Die 107 floridianischen Geschichten zur Nacht


Bernar

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Genug auf die Folter gespanntoder"Was bisher geschah"

Halt, halt, halt! Keine Aufregung, denn eigentlich nichts. Ihnen ist also bislang nichts entgangen. Wir zitieren erstmal nur kurz für die später eingestiegenen, was bislang in Christines Thread Die Geschichte von Gecko´s Kaffee-Bar als Vorgucker zu lesen war. Allen aufmerksamen Lesern sei geraten sich diesen Abschnitt doch einfach genüsslich entgehen zu lassen: Sie kennen ihn bereits!

"Also inspiriert von Christines Aufruf schoß mir mal folgender Gedanke durch den Kopf. Eigentlich würde ich ja sicherlich gerne eine Geschichte dazu beitragen, in der alle Folgentitel der Serie vorkommen, aber das hatten wir ja schonmal.Andererseits finde ich auch die Idee mit dem Märchen toll. Und natürlich hat das Sylvia sehr geschickt eingefädelt und möchte mittels der erzeugten Spannung ja den ein oder andere Schreibwütigen doch noch dazu ermuntern, ihrer unverhohlenen Bitte nachzukommen.Aber vielleicht gelingt mir ja mit der kommenden Aktion, das uns unsere stets nach FanFictions gelüstenden reisin dadurch erlöst, weil sie dies als würdige Erfüllung ihres Wunsches ansehen kann..."

Das Ganze beruht ein wenig auf der märchenhaften Idee der Tausend-und-eine-Nacht-Geschichten:Schahriyâr, König einer ungenannten Insel ist so schockiert von der Untreue seiner Frau, dass er sie töten lässt und seinem Wesir die Anweisung gibt, ihm fortan jede Nacht eine neue Jungfrau zuzuführen, die jeweils am nächsten Morgen ebenfalls umgebracht wird.

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Nach einiger Zeit will Scheherazade, die Tochter des Wesirs, die Frau des Königs werden, um das Morden zu beenden. Sie beginnt, ihm Geschichten zu erzählen; am Ende der Nacht ist sie an einer so spannenden Stelle angelangt, dass der König unbedingt die Fortsetzung hören will und die Hinrichtung aufschiebt. In der folgenden Nacht erzählt Scheherazade die Geschichte weiter, unterbricht am Morgen wieder an einer spannenden Stelle, usw. Nach tausend und einer Nacht hat sie ihm in den orientalischen Druckfassungen drei Kinder geboren, und der König gewährt ihr Gnade...

© des Textes liegt bei Wikimedia Foundation Inc./das Foto ist gemeinfrei

Welch faszinierender Geistesblitz, welch fantastische Umsetzung und welch schöner literarischer Druck, der sich einem damit aufbürden läßt (und der mir Dank dem Fehlen eines neuen NaNos momentan sowas von gelegen kommt :dance2:

Aber um dem Nacheifern von Christines famoser Titel-Story entgegenzuwirken, werde ich mich dabei meiner Lieblingsgattung widmen (also Kürzest- oder auch Kurzgeschichten mit einer Länge von bis zu 555 Wörtern (111 Folgen in 5 Staffeln) und jedem Titel eine eigene kleine Story zu widmen.

Die Geschichten sollen sich stark unterscheiden und doch immer wieder Ähnlichkeiten aufweisen: Es sind Erzählungen, Anekdoten, Liebesgeschichten, Tragödien, Komödien, Gedichte, Burlesken und Legenden angedacht. Natürlich sollen darin auch immer wieder die Helden unserer Lieblingsserie vorkommen, aber nicht zwingend. Und so sollen sie - wie im Märchen von Tausend-und-eine-Nacht auch - über ein literarisches Band zusammenhängen, können aber auch mal für sich alleine stehen. Jedenfalls sollen sie so immer wieder interessant und vor allem unerwartet zu lesen sein.

Also das ist der Plan, von dem ich aktuell nicht wirklich weiss, ob er denn aufgehen wird (was das Ganze natürlich auch für mich äußerst spannend macht)...

So, nun aber genug herumgeschwafelt und los geht's...„Also machen wir es uns in unserem Lieblingssessel mit einem Glas eines guten Tröpfchens bequem. Oder flözen uns mit einem Schächtelchen Pralinen auf die Mehrsitzercouch. Werfen uns eine wärmende Decke über die Beine oder legen einfach nochmals Holzscheite im Kamin nach. Und dann schalten wir innerlich einfach mal ab...“

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Folge 1

Heißes Pflaster Florida

Sonny war gerade mit dem Daytona in Miami unterwegs. Die noch feuchten Straßen spiegelten die Lichter der Ampeln, Häuser und des Ferraris unwirklich zurück und er ging etwas vom Gas. An der nächsten Ampel, die rot zeigte, hielt er an. Er war diese Nacht einfach unruhig gewesen und konnte sich nicht mal erklären, wieso das so war. Also hatte er beschlossen, einfach mal ein wenig durch die kühle Nachtbrise zu donnern und das hatte ihm wirklich gut getan. Hatte ihm quasi den frischen Wind durch den Kopf und die Zweifel daraus herausgeblasen...

Und so wendeten sich seine Gedanken den anderen zu und was sie wohl gerade tun würden, als die Ampel plötzlich wieder auf grün umsprang. Er rammte den Schaltknüppel in den ersten Gang, stieg auf das blanke Metal des Gaspedals und mit einem Ruck beschleunigte der Wagen wieder. Der rechte Fuß zuckte kurz hoch während der linke zeitgleich die Kupplung antippte und zügig wechselte er den Gang. Diese Prozedur wiederholend, nur diesmal in die andere Richtung und wieder wurde er kurz in den Sitz gedrückt, als der schwarze Schatten fast sprunghaft nach vorne in die neonhelle Nacht schoss. Ein verstohlenes Grinsen huschte über sein gebräuntes Gesicht und pure Lebenslust durchströmte ihn. Daran konnte auch nicht der neblige Dunst, der Dank der gespeicherten Wärme im Boden aufstieg und wabernd über dem Asphalt zu schweben schien, nichts ändern.

Und auf einmal fiel ihm jemand ein, den er unbedingt aufsuchen mußte... und zwar genau jetzt!

In der nächsten Folge:Pakt mit dem Teufel

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 30. Januar 2011

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Folge 2

Pakt mit dem Teufel

Vernon Trip saß in seinem Appartement und hatte die letzte Stunde nur sinnentleert vor sich hingestarrt. Jedwede Gefühlsregung war von seinem Gesicht gewichen. Sein Mund stand leicht offen und der Speichel, welcher aus dessen Winkel trof, fiel unbeachtet zu Boden. Dort hatte er bereits einen kleinen und klammen Fleck gebildet, der den aprikotfarbenen Teppich an dieser Stelle dunkler färbte. Fast so wie der bordeauxrote Nagellack an der Hand, die nur einen fingerbreit davon entfernt lag. Völlig ruhig, als wäre niemals ein pulsierendes Leben durch sie hindurchgeflosen, lag sie da. Ihre Besitzerin würde es wohl nicht mehr stören, wie ihre trüben Augen, die offen und gebrochen gegen die Zimmerdecke gerichtet waren, eindrucksvoll bewiesen.

