin, Tubbs“, sagte Sonny. Diese wenigen Worte machten Rico klar, dass Sonny sich ebenso viele Vorwürfe machte wie er selbst.„Ja“, antwortete Rico nur, aber obwohl er versuchte optimistisch zu sein, blieben doch Zweifel zurück. Trudy befand sich seit etlichen Stunden in der Gewalt dieses sadistischen Mannes, der seine Opfer in immer kürzeren Abständen suchte. Das war typisch für Killer dieser Art. Anfangs genügte es ihnen, sich alle paar Wochen ein Opfer zu suchen und die Zeit dazwischen mit ihren Fantasien von dem letzten Mord zu füllen, aber dann brauchten sie den Kick immer häufiger.Das Tor zum Anwesen stand offen. Sonny lenkte den Wagen die Auffahrt hinauf und beide entdeckten sofort den Lamborghini, der vor dem Eingang stand.„Er wird nicht im Haus ein“, überlegte Rico. „Du sagtest, es wäre noch nicht bezugsfertig. Das bedeutet, dass wahrscheinlich noch drinnen gearbeitet wird. Er kann das Risiko nicht eingehen, dass ein Arbeiter zufällig seine Gefangene findet.“Sonny nickte. „Das sehe ich auch so.“Sie stiegen aus und schlossen leise die Türen. In der Stille erschien jedes Geräusch ohnehin doppelt so laut wie es eigentlich war.Die gardinenlosen Fenster der Villa schienen sie anzustarren. Mehr als einmal hatte Rico das Gefühl, dass jemand sie beobachtete, obwohl er immer noch davon überzeugt war, dass sich niemand im Haus aufhielt.Sonny wandte sich dem Weg zu, der rechts um die Villa herumführte, Rico nahm den Weg links herum. Mit gezogenen Waffen huschten sie, jeden Strauch und jeden Mauervorsprung als Deckung nutzend, um das Haus herum zur Rückseite.Die gigantische Terrasse wirkte noch leer und trostlos, der Boden des leeren Pools war mit Dreck und Blättern bedeckt, ebenso der weitläufige Rasen.Von ihren Plätzen an den Hausecken aus konnten Rico und Sonny den gesamten Garten überblicken, auf dem hier und da schattenspendende Bäume wuchsen. Ein Kiesweg, breit genug, um auch mit einem Fahrzeug darüber zu fahren, führte zum eigenen Sandstrand. Auch ein Bootssteg gehörte zum Anwesen. Noch ankerte dort keine Jacht, aber einige Meter links von dem Steg gab es ein kleines, weißgetünchtes Haus. Es stand schräg zum Haus, als hätte der Erbauer absichtlich die Ordnung etwas durcheinanderbringen wollen. Davor parkte ein roter Porsche.Rico beugte sich etwas vor und versuchte einen Blick auf Sonny zu erhaschen. Da dieser den gleichen Gedanken gehabt hatte, trafen sich ihre Blicke tatsächlich.Rico wies mit der Hand, in der er die Waffe hielt, auf das kleine Haus.Sonny nickte. Beiden war klar, dass dies vermutlich der einzige Ort war, an dem Estefan Trudy gefangen halten konnte, aber in Anbetracht der Tatsache, dass vor dem Haus ein weiterer Luxuswagen parkte, gingen sie davon aus, dass Estefan nicht allein war.Da Gina davon sprach, dass sie Alfonso Mendes nicht hatten festnehmen können, vermutete Rico, dass die beiden Männer sich gemeinsam um Trudy kümmern wollten. Der Zorn kochte weiter in ihm hoch. Gleich würde er überschäumen. Was waren das nur für miese Typen, die nur dann ihren Spaß hatten, wenn die Frau wehrlos war und sie die Ärmste verprügeln konnten?Die Stämme der Bäume als Deckung nutzend huschten sie auf das kleine Haus zu.In der Ferne tauchte ein Boot auf, das sich sehr schnell näherte. Noch aber schenkten Rico und Sonny ihm nur wenig Beachtung, sondern richteten ihre Aufmerksamkeit auf das kleine Haus.Plötzlich durchschnitt das scharfe Geräusch eines Schusses die morgendliche Stille...

Link to comment
Share on other sites

SIEBENUNDZWANZIGHinter Trudys Stirn arbeitete es fieberhaft. Vielleicht war es gut, wenn er noch eine Weile glaubte, sie sei benebelt, völlig weggetreten von den Drogen. Möglicherweise ließ er sie dann in Ruhe. Eine Frau zu vergewaltigen, die keinerlei Reaktion zeigte, schmälerte sicher den Spaß an der Sache erheblich.Sie musste es zumindest versuchen und hoffen, dass ihr Plan funktionierte.Wie es dann weitergehen sollte, wusste sie allerdings auch nicht. Schließlich konnte sie nicht stundenlang die Bewusstlose spielen. Das kaufte er ihr ganz bestimmt nicht ab.Trudy dachte an ihre Kollegen. Ob sie inzwischen irgendeine Spur gefunden hatten?Es wäre schön, aber darauf verlassen konnte sie sich nicht. Sie musste sich selbst helfen, aber wie?Obwohl es sie eine fast übermenschliche Anstrengung kostete blieb Trudy still liegen. Sie hielt die Augen geschlossen und bemühte sich ruhig zu atmen. Sie lauschte angestrengt. Was machte er?Im Raum herrschte Stille, nachdem der Hall des Schusses verklang. Für einen Moment glaubte Trudy fast, dass Estefan das Haus verlassen hatte, vielleicht, um seinen Wagen dichter an die Tür zu fahren. Schließlich musste er die Leiche beseitigen.Oder ob er wartete, bis auch sie tot war, um sie dann beide in einem Aufwasch fortzubringen?Ihr fiel ein, dass sie nicht gehört hatte wie er das Haus verließ. Also war er noch hier.Nicht bewegen, Trudy! Atme ruhig und gleichmäßig! , dachte sie. Er denkt sicher darüber nach, was er jetzt tun soll.Dann hörte sie das Boot kommen. Das Geräusch wurde immer lauter, ehe der Motor zurückgeschaltet wurde.Jemand schrie plötzlich: „He, was tun Sie hier!“Die Tür knallte, als Estefan hinausrannte. Weitere Stimmen ertönten und Schüsse fielen.Während draußen mit einem Mal die Hölle los war, riss Trudy die Augen auf. Ihr Kopf ruckte herum und zwischen den Tischbeinen durch sah sie Alfonso tot auf dem Boden zwischen Tür und Buffetschrank liegen.Sie zog und zerrte an den Fesseln, die aber sehr stramm saßen. Sie schnitten ihr in die ohnehin wunde Haut, ohne dass es ihr einen Nutzen brachte.Der Schusswechsel draußen dauerte an. Dann hörte sie den Bootsmotor aufheulen.„Sonny, er haut ab!“, schrie jemand.Trudy hätte am liebsten laut aufgejubelt, als sie die Stimme erkannte: Sie gehörte Rico!Nachdem im Haus der Schuss fiel, versuchten Rico und Sonny sich dem Haus schneller zu nähern, ohne allerdings die notwendige Vorsicht außer Acht zu lassen. Wenn Trudy da drinnen war, nutzten sie ihr wenig, wenn sie in irgendeine Falle liefen.Das Boot hielt jetzt genau auf den Steg zu und noch ehe es stoppte schrie jemand: „He, was tun Sie da!“Im nächsten Moment verließ ein Mann eilends das Haus, suchte Deckung hinter dem Porsche und feuerte seine Waffe ab.Der Schuss riss einen langen Span aus dem Baumstamm, hinter dem Rico in Deckung gegangen war.„Oh, verdammt!“, fluchte er. Er zielte Richtung Porsche, aber alles, was er sah, waren einige dunkle Haare.Estefan kam wieder hoch und schoss erneut. Rico nutzte die Gelegenheit, um seinerseits einen Schuss abzugeben und auch Sonny drückte ab. Irgendeine Kugel prallte mit einem hohen Ton vom Lack des Porsche ab und flog sirrend davon.Estefan blickte sich gehetzt um. Er sah das Boot, das am Steg dümpelte, aber noch nicht vertäut war. Wenn er es bis dorthin schaffte... irgendwie!Sonny behielt den Porsche im Auge, während Rico versuchte näher an das Haus heranzukommen. Als Estefan hoch kam, schoss Sonny erneut, um Rico den Weg freizuhalten.Geduckt rannte Rico zum nächsten Baum, suchte dahinter Schutz und wartete. Sein Herz hämmerte wie verrückt, während er seinen Rücken gegen die raue Baumrinde drückte. Er riskierte einen schnellen Blick und sah, dass Estefan sich halb rollend, halb robbend Richtung Steg bewegte.Als der Mann schließlich aufsprang, um geduckt und wie ein Hase im Zickzack laufend zum Boot zu rennen schrie er: „Sonny, er haut ab!