* * *

Als sie sich kennenglernten, hatten sie beide nur Augen füreinander gehabt. Sie verliebten sich im wahrsten Sinne des Wortes augenblicklich, als sie bei Albertinos 50tem zusammentrafen. Und natürlich konnten sie auch die Finger nicht voneinander lassen, schliesslich waren sie jung... Aber das war zu beider Glück allen verborgen geblieben. Doch einige Wochen später suchte Vernon seinen Vater in dessen Büro auf, um ihm etwas wichtiges mitzuteilen. Doch weiter wie "Mio Padre..." kam er nicht. Es war schon ein anderer Besuch da, Mills Francis. Vernon kannte ihn noch als Milo Francesi, wie er sich noch vor ein paar Jahren nannte und er gehörte wie sein Vater auch der Organisation an. Sie schienen zwar auch geschäftliches besprochen zu haben, aber nun war die Stimmung, die im dunkel getäfelten Raum herrschte, eher freudig. Beide nippten an einem Drink und sassen hemdsärmelig dicht beieinander. "Hör' nur Vernolio, was mir Milo gerade erzählt hat, das auch dich betreffen soll." Vernon hatte nur schlucken können und fragte sich äußerlich um Fassung ringend, wie ihr Vater davon nur erfahren haben konnte. Vernon log natürlich beim Beantworten der gestellten Frage, die direkt nach dem wiedergegebenen Gerücht, das Francesi zu Ohren gekommen war, gestellt wurde. Und nach einem kurzen Augenblick in dem man das arbeitende Holz der Vertäfelung hätte knacken hören können, erfüllte lauthalses Gelächter den Raum. Allein des Ertappten Lachen war eine Nuance leiser, aber das zu bemerken, hatte den beiden Älteren ihr momentaner Alkoholpegel unmöglich gemacht. Doch morgen schon konnte die Sache wieder anders aussehen und den gerade noch milde gestimmten Familienpadre Francesi zu einem wilden Stier machen. Vernon war geliefert... Die Luft war stickig, als er wieder nach draußen getreten war und sie war zudem heiß. Er schlenderte gedankenverloren durch den frühen Abend und betrat nüchtern eine Bar, aus der er erst Stunden später und um einiges leichter, aber auch schwerfälliger wieder heraustorkelte. Und er hatte die Lösung gefunden - durch Zufall, wie sich herausstellte. Er war mit dem Barkeeper, der alleine hinter der Theke stand, ins Gespräch gekommen. Dieser hatte ihm scheinbar mühelos seinen Kummer angesehen und ihm etliche Minuten aufmerksam zugehört. Irgendwie schien er Vernon gerade, weil dieser ihn nicht kannte, eine gewisse Vertrautheit eingeflösst zu haben und so erleichterte der junge Amerikaner italienischer Abstammung sein Gewissen. Und der Barmann hatte Verständnis für die überquellende Libido zweier junger Menschen. Also gab er Vernon kurz vorm Verlassen seines Ladens noch ein kleines Geschenk mit. Im Tausch gegen eine Kleinigkeit, die dem Jungunternehmer auf seinem weiteren Weg als Schutzgeldeintreiber sowieso immer nur im Weg sein würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen nuschelte er auf dem Nachhauseweg nur "Und ich mußte noch nicht mal unterschrieben!" Als Florencia am nächsten Tag zu Besuch kam, wirkte er wie immer, auch wenn es nicht stimmte. Dies war seinem aktuellen Borterwerb geschuldet, wo es dazu gehörte sich nichts anmerken zu lassen. Die Pillen seines Retters hatte er kurz nach ihrem Eintreten bereits unauffällig in einem Glas Champagner aufgelöst und dann mit ihr angestossen, bevor sie beide in aller Ruhe diese geleert hatten. Sie verlangte nach einem weiteren Schluck und er kam dem auch ohne zu zögern nach, weil er insgeheim darauf hoffte, das die Schmerzen weniger heftig sein würden, wenn die Tabletten ihre Wirkung entfalten würden. Laut dem Unbekannten aus der Bar müßte es aber schnell vorüber sein und all seine Probleme wären gelöst hatte dieser versprochen. Und das war Vernon auch recht gewesen, den sie liebte er unendlich, doch den Balg konnte er momentan einfach nicht gebrauchen. Und als sie dann tot zu Boden gesunken war - mit dem Kopf zuerst auf den weichen Teppich des Livingrooms - kamen ihm das erste Mal Zweifel, ob er sich vielleicht verrechnet hatte. Und als er feststellte, das sie sich nicht mehr rührte, setzte er sich langsam auf die Lehne der Couch und sein Blick kehrte sich nach innen. Da kam ihm, während etwas in seinem Innern zerbrach, als letzter Gedanke sozusagen, wessen Seele er diesem Teufel in der Bar wohl wirklich überlassen hatte... In der nächsten Folge:Mr. Cool

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 31. Januar 2011

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Folge 3

Mr. Cool

Izzys Augen waren gerötet... gerötet vom Salz der Tränen, die seit mehreren Minuten über seine Wangen gelaufen waren. Okay, eigentlich eher vereinzelt gelaufen - weil er gerade Nougat Neville Lamonts Asche aus dem Oceanview Guestroom des Fontainebleau Miami Beach Hotels geschüttet hatte...

Das war zumindest Noogies letzter Wunsch gewesen. So stand es auch in seinem Testament und Izzy hätte sich dessen Erfüllung nicht nehmen lassen. Auch wenn die örtlichen Behörden in Miami es dem windigen Kerlchen, der wieder und wieder seine Brille mit immer stets derselben linkischen Bewegung zurecht rückte, gerne untersagt hätten. Sie konnten es einfach nicht, denn in dem minutenlangen Disput zwischen ihm und dem offiziellen Beauftragten des örtlichen Bestattungswesens war dieser dem dünnen Mann mit der wendigen Zunge und dem scharfen kubanischen Akzent einfach nicht gewachsen. Außerdem besaß dieser die rechtmäßigen Papiere und hatte es also schwarz auf weiß. Und darin stand haarklein festgelegt, wie die nun folgende Prozedur abzulaufen hatte.

Und Izzy, zeitlebens Noogies coolster Kumpel - man denke nur an den Betonmischer, den sie damals verticken wollten - schaute nach unten… immer weiter der Asche nach. Dabei sah er den riesigen Pool und darum etwa 200 Leute, die sich dort mit feiner Garderobe - die Männer in dunklen Anzügen und schwarzen Sonnenbrillen und die Frauen in dunklen Kleidern mit schwarzen Schleiern vor den hübschen Gesichtern - postiert hatten. Und etwas verloren in deren Mitte die gute Annie, des Noogmans Frau. Sie hatte den Kopf leicht gehoben und schaute den schwebenden Überresten ihres Mannes entgegen. Es war mucksmäuschenstill. Die anderen Gäste taten es ihr nach und sie schienen dabei auf etwas zu warten. Sie hob ihre Hand, in der sie die ganze Zeit ein kleines Kästchen verborgen hielt und drückte auf dessen roten Knopf. Sofort erscholl dröhnende Tanzmusik und ein donnernder Knall ertönte, der von einer Kanone stammte. Unmengen von Konfetti und Glitter stoben in den lauen Juliabend und mischte sich unter die fallende Asche. Die Menge begann zu jubeln stürzte sich wie auf Kommando in den Pool, wo sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib rissen. Sie hatten nur noch grell bunte Badesachen an und plantschten und tanzten damit herum. Und als die bunt-glitzernde Asche des Noogman über sie rieselte, war die Party bereits in vollem Gange und der Verstorbene war mitten unter ihnen.

Auf Izzys Gesicht mit dem leicht angegrauten Bärtchen tauchte ein süffisantes Lächeln auf, das nicht nur Noogies letzter freakiger Idee galt. Auch den Leuten von Vice, die allesamt - außer deren fehlendem Lieutenant - immer noch seltsam schauend außerhalb des Pools standen und irgendwie unschlüssig waren, wie sie darauf reagieren sollten...

In der nächsten Folge:Calderones Rückkehr

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 1. Februar 2011

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Folge 4

Calderones Rückkehr

Jeder Mensch neigt dazu, sich sicher fühlen zu wollen. Da stellte auch Ricardo Tubbs keine Ausnahme dar. Und diese Sicherheit war soeben, einer Seifenblase gleich, geplatzt, als ausgerechnet er vor ihm aufgetaucht war...

In einem maßgeschneiderten, dunklen Anzug von Armani war er urplötzlich vor ihm aus den nachmittäglichen Schatten getreten und offenbarte sich. Zeigte sich dem Ex-Police Officer aus Miami, der nun wieder seine Brötchen im klimatisch kälteren New York verdiente. Damit schien dieser nicht mehr gerechnet zu haben und so war Calderones Rechnung aufgegangen. Tubbs spürte ein leichtes Kratzen im Hals, aber er war sowieso zu sprachlos: Dennoch beobachtete er aufmerksam jede Bewegung seines Gegenübers . Und ihm war unwohl dabei...

Ohne diese Sicherheit würde sich der Mensch ständig in einem Zustand schwankenden Grunds befinden. Und selbst wenn dieses Gefühl eben nur ein Gefühl und keine Tatsache darstellte, so verunsicherte es uns dennoch.

Unwiederbringlich war sie dahingegangen, seine Liebe, schoss es Rico kurz durch den Kopf und erneut regte sich der Hass auf diesen Mann hier. Den da, der da turmhoch vor ihm triumphierend, aber noch immer einfach nur reglos so da stand.

Tubbs Gehirn versuchte sich vorzugaukeln, das dies nicht sein könne, den er hatte den Mann sterben sehen. Eindeutig und zweifelsfrei. Von etlichen Kugeln durchsiebt, war sein schlaffer Körper an dessen Lebensende gewesen.

Aber da stand er doch! Kalt lächelnd, dann höhnisch grinsend...

Sofort suggerierte ihm sein Verstand das er träumen müsse. Zu irreal war die ganze Situation. Er kam aus einem Geschäft, in dem er sich gerade ganz sicher fühlend, nach einem Geburtstagsgeschenk für eine Freundin - rein platonisch nur - umgesehen hatte.

Das dunkle Augenpaar, das ihn völlig gefühllos zu betrachteten schien, ließ ihn nicht aus den Augen und dessen Arme waren hinter seinem Rücken verborgen. Was hielten sie dort versteckt? Zu dumm nur, das Rico seine Waffe zuhause gelassen hatte, weil er ganz einfach glaubte, das ihm hier nichts böses widerfahren würde. Was sollte er jetzt nur tun, drang es aus einer hinteren Ecke seines Schädels nach vorn. Augenblicklich erwachten in dem ehemaligen Vice-Polizisten die alten Instinkte und seine Muskeln spannten sich leicht an – aber nur so leicht, damit es seinem Wiederpart nicht auffallen würde. Und im richtigen Augenblick konnte ihm diese kleine Vorbereitung das Leben retten. Hatte er sich zumindest ausgedacht.

Und während Calderone begann seine beiden Hände wie in Zeitlupe nach vorne zu nehmen , legte sich sein Kopf in den Nacken und aus dem breiten Grinsen wurde ein kehliges Lachen. Dasselbe Lachen wie damals, bevor Sonny, sein Partner, ihn in dessen Villa mit der Maschinenpistole am Pool durchlöchert hatte...

RING-RING!…RING-RING!…

Ein Telefon riss Ricardo Tubbs aus dem Schlaf und ließ ihn hochschrecken. Geträumt! Er hatte doch nur geträumt. Tief atmete er durch und bemerkte dabei, das ihm seine Pyjamahose an den Oberschenkeln klebte. Schweissgebadet war er, denn selten - oder eigentlich noch nie zuvor - hatte ihn ein Traum dermaßen mitgenommen, so wie dieser gerade.

Erleichtert nahm er den Hörer mit dem Wort "Tubbs!" ab.

Als die andere Stimme ihren Namen sagte, stahl sich sofort ein Lächeln auf sein Gesicht, an dem noch kleine Schweissperlen hingen.

"Hey Gina, schön dich zu hören!" rief er freudig und wollte gerade noch scherzend "Du wirst nicht erraten, was ich gerade für einen seltsamen Traum hatte?" hinzufügen, als aus der knackenden Leitung "Oh Gott, Rico! Es ist etwas mit Stan!" kam...

In der nächsten Folge:Unter Haien

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 2. Februar 2011

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Folge 5

Unter Haien

Rico war regelrecht geschockt und wusste zuerst nicht was er antworten sollte. Doch er fing sich wieder und wollte Gina wieder ansprechen, als sie sagte "Rico, er stirbt vielleicht!"

Das hatte gesessen. Und obwohl er und Stan nicht die besten Freunde waren, wirkte dieser Satz doch nach. Ricos frühere Kollegin, die immer noch eine gute Freundin war, rang mit den Tränen. Das konnte er sogar durch die schlechte Leitung des Telefons hören.

"Gina, beruhige dich! Es wird alles bestimmt wieder gut."

"Oh Rico! Nicht auszudenken, wenn Sonny nicht zufällig vor wenigen Stunden bei ihm vorbeigefahren wäre." versuchte sie sich zusammen zu reißen.

"Was genau ist den passiert?" bemühte Tubbs sich, sie am reden zu halten, damit sie nicht weiter darüber nachdenken sollte. Sie konnte manchmal sehr grüblerisch sein und das wusste er.

"Er ist von irgendwem brutal zusammengeschlagen und übel zugerichtet worden. Das Schloss war nicht aufgebrochen, also muss er den oder die Täter wohl selbst hereingelassen haben. Sonny sagte das seine Wohnung völlig verwüstet gewesen war und auch kaum noch Möbel enthielt. Wir vermuten, das er die meisten seiner Sachen verkauft hat… wohl um noch ausstehende Schulden zu begleichen" erklärte sie.

"Also wurde er doch wieder rückfällig, hm?" schien er sich fast selbst zu fragen.

"Ja, er schien wieder gewettet zu haben, aber wir wissen nicht wie viel, weil wir keine Wettscheine gefunden haben. Und dabei sah doch vor ein paar Monaten alles noch so gut aus." begann sie zu schluchzen.

"Schon gut, Gina, weine nicht. Ich weiß, davon hatte Sonny auch schon gesprochen und es hat mich gefreut, seine Fortschritte trotz der Entfernung zwischen uns mitzubekommen." und dabei versuchte er sich ein Glas Wasser einzuschenken, da er bemerkte, wie trocken seine Kehle während des Telefonats geworden war.

"Aber er schien nicht von alleine wieder darauf gekommen zu sein. Wir fanden nämlich ein kleines schwarzes Buch, das in einem Loch in der Wand versteckt war, zu dem er wohl noch hin gekrochen ist, bevor..." flüsterte sie leise.

"Was für ein Buch denn?" unterbrach Ricardo sie, nippte an seinem Glas und drehte es danach nachdenklich auf seinem Nachttischchen.

"Darin fanden wir die Daten von seinen ersten Wetten, die er damals tätigte, als es bei ihm angefangen hat. Dann folgte ja die Pause, in der er die erfolgreiche Therapie machte und dann fehlen plötzlich unzählige Seiten. Sie machten etwa ein Drittel des Buches aus." meinte sie, nachdem sie sich hörbar, aber dennoch leise die Nase geputzt hatte.

"Diese enthalten vielleicht Hinweise oder gar konkrete Namen seiner neuen Kontakte zur Szene, die ihn wohl nun in die Zange genommen haben." mutmaßte der ehemalige Detective vor sich hin murmelnd.

"Trudy und Sonny gehen bereits ein paar Hinweisen nach, die uns hoffentlich auf die Spur der Männer führen, die damit zu tun haben könnten. Ich bin momentan bei Stan und halte hier die Stellung. Er liegt im Koma und es sieht wirklich nicht gut aus!" sagte sie und es war hörbar, wie schwer ihr das fiel.

"Hör mal, Gina, soll ich den nächsten Flug nehmen und zu euch..." aber weiter kam er nicht, denn ein lauter Piepton gemischt mit Ginas panikartigen Hilfeschreien ließen ihn schaudernd am Hörer zurück...

In der nächsten Folge:Blinde Wut

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 3. Februar 2011

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Folge 6

Blinde Wut

"Nichts! Wieder nichts!" brüllte Sonny Trudy zu, damit sie es im Wagen sitzend trotz des vorbeifahrenden Lieferwagens hören konnte. Sie hatten bereits alle Kontakte abgeklopft, die ihnen eingefallen waren und nur noch eine einzelne war übrig geblieben. Trudy schob eine ihrer Augenbrauen hoch und verzog das Gesicht, so dass der gefürchtet-genervte Ausdruck zum Vorschein kam und das verhieß stets nichts gutes... Trudy saß wie versteinert neben ihrem blonden Freund und in ihr kochte es. Sie konnte schon immer sehr aufbrausend werden, wenn ihr etwas nicht passte, doch hier beherrschte sie sich... noch! Sonny wusste aber, wenn ihnen nicht bald etwas einfallen würde, dann Gnade dem Gott, der ihnen in die Quere kommen würde.

* * *

Rico konnte am Telefon hektisch herbeieilendes Personal und deren Stimmen in einem Wirrwarr hören. "Gina!" rief er in die Hörmuschel "Was ist denn bei dir los?", doch eine Antwort blieb sie ihm schuldig. Stattdessen hörte er eine etwas entfernt klingende männliche Stimme, die fragte "Miss Calabrisi, geht es Ihnen gut?" Was die Stimme weiter sagte, konnte der Ex-Polizist aus New York nur erahnen, da diese spontan leiser wurde und er nur noch einen dumpfen, aber lauten Knall hörte. Ganz so, als wäre der Hörer hart auf dem glatten Boden des Hospitals aufschlagen. Das schmerzte zwar kurz in den Ohren, aber er wollte weiter dran bleiben, da es für ihn augenblicklich die einzige Möglichkeit darstellte, mitzubekommen, was sich in Miami gerade abspielte.

* * *

Sonny startete den Daytona und sofort sprang der Motor an. Er liebte denn Klang beim Anlassen und das danach im Leerlauf dröhnende Blubbern. Doch dann kreisten seine Gedanken sofort wieder um den Fall und gerade war ihm eine Idee gekommen...

* * *

Gina ließ den Mitarbeiter des Hospitals einfach stehen und lief zum Fenster, das ihr einen Blick in Stans Krankenzimmer ermöglichte. Das Krankenhauspersonal schien sich redlich, aber scheinbar ohne Erfolg, am Körper ihres Kollegen abzumühen. Gina wurde übel und sie erbrach sich einfach in einen neben ihr stehenden Abfalleimer. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund und drehte sich mit zittrigen Beinen zur Tür. Ihr begann das Blut in den Ohren zu rauschen und sie riß diese einfach auf. Sofort wandten sich einige der Köpfe zu ihr. Einer der männlichen Pfleger drehte sich ganz zu ihr um und verließ das Bett in ihre Richtung...

* * *

Der rettende Strohhalm konnte jetzt nur noch Izzy sein. Schließlich war das Verschachern von Sachen früher mal seine Domäne gewesen und Stan schien ja fast seinen kompletten Hausstand zum Spielen versetzt zu haben. Außerdem war ihnen der kleine Kubaner in den letzten Monaten seit Noogies überraschendem Tod doch irgendwie näher gewesen, als in den Jahren zuvor. Und er hatte seiner üblichen unüblichen Lebensweise auch ein wenig abgeschworen, was alle sehr verwundert hatte. Doch dieser war scheinbar seit Tagen verschollen und die Frage blieb:

"Wo war Izzy?"

* * *

Sie stürzte in den Raum und wich dem, ihr entgegenkommenden Weißkittel im letzten Moment aus. Sie aber drang, noch bevor einer der beschäftigten Ärzte oder Schwestern sie daran auch nur hindern konnten, bis zum Bett ihres Kollegen vor. Mit geballten Fäusten begann sie mehrfach auf dessen Brustkorb zu schlagen. Sie war wie von Sinnen und konnte damit einfach nicht mehr aufhören... auch nicht mit dem Weinen. Und selbst einen Moment später, nachdem sie von zwei Pflegern gewaltsam aus dem Zimmer befördert worden war, kullerten ihr immer noch dicke Tränen die Wangen herunter. Stan aber, hatten sie inzwischen wieder zurückholen können. Und direkt danach, bei einer beruhigenden Tasse Tee, hatte sie auch ihr Telefonat mit Tubbs noch beendet.

In der nächsten Folge:Der King

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 4. Februar 2011

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Folge 7

Der King

Dunkel nur und auch schwerlich fing er an, sich daran zu erinnern, wann das alles bei ihm angefangen hatte. Ein genaues Datum konnte er sich selbst gar nicht einmal nennen, so lange war es schon her, als er zum ersten Mal damit in Berührung gekommen war. Außerdem rutschte er da eher schleichend hinein und zuerst hatte er sich natürlich auch nichts dabei gedacht. Das war wohl jedem in seinem Alter so gegangen, also stand er damit durchaus nicht alleine da. Die damaligen Möglichkeiten sich zu amüsieren waren eben einfach viel zu beschränkt, so dass man sie dafür eigentlich nicht wirklich schuldig sprechen konnte. Dennoch nahmen die meisten Väter ihnen dies übel und ihre Mütter nicht weniger. Doch zumeist wussten die Männer davon, denn mit seiner Mutter besprach man solche Dinge eben nicht. Solch ein Laster war für sie einfach zu anstößig und auch nicht zu tolerieren gewesen. Es musste einfach jeden verderben, der noch nicht reif genug dafür war und die jungen Burschen waren dies einfach nicht. Er musste sich sogar heimlich in die entsprechenden Läden stehlen, nur um nicht von einem Nachbarn dabei erwischt zu werden. Womöglich würde dieser ihn zu hause bei den eigenen Eltern verpetzen. Und immer wieder überkam ihn dann, wenn ihm wieder ein solcher Besuch unbemerkt gelungen war, ein überwältigendes Gefühl von Stolz. Wieder einmal hatte ihn niemand daran hindern können, dachte er sich und so gab er sich bei den anderen in seinem Alter auch immer etwas rebellisch, wenn er davon berichtete. Sie hörten ihm stets aufmerksam zu, wenn sie sich heimlich trafen und sich dann gegenseitig ihre Beute präsentierten... Und natürlich feierten sie dabei auch ihre Triumphe, die sie über ihre Eltern erlangten, indem sie sie sofort... . . . . ... anhörten – ihre Platten von Elvis, ihrem Idol und dem wahren King des Rock 'n' Roll!

In der nächsten Folge:In den Sümpfen

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 5. Februar 2011

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Folge 8

In den Sümpfen

Der schwarze Flitzer mit der spitzen Schnauze verließ, den beschaulich vor sich hin dümpelnden Vorort von Miami und lag wie eine Brett auf der Straße. Das sanfte Schnurren seines Triebwerks während der gemächlichen Fahrt wirkte beinahe einschläfernd auf Trudy. Doch als sie auf den Highway in Richtung Süden bogen, sollte sich das augenblicklich ändern... Sofort wurde ein tiefes Knurren daraus und der schwarze Bolide schoss über den Asphalt. Crockett wirkte nachdenklich und seine dunkelhäutige Kollegin schaute ihn fragend an. Wir sind jetzt schon seit einen halben Stunde unterwegs. Wenn du mir nicht gleich verrätst, was du vorhast oder wo du eigentlich hin willst, ziehe ich die Handbremse bis zum Anschlag hoch.“ sagte sie etwas ungehalten. Überleg doch mal Trudy.“ warf Sonny, den Daytona über die große Straße hetzend, ein. „Was meinst du denn, warum wir Izzy bislang nirgends finden konnten, hm?“ „Keine Ahnung, Sonny! Woher soll ich das denn wissen?“ gab sie patzig zurück. „Na ja, weil er vielleicht an einem Ort steckt, von dem kein normaler Mensch annimmt, das er diesen je aufsuchen würde.“ stellte er seine Überlegungen offen in den Raum. Zuerst erschienen Sonnys Worte nicht viel Sinn zu machen, aber besser als nichts, dachte sie dann, während ihr das Haar durch den Fahrtwind durcheinander gebracht wurde. Sie fuhren oder besser rasten weiter und auf einmal begann sie breit zu grinsen...

* * *

Gina war in der Zwischenzeit nach Hause gefahren und hatte dort geduscht. Dann machte sie sich ein Sandwich und einen Kaffee, weil ihr der Magen zu knurren begann. Sie verspeiste es mit gesundem Appetit und nippte den heißen Schwarzen genießerisch mit kleinen Schlucken.

* * *

Die Everglades!“ lachte Trudy „Dort würde er so fehl am Platz sein und auffallen, wie Elvis in einer rein vegetarischen Tapas-Bar.“ Genau und ich meine mich daran zu erinnern, das er mal sagte, er hätte dort einen Cousin dritten Grades mütterlicherseits.“ meinte Sonny trocken und kopfschüttelnd fügte er „Aber warum er sich dorthin verkrochen hat, werden wir wohl erst erfahren, wenn wir dort angekommen sind.“ hinzu. Warum, Sonny, habe ich gewusst, das du so etwas ähnliches sagen würdest?“ raunte seine Kollegin missmutig. Na ja, vielleicht weil es so spannend bleibt?“ sagte er lachend und während der Ferrari einen kleineren Ort erreichte, schloss Trudy mit dem Satz: „Man könnte fast denken, das man in einer Krimiserie spiele!“ In der nächsten Folge:

Zu hoher Einsatz

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 6. Februar 2011

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Folge 9

Zu hoher Einsatz

Als sie in die kleine Ortschaft einbogen, sahen sie das diese aus nicht mal zehn Häusern bestand. Menschen waren um die spätnachmittägliche Zeit kaum auf der Straße zu sehen. Aber die einzige Gestalt, die sich hager gegen die bereits tiefstehende Sonne abzeichnete, war unverkennbar... In Miami selbst war es ja schon heiß und hier war die Schwüle einfach höher. Deshalb wirkte der Tropenhelm, in dem Izzys Kopf steckte auch nicht ganz unpassend. Dennoch ließ es ihn wie üblich etwas ulkig aussehen. "Izzy!" rief ihm Crockett noch aus dem Wagen zu und als er erkannt wurde, hob der kleine Kubaner beschwichtigend die Hände. "Ich habe damit rein gar nichts zu tun, Mann!" sagte er, drehte sich blitzschnell herum und verschwand eilig im größten und saubersten der Häuser. Über seinem Eingang hing ein Schild mit der Aufschrift "Kaffee-Bar & andere Spezialitäten". Als sich Trudy und Sonny der Tür näherten, sah sie sofort die Klimaanlage, welche an der Wand außerhalb des Ladens angebracht war. Dies ließ in ihr die Hoffnung aufkeimen,das es drinnen kühler sein würde. Doch schon nach dem Bruchteil einer Sekunde - also, als die selbstschließende Tür noch nicht mal ganz zugeklappt war - wusste sie bereits, das der Schein trug. Die Luft im Innern der Kneipe war stickig und es drang auch von außen nicht sonderlich viel Licht herein. Der Geruch von schalem Bier hing überall und außer der männlichen Bedienung hinter der Bar, befanden sich noch drei weitere Kerle in diesem Schuppen. Izzy einmal ausgenommen, der versuchte hinter dem Tisch mit den drei Karten spielenden Burschen Schutz zu suchen. Einer von ihnen wies eine gewisse Ähnlichkeit zu diesem menschlichen Wiesel auf und genau der, richtete seine Worte an die Neuankömmlinge. "Oh, Fremde in meiner Stadt. Würdest du mir deine Freunde - oder sollte ich sie doch besser anders nennen - vielleicht vorstellen, Cousin Isadore?" meinte er nur lakonisch und ohne den Blick von ihrem Spiel zu nehmen. "Äh, weißt du..." wollte Izzy gerade beginnen, als ihm Sonny unhöflich ins Wort fiel "Komm schon Izz, du weißt doch noch, wer wir sind, oder?" "Wollt ihr was?" fragte der Barmann dazwischen. "Ich traue mich ja fast nicht zu fragen, aber was trinkt man denn in diesem reizenden Ort hier?" meinte Trudy fast aufmüpfig. Der Mann mit der schmutzigen Schürze nahm drei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, stellte sie knallend auf den Tresen und äußerte breit grinsend "Bier, Bier oder Bier!" Sie schüttelte den Kopf. Crockett aber nahm seine Sonnenbrille ab, schlenderte dorthin und nahm sich eins. Als er es aufschraubte, spritzte es und Sonny schüttelte den Schaum von seiner Hand. Dann ging er, einen Schluck des warmen Bieres nehmend, zum Tisch hinüber und versuchte erneut das Gespräch in Gang zu bringen. "Wenn muss man denn hier umbringen, um ein eisgekühltes Bier zu bekommen?" sagte er dem Rädelsführer direkt ins Gesicht. Knarrend rutscht der Stuhl nach hinten, als der schmächtige Mann drohend aufstand und meinte "Mich, Relicario Moreno, den man auch den kleinen Prinzen nennt!" Und niemand am Tisch wagte auch nur im Ansatz zu lächeln... In der nächsten Folge:

Der kleine Prinz ©Bernar LeSton in Rüsselsheim 7. Februar 2011

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Folge 10

Der kleine Prinz

Auch nicht als der wirklich klein gewachsene Jüngling, bei dem aus dem Milchflaum noch kein wirklicher Schnurrbart geworden war. Sonny fragte sich gerade, ob es von ihm äußerst schlau oder dumm gewesen war, diesen unreifen Burschen so weit gereizt zu haben. Besonders weil dieser nun eine großkalibrige Kanone hinter seinem Rücken hervorholte und damit auf Trudy zielte... "Ey, Cousin, wir wollen uns doch mal nicht ein gutes Geschäft entgehen lassen, oder? warf Izzy mutiger ein, als ihn das Opfer und ihr Begleiter bislang einschätzten. Er hatte sich definitiv geändert, auch wenn ihm das bislang nicht immer mit einer gleichbleibenden Konsequenz gelang. Jetzt aber war er zur Stelle. Und während Relicario immer noch völlig ruhig auf seinen weiblichen Besuch angelegt hielt, nahm Crockett die Arme leicht hoch und meinte "Burnett, Sonny Burnett und die Dame, der Sie gerade etwas unhöflich eine Waffe unter ihre hübsche Nase halten, ist meine persönliche Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Dr. Trudy LaRue." Dabei setzte er sein smartestes Lächeln auf und wartete auf die Reaktion seines Gegenübers. Der junge Exilkubaner schien verblüfft zu sein, spannte dann aber langsam den Hahn und...

* * *

Rico hatte sich in der Zwischenzeit in New York ein paar Tage frei und den nächsten Flug nach Miami genommen.

* * *

begann urplötzlich zu lachen. So schrill und laut, das er sicherlich alle anderen bewaffneten Männer des Dorfes damit zusammenrufen würde, falls diese dies als Alarmsignal vereinbart hatten. Sonny schwante böses und sah schon mindestens ein weiteres Dutzend gleichgesinnter junger Kerle durch die Tür kommen. Aber nichts dergleichen geschah. Mit einer ruckartigen Bewegung hatte der Cousin des kleinen Prinzen inzwischen seinen Mund neben dessen Ohr gebracht und wisperte ihm etwas ins Ohr. Was konnten die beiden Freunde leider nicht hören, da sie einfach zu weit von den beiden Sprechenden weg standen. Zumindest schien sich der Miene Relicarios ablesen, das er nicht mehr das Bedürfnis hatte, Trudy als Druckmittel zu benutzen. Dafür sprach auch die Tatsache, das er den Revolver wieder wegsteckte. "Also, mein lieber Cousin hat mir erzählt, das ihr an etwas interessiert seid, das er in seiner Bude in Miami versteckt hat?" fragte er dennoch lauernd, weil er wohl von diesem Geschäft einen kleinen Profit versprach. Sonny hätte Izzy nur liebend gerne die Ohren langgezogen und seinem Möchtegernpartner mit dem Babyface den Hintern strammgezogen, aber ganz so einfach würden er und Trudy nicht aus der Nummer wieder raus kommen. "Ja, schon! Wir drei..." und dabei sah er auf Trudy und Izzy "… können das Geschäft ja in Miami abwickeln und ihr beiden..." Dann schaute er von seinem Cousin zu Relicario bevor er fortfuhr "… könnt ja dann morgen Früh miteinander abrechnen!" Natürlich war ihm klar das dies niemals so funktionieren würde und der junge, aber nicht dumme Kubaner erwiderte lakonisch "Die Lady darf hier zu Gast sein, während ich und mein Cousin mit dir fahren, um es zu holen!" Und leider wusste Sonny ja nicht einmal, was diese kubanische Knalltüte mit dem Tropenhelm dem kleinen Schätzchen seiner eigenen Tante da vor geflunkert hatte... In der nächsten Folge:

Zu jung zum Sterben

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 8. Februar 2011

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Folge 11

Zu jung zum Sterben

Am frühen Morgen des 28. Dezember verstarb Penelope Zuzan Solido im Jackson North Medical Center. Sie war einfach ihren schweren Verletzungen erlegen und ihre Mutter weinte still eine einsame Träne... Oh, sie möchten wissen, wer Penelope Zuzan Solido war und was passiert ist - also was zu ihrem Tod geführt hat? Ich werde es ihnen berichten, wenn auch ungern... aber ich werde! Wir müssen drei Tage zurückgehen und beginnen unsere Erzählung also am Morgen des Heiligen Abends. Penelope war wie immer gut gelaunt aufgestanden und hatte ihrer Mutter zuliebe schon das Frühstück zubereitet. Dann setzten sie sich gemeinsam hin und ließen es sich schmecken. Ihre Mutter dankte ihr für die Hilfe, die ihr am heutigen Tag, sehr gelegen kam. Penelope musste heute nicht zur Schule und ihrer Mutter war das nur allzu recht, denn der Tag würde sicherlich noch hektisch genug werden. Zum bevorstehenden Weihnachtsfest hatten sich allerlei Verwandte angekündigt und sie würden das Haus wieder voll haben. Dabei fiel ihrer Mutter ein, das sie ja noch die ein oder andere Kleinigkeit brauchen würde. Deshalb bat sie ihre Tochter erneut um einen Gefallen. Nichts großes: Penelope - die sie oft liebevoll Penota rief – solle rasch nochmal zum Drugstore laufen und ein Päckchen Ersatzkerzen aus echtem Wachs für den Christbaum holen. Sicherlich hatte sie gestern noch vor gehabt, die üblichen Elektrokerzen zu verwenden, aber nun hatte sie ihre Meinung geändert. Schließlich war Penelope schon alt genug, um keinen Unfug mit den richtigen Kerzen anzustellen. Und außerdem würde der, sich in ihren Augen spiegelnde Glanz beim Brennen der Lichter während der Bescherung, sicherlich unvergesslich bleiben. Also warf sich Penelope noch schnell ein dünnes Jäckchen über und verließ das Haus. Dabei wand sie sich am Gartentor um und winkte ihrer Mutter, die am Küchenfenster stand, nochmals zu. Sie drehte sich um und lief über die Straße, wo sie von einem heranrasenden Auto brutal erfasst wurde... Und obwohl man sie sofort ins Krankenhaus brachte und mehrerer Notoperationen unterzog, die sie zwar stabilisieren konnten, verstarb sie wie bereits berichtet drei Tage später im Beisein ihrer Mutter. Vielleicht wäre der Schuldige ja zur Beisetzung ihrer Tochter erschienen, aber dagegen hatte die Staatsanwaltschaft etwas einzuwenden: Nachdem die örtlichen Behörden nämlich herausgefunden hatten, das der Täter stark alkoholisiert und nicht alleine in seinem Wagen gesessen hatte, kamen ihnen bezüglich eines normalen Verkehrsunfalls berechtigte Zweifel. Und als sich dann auch noch herausstellte, das die 53-jährige Lehrerin zwei Tage zuvor mit dem 17-jährigen Antoine Swain erst einen heftigen Streit wegen seiner Nichtversetzung gehabt hatte und er bei seinen Kumpels ihr gegenüber Morddrohungen ausgestoßen haben soll, war für sie der Fall klar – auf ihn würde trotz seines noch jungen Alters die Giftspritze warten. In der nächsten Folge:Goldenes Dreieck ©Bernar LeSton in Rüsselsheim 10. Februar 2011

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Folge 12

Goldenes Dreieck

Sonny sorgte sich ein wenig um Trudy, die er mit den drei Burschen in dieser Spelunke zurücklassen sollte. Und sie waren kaum aus der Kaffee-Bar getreten, da war Sonny klar, das es gleich wieder Ärger geben würde. Wie sollten sie zu dritt in dem zweisitzigen Daytona Platz finden... Trudy machte ein finsteres Gesicht und setzte sich ans andere Ende der Kneipe. Von dort aus hatte sie die beiden Handlanger vom kleinen Prinzen und den schmierigen Barmann genau im Blick. Das man mit dem Fett aus dessen Haaren sicherlich ein halbes Jahr lang einen Donutshop betreiben konnte, ließ sie jeglichen freudigen Gedanken an ein gutes Frühstück vergessen. Aber wahrscheinlich würde dies sowieso nur Utopie bleiben.

* * *

Crockett machte es kurz und schmerzlos. Er öffnete die Kofferraumklappe und als Relicario von ihm die Beifahrertür geöffnet bekam, wusste sein Cousin bereits was ihn erwartete. "Hey Mann, das verstößt gegen sämtliche Gesetze der Humanität." schrie er, bevor Crockett ihm mit einem süffisanten Schmunzeln einfach einen Schubs gab. Und während Izzy rief "Ich werde UNICEF und die UNESCO einschalten, damit auch der kleine Mann aus dem Volk auf Gerechtigkeit bauen..." ließ der ehemalige Vice-Detective den Deckel wieder zuschnappen. Relicario schien dafür überhaupt keine Augen zu haben, was ihm ein gewisses Desinteresse gegenüber seinen Verwandten bescheinigte. Aber vielleicht galt das ja auch nur einem bestimmten Teil seiner Familie. "Dann wollen wir uns mal beeilen! Als ich das letzte Mal ein lebendes Tier auf diese Weise geschmuggelt habe, hatte es in der selben kurzen Zeit wie ich, eine viel größere Strecke überwunden als ich. Ich war in Miami angelangt und das Tier viele Tausend Meilen weiter oben!" meinte Sonny und Izzy konnte das dreckige Lachen seines Cousins sogar laut und deutlich durch die Kofferraumklappe hindurch hören.

* * *

Und obwohl sich Trudy fast schon vor dem ungepflegten Barmann ekelte, schien er doch ein Einsehen mit ihr zu haben. Er stellte ihr ein einigermaßen sauberes Glas mit Wasser hin und fragte sie, ob sie ein Sandwich möge. Sie lehnte wahrscheinlich die einzige Mahlzeit ab, die sie hier zu erwarten hatte. Das Wasser aber nahm sie dankbar. Aber das leichte Brennen in ihrem Hals nach dem ersten Schluck...

* * *

Nach einer guten und unterhaltsamen Stunde hatten sie Miami erreicht und würden in wenigen Minuten an Izzys letztem bekannten Unterschlupf ankommen. Und dann würde es darauf ankommen, was der drahtige Kubano dachte, wie es weitergehen sollte.

* * *

… ließ Trudy ihre Entscheidung gleich wieder bereuen. Aber andererseits könnte es auch ein Zeichen für eine gewisse desinfizierende Wirkung sein. Betete sie jedenfalls inständig und noch lebte sie ja.

* * *

Der Wagen hielt mit quietschenden Reifen und Sonny hoffte, das Izzy seine Lektion gelernt hatte und dabei nicht seinen letzten Schnaufer getan hatte. Er ging um den Wagen herum und öffnete den Deckel. Sofort tauchte ein schmales und verschwitztes Gesicht auf, das theatralisch nach Luft japste. Seine beim Aussteigen gebotene Darbietung des sterbenden Schwans hatte etwas befremdliches, selbst wenn man wie Crockett kein wirklicher Ballettfreund war und sich damit nicht auskannte. Relicario war scheinbar angespannt und rief gereizt "Schnell Cousin oder soll ich deinen Auftritt in einerlei Hinsicht realistischer machen?". "Schon gut, Mann! Nur noch zwei Minuten, dann haben wir es geschafft." sagte Izzy und stieg die Treppe zu seiner Kellerwohnung als erster hinab. Die anderen folgten - erst Sonny, dann ein Revolver und schließlich dessen Besitzer. Nach dem Öffnen der Tür, die wohl die ganze Zeit unverschlossen gewesen war, wieselte Izzy ins Wohnzimmer und blieb vor einem Schreibtisch stehen. Er öffnete die oberste Schublade und griff hinein. Ganz behutsam holte er einen kleinen Gegenstand daraus hervor und verbarg ihn mit seiner zweiten Hand. Relicario schien vor Neugierde zu platzen und herrschte seinen älteren Verwandten unwirsch an "Los zeig schon her, du…". Und just in diesem Augenblick nahm Izzy seine Hand weg und zum Vorschein kam ein handtellergroßes Dreieck, das ganz aus Gold zu sein schien... In der nächsten Folge:

Abenteuer in Kolumbien

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 9. Februar 2011

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Folge 13

Abenteuer in Kolumbien

Von oben aus der Luft sieht Kolumbien wie jedes andere lateinamerikanische Land aus. Na gut, vielleicht mit einem kleinen und leicht zu übersehenden Unterschied - sein Wert aus der Sicht eines Archäologen ist niedriger. Aber das könnte sich ja vielleicht nach dieser Geschichte ändern... Wir schreiben das Jahr 1938 und seit mehreren Tagen kämpft sich schon eine Expedition durch den undurchdringlichen Dschungel voran. Sie kamen von Norden her und schlugen sich mit Macheten durch das dichte Gestrüpp vorwärts. In Richtung Südosten ging es. So wie es Prof. Reginald Calhoun der achtköpfigen Gruppe - von denen drei einheimische Träger waren, angeführt von einem weiteren Latino, der als Fährtensucher und Führer fungierte - vorgab. Jeder Schritt, den sie der drückenden Schwüle abtrotzten, brachte sie ihrem Ziel langsam näher und das zerrte an den Nerven. Und nicht alle waren so geduldig und leidensfähig, wie Mister Calhoun. Aber wenn wunderte es, da er scheinbar als Einziger zu wissen schien, wohin es genau und wie weit es noch gehen würde. Calhoun hielt sich kurz hinter der Spitze des Trupps auf, um sich immer wieder ein Bild von dem weiteren Weg machen zu können. Ganz vorn schwitzten zwei der Indios beim Freischlagen des Weges, die dem Führer der Expedition - einem gewissen Manolo - stets vorangingen. Dieser besprach sich häufig mit seinem Auftraggeber und nach Konsultation dessen Karte, wies er den Macheten schwingenden Männern den weiteren Weg. Nur noch wenige Hundert Meter lagen zwischen ihnen und dem Eingang zur verschollenen Dschungelpyramide der Patayo Pamano-Indianer. Doch vor ihnen lag noch der Fluß, dessen reißende Wasser sie zu überqueren hatten und sein Rauschen war bereits deutlich hörbar. Ein paar Schritt noch und die vorangehenden Indios teilten mit den Macheten die Blätter eines Strauches dessen tiefhängenden Äste sogar mit ihren Enden die Wasseroberfläche berührten. Und was sich nun ihren Augen offenbarte, ließ sie vor Erstaunen kurz innehalten. Das sprudelnde Wassergeläuf, von leicht grüner Farbe, eilte rasch unter einem massiven Baumstamm hindurch, der wohl vor zig Jahrzehnten umgestürzt und genau über dem Flußlauf liegengeblieben sein musste. Die an den, aus dem Wasser herausragenden Felsspitzen entstehende Gischt glitzerte und funkelte, wenn sie von dem, sich durch das lückenreiche Blätterdach hindurch brechende Licht der Sonne, getroffen wurde. Dahinter führte wohl ein Pfad, der wohl von Süden her kam, im Schein der versprenkelten Sonnenstrahlen zu einem felsigen Aufgang aus naturbelassenem Vulkangestein, so als sei er auf natürlichem Wege entstanden. Professor Calhoun wusste, das diese Heiden annahmen, das ihnen ihre Götter diesen für deren schicksalhafte Ergebenheit geschenkt hätten. Natürlich war das völliger Humbug, aber diesen Aberglauben würde er ihnen nicht austreiben können. Stattdessen folgte er den wieder voranschreitenden Einheimischen und mit seinen Augen weiter den Stufen der Natursteintreppe nach oben. In sattes Grün gehüllt und so vor den Blicken fremder Menschen verborgen, musste diese Ruine nun schon etliche Jahrzehnte unentdeckt vor sich hin schlummern... Unentdeckt?! Aber wieso waren dann am oberen Ende der Stufen direkt rechts neben dem Eingang mehrere Rucksäcke zu sehen, die allesamt wie ihre eigenen aussahen... In der nächsten Folge:Trip ins Jenseits ©Bernar LeSton in Rüsselsheim 11. Februar 2011

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Folge 14

Trip ins Jenseits

Träumt man im Koma... und wenn ja, wovon? Und wieso stehe ich gerade jetzt in einer altmodischen Küche herum und höre - etwas gedämpft, aber dennoch gut verständlich - den tiefen Gesang einer farbigen Frau durch eine geschlossene Tür hindurch? Man kann sooft man will über den Tod nachdenken, bevor er eintritt. Aber danach ist alles irgendwie anders, als man es sich bis dato auch nur im entferntesten vorgestellt hat. Auf dem Tisch, der mit einer Tischdecke überzogen ist, die an ihren Rändern einen Spitzenbesatz hat, liegt ein Berg Bananen. Der Geruch von Erdnussbutter und frisch gebackenem Weißbrot hängt in der Luft. Ja, und hinter dem Haufen der gelben und krummen Früchte, die schon mit zahlreichen schwarzen Flecken übersät sind (was einen besonders süßen Geschmack verheißt) steht ein riesiges und offenes Glas der gemahlenen Bohnenpaste. Wahrscheinlich mit Stückchen, die knuspern einfach so schön beim kauen. Und da liegt ein hölzernes Brettchen, das schon arg abgenutzt ausschaut sowie ein Messer und zahlreiche Brotscheiben. Etwa die Hälfte ist auf diese Art von dem kastenförmigen Laib aufgeschnitten worden und scheint auf etwas bestimmtes zu warten. Plötzlich öffnet sich die Tür und eine große und kräftige Frau afroamerikanischer Abstammung betritt den Raum. Sie trägt ein einfaches Blümchenkleid und darüber eine Schürze. Sie schaut mich an, sagt aber nichts und beginnt, während sie weitersingt, zwei der Scheiben dick mit Erdnussbutter zu bestreichen. Dann schält sie zwei Bananen und schnippelt sie in der Hand in unzählige Scheibchen. Diese legt sie dann auf die linke Brotscheibe, direkt auf die Erdnussbutter und packt dann das andere Erdnussbutterbrot darauf. Beim Durchschneiden des Ganzen quillt fast die hellbraune Masse an den Seiten heraus, aber nur fast. Dann ruft, oder nein fast singend stößt sie ihn heraus – seinen Namen und schwerfällige Schritte ertönen von hinter der Tür. Kurz vor ihr, nachdem die Schritte angehalten haben, ertönt ein knarzendes Geräusch vom hölzernen Fußboden. Die Klinke wird gepackt und die Türe öffnet sich erneut. Das Idol meiner Kindheit und Jugend kommt herein. Sein Körper ist schon arg aufgequollen und mir schnürt es die Kehle zusammen, denn so mochte ich ihn am Ende nicht mehr wirklich sehen. Ich verehre ihn zwar, aber dieser Anblick schmerzte mich immer sehr. Sein aufgedunsenes Gesicht wird, als er das Brot sieht, kurz von einem Lächeln erhellt, dann wird es wieder zur emotionslosen Maske. Er greift danach und beißt fast von einem Grunzen begleitet hinein. Spätestens jetzt vermögen die beiden Brotschnitten, den dicken Aufstrich aus Erdnusscreme nicht mehr zu halten. Es verputzt es innerhalb weniger Minuten zur Gänze und bemerkt mich plötzlich.Oh, was willst du denn hier?“ sagte er schmatzend.Ki... ing!“ kann ich nur stotternd erwidern.Du gehörst aber nicht hierher, oder?“ fragt er mich nachdenklich und schaut sich um. Scheinbar will er sich vergewissern, ob er damit richtig liegt. Und er spricht weiter „Noch nicht, Junge!“ Ich will ihm erklären, warum ich hier bin, doch er scheint mir überhaupt nicht zu zu hören. Aber dennoch bekommen ich einen Satz heraus „Ist Larry auch hier, King?“Ja, er wartet auf dich, aber du gehörst nach Hause. Dort sind noch welche die dich brauchen und sich um dich sorgen. Tu ihnen das nicht an!“ Dann verblasst das Bild langsam und ich höre Stimmen. Irgendetwas schlägt mich, aber mit was kann ich nicht sagen und plötzlich überfluten mich unzählige Eindrücke. Und seltsamerweise riecht es immer noch nach dem Bananen-Erdnusscreme-Sandwich, das Elvis Haushälterin ihm bis zu seinem verfrühten Tod jeden Tag mehrmals zubereitet hat... In der nächsten Folge:

Die Festung

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 12. Februar 2011

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Folge 15

Die Festung

Gähnend und düster lag der Eingang vor ihnen und direkt daneben standen die Rucksäcke der anderen Expedition zum verborgenen Tempel der Patayo Pamano-Indianer. Manolo wollte sie mit ein paar wuchtigen Tritten vom Felsplateau direkt in die reisenden Fluten des dahineilenden Baches befördern, aber Prof. Calhoun hielt ihn mit schneidender Stimme davon ab. „Nicht jetzt!“ zischte er „Heb' dir das für später auf...“

Trey Parker und sein gleichaltriger Kommilitone Charlie Knotts fischten schnell ein paar Fackeln aus einer der Ausrüstungskisten. Dann entzündeten sie deren Pech rasch mit einem Benzinfeuerzeug. Sofort erhellten die lodernden Flammen den dunklen Schlund in die Hölle. Obschon diese Beschreibung durchaus als zu dramatisch gewertet werden darf, denn die Wände des Ganges, der in den Tempel zu führen schien, waren glatt, weil mit sehr viel handwerklichem Geschick bearbeitet worden.Im übrigen hatte sich nun die Marschordnung verändert: Manolo und der Professor gingen vor, direkt hinter ihnen folgten je einer der Studenten und ein Machetenschwinger und in der nächsten Reihe genau andersrum. Der restliche Trupp folgte Gewehr bei Fuß und so drang man tiefer in die geheimnisvolle Pyramide ein. Die ihnen entgegen strömenden Gerüche, die wahrlich übler Natur sein mussten, luden nicht wirklich zum Weitergehen ein. Und die sie umgebende Stille tat ihr übriges, dass ihnen immer wieder ein Schauer über den Rücken kroch. Dann nachdem sie mehrfach angehalten und sich immer wieder orientiert hatten, begann das Pochen, das dumpf aus der Tiefe zu ihnen empor scholl und dazwischen erklang das überlaute Röcheln eines sterbenden Menschen... Nach einigen Metern, die sie voran gehastet waren, trafen sie auf die aufgespießte Leiche eines jungen Indianers. Ihm schien nicht mehr zu helfen zu sein, weshalb die Gruppe jetzt erheblich vorsichtiger zu Werke gehen wollte. Nach der nächsten Biegung hörten sie einen grausamen Schrei, der fast nicht von einem Menschen ausgestoßen worden sein konnte und doch nur wenige Meter vor ihnen erklungen war. Professor Calhoun zog nun seinen großkalibrigen Revolver und überprüfte rasch, ob er auch geladen sei. Dann zog er den Hahn zurück und sie konnten sich wieder in Bewegung setzen. Sie kamen gerade um die Biegung, als ein Schuss krachte. Sofort lösten sich ein kleiner Schauer an Felsgestein von der Decke und prasselte auf sie nieder. Einige nahmen geistesgegenwärtig ihre Hände über den Kopf, während sich andere zu Boden fielen ließen. Und während es wieder still wurde, weil der bevorstehende Deckeneinsturz nicht erfolgt war, sahen sie, das vom Lauf des Professors Pistole gar kein Qualm aufstieg und auch der typische Geruch von Pulver fehlte. Also erhoben sich alle wieder – nur einer der Indios, die zuvor noch so geschickt mit der Machete umgegangen waren, blieb gekrümmt liegen. In seiner Brust war ein Loch, das direkt neben dem Herzen lag und von unter seinem Körper sickerte ein dünnes blutrotes Rinnsal. Sein Blick verriet, das er seinem Schöpfer bereits überantwortet worden war. Manolo schloss ihm die Augen und Reginald Calhoun sagte einen kleinen Abschiedsvers aus der Bibel auf, bevor sie erneut aufbrechen wollten. Urplötzlich war in der Ferne ein qualvoller Todesschrei zu hören und dann einen weiteren Schuss, auf das ein plumpsendes Geräusch folgte. Sie schlichen sich zögerlich weiter und stießen nach den letzten paar Metern auf eine große Halle, deren Decke von etwa zehn Säulen getragen wurde. Am anderen Ende des, mit unzähligen Wandmalereien verzierten Saales stand eine geschlossene Truhe vor der ein gutgekleideter Mann heller Hautfarbe lag. Seine Pistole hatte er wohl im Sturz aus seiner Hand fallen lassen und so lag sie etwa eine Handbreit neben seinen Fingern. Er rührte sich, selbst als ihn Manolo mehrfach ansprach, nicht mehr. Dann drehte dieser ihn um und das Gesicht des Toten, der wohl ein Franzose gewesen war – so stand es zumindest in seinem Reisepass, kündete von einem schrecklichen Tod. Der Professor roch kurz an dessen rechter Hand und nickte wissend. Das Gift der Falle, das auf das Schloss aufgetragen war, würde natürlich seine Wirkung von einer einmaligen Berührung nicht ganz verlieren und so konnte die Kiste auch weiterhin nicht völlig gefahrlos geöffnet werden. Aber nachdem Manolo kurz überlegt hatte, versuchte er sich an ihr. Und wie! Er trat einen Schritt zurück und fuhr mit der Klinge der Machete genau zwischen Deckel und dem restlichen Teil der Schatulle. Dann machte er eine kurze Bewegung aus dem Handgelenk heraus und schon klappte sie auf. Der Professor trat einen Schritt nach vorn und der indianische Führer einen zur Seite. Calhoun griff langsam mit beiden Händen in die viereckige Öffnung und nahm behutsam etwas heraus. Begleitet von einem tiefen Donnergrollen, das in der Ferne erklang. Und just in diesem Augenblick nahm der Professor seine Hand weg und zum Vorschein kam ein handtellergroßes Dreieck, das ganz aus Gold zu sein schien... In der nächsten Folge:

Ein ideales Paar

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 13. Februar 2011

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Folge 16

Ein ideales Paar

Nicht das Relicario seinen Cousin schon immer für einen totalen Versager gehalten hätte. Nein, in jungen Jahren – also im Alter von 3 – 11 Jahren – hatte er diesen sogar vergöttert, da er im Gegensatz zu seinem eigenen Vater immer ein gutes Wort für ihn übrig hatte, oftmals ein kleines Geschenk mitbrachte oder ihm später wenigstens immer mal wieder mit einen guten Rat dienen konnte. Doch jetzt hatte Isadore sich selbst übertroffen und ihm, seinem jüngeren Cousin, blieb nichts anderes übrig, als ihm dafür den gebührenden Respekt zu zollen... Er fing fast an hysterisch los zu schreien, aber zügelte sich gerade noch. Doch Izzy kräftig mit seiner linken Hand auf die Schulter zu schlagen, ließ er sich nicht nehmen und dabei geschah es...

* * *

Rico saß nun schon seit einer halben Stunde im Flieger und wartete bereits sehnsüchtig darauf, das sein Sitznachbar, ein angeblicher Surfstar von den Tasmanischen Inseln, ganz eingeschlafen war. Seinen Tee hatte der Mann