“Sonny zielte auf den Mann, der in wilder Hast zum Boot stolperte, während Rico sich ebenfalls wieder in Bewegung setzte. Auch er zielte auf Estefan und feuerte auf dessen Beine.In beide Beine getroffen brach Estefan mit einem lauten Aufschrei zusammen, während der Mann, der mit dem Boot gekommen war, es für angebracht hielt, sich mit erhobenen Händen zu ergeben.„Nicht schießen! Ich bin unbewaffnet!“, rief er.Rico, der näher am Haus war, kümmerte sich nicht um den Kerl, sondern stieß die Tür zum Bootshaus auf.Die Tür knallte gegen ein Hindernis und er stellte fest, dass es eine Leiche war: Alfonso Mendes, wie er vermutete. Ein Blick richtete sich jedoch auf das Lager, auf dem Trudy gefesselt lag. „Trudy!“, schrie er.Trudy blinzelte und begann dann vor Erleichterung zu schluchzen.Als Rico zu ihr lief, sah er das Blut, das über ihr Gesicht gelaufen war, die geschwollenen Augen und die blutigen Arme. Ihr Kleid war zerrissen und Brandverletzungen verunzierten ihren Bauch. Am rechte Oberschenkel entdeckte er eine tiefe Fleischwunde, aber das alles war nebensächlich. Die Hauptsache war, dass Trudy lebte!„Gleich bist du frei“, versprach er und riss alle Schubladen auf. In einer fand er ein Messer, mit dem er die Fesseln durchschnitt. Dann nahm er sie einfach in seine Arme und hielt sie fest.„Alles ist gut!“, flüsterte er.In der Tür tauchte Sonny auf. Rico wandte den Kopf. „Sie lebt, aber sie muss dringend ins Krankenhaus, Sonny.“„Ich rufe den Rettungswagen“, antwortete Sonny, ehe er verschwand.Der Tag neigte sich bereits wieder dem Ende, als Rico und Sonny das Krankenhaus verließen. Trudy ging es den Umständen entsprechend gut. Sie würde sicherlich noch einige Wochen nicht arbeiten können, aber was machte das schon?Sonny fuhr Rico zum Motel und wünschte ihm eine gute Nacht. Beide waren müde und freuten sich auf eine Dusche und ihr Bett.Als Rico zu seinem Zimmer marschierte, kamen ihm die beiden Frauen aus dem Nachbarzimmer entgegen. Sie musterten ihn, redeten leise miteinander und kicherten etwas albern.Im Vorbeigehen wünschten sie ihm synchron einen guten Abend. Grinsend erwiderte Rico den Gruß. Es hatte Momente gegeben, in denen er glaubte, sie wären die letzten Opfer des Killers geworden, aber er war froh, dass er sich geirrt hatte. Jetzt würden sie die letzten stunden in Miami genießen, ehe sie in ihren Alltag zurückkehrten... mit tollen Erinnerungen an ihren Urlaub in Miami.Castillo hatte gerade eine Kanne Tee aufgegossen, als es an der Tür klopfte. Verwundert über die Störung ging er, um zu öffnen. Draußen stand sein Kollege Lieutenant George Anderson.„Tut mir leid, wenn ich Sie so überfalle, aber ich würde gern mit Ihnen sprechen“, sagte er.Wortlos hielt Martin Castillo die Tür auf, um ihn eintreten zu lassen. Dann ging er voran in sein im asiatischen Stil eingerichtetes Wohnzimmer.„Kann ich Ihnen eine Tasse chinesischen Tee anbieten, Lieutenant Anderson?“„Danke, gern“, entgegnete Anderson.Dann saßen sie auf Castillos Terrasse mit Blick auf den Ozean. Ein fast voller Mond hing am dunklen Himmel und der sanfte Wind rauschte leise im Laub der Bäume.„Sie dachten, ich war´s, stimmt´s?“, fragte Anderson. „Ich war´s aber nicht, sondern Shepherd. Er hatte Mist gebaut und Estefan Rimigio erpresste ihn.“Castillo drehte gedankenverloren die Tasse aus zartem, chinesischem Porzellan mit dem Blumenmuster in den Händen.„Ich hielt es für möglich, dass Sie dahinterstecken“, gab er zu. Anderson holte tief Luft. „Ich denke, ich schulde Ihnen die Wahrheit, Castillo.“„Sie schulden mir nichts.“„Das sehe ich anders. Ich weiß, wer mein Informant ist: Chico Tryce. Ich weiß, dass Ihnen der Name nichts sagt.“Er hielt inne, pustete sanft über den Tee und genehmigte sich einen vorsichtigen Schluck. „Vor einigen Jahren kam mein Sohn Jeffrey ins Krankenhaus, weil er über Bauchschmerzen klagte. Chico Tryce lag mit ihm auf dem gleichen Zimmer. Der arme Junge erhielt nie Besuch. Er sagte, seine Mutter müsste zu hart arbeiten und hätte keine Zeit und einen Vater hätte er nicht.Meine Frau und ich kümmerten uns dann einfach um beide Jungen, weil Chico uns so leid tat.“Anderson hielt einen Moment lang inne. Es fiel ihm schwer weiterzusprechen. Er beobachtete Castillo, der eine große, weiße Kerze anzündete, die in einem bauchigen Glasgefäß auf dem Tisch stand. Dann gab er sich einen Ruck. „Jeff wurde operiert, eine Routine – Sache, aber etwas ging schief. Drei Tage nach der OP fiel er ins Koma. Wir verklagten das Krankenhaus und erhielten eine hohe Summe an Schmerzensgeld. Damit kauften wir das Haus, in dem wir jetzt leben. Dort ist alles ebenerdig und wir ließen die Türen verbreitern, damit Jeffs Pflegebett durch passte.“Er sah Castillo an. Der Kerzenschein flackerte über sein Gesicht und gab Martin etwas unheimliches. Castillo erwiderte Andersons Blick, aber er sagte nichts. Er verstand, dass Anderson diese Beichte, oder wie immer man es nennen mochte, brauchte.„Meine Frau kümmerte sich nur noch um Jeffs Pflege und ich begann eine Affaire mit Angela Kissling. Meine Frau wusste es, aber es war ihr egal. Für sie zählte nur noch Jeff. Vor sechs Monaten beendete ich die Beziehung zu Angela, vor drei Monaten starb Jeff.“Castillo schwieg immer noch. Er richtete den Blick auf den tintenschwarzen Ozean, dessen Wellen wie dunkle Edelsteine funkelten.„Sie sagten, Chico Tryce ist Ihr Informant. Woher wissen Sie das plötzlich? Und was hat er mit allem zu tun?“, erkundigte er sich dann.„Ich weiß es schon länger, denn ich erkannte Chico an seiner Stimme. Heute Nachmittag rief er mich dann von sich aus an. Er hatte aus den Nachrichten erfahren, dass Estefan verhaftet und Alfonso Mendes erschossen wurde. Er gestand mir, dass Alfonso sein Stiefbruder war. Sicherlich war von seiner Seite auch Neid im Spiel, denn Alfonso bekam den Zucker in den Hintern geblasen und Chico schenkten sie nicht mal Beachtung. Aber Alfonso war ein Schwein und Chico wollte ihn überführen, ohne selbst in Erscheinung zu treten.Er sagte, er wählte mich, weil er davon überzeugt war, dass ich das richtige tun würde.“Anderson trank seinen Tee aus, ehe er sich erhob. „Ich wollte, dass Sie das alles erfahren und ich danke Ihnen, dass Sie mir so geduldig zugehört haben, Lieutenant Castillo“, sagte er, wünschte einen schönen Abend und ging.Castillo blieb zurück, den Blick weiterhin gedankenverloren auf das Meer gerichtet.

Link to comment
Share on other sites

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Guest
Reply to this topic...

×   Pasted as rich text.   Paste as plain text instead

  Only 75 emoji are allowed.

×   Your link has been automatically embedded.   Display as a link instead

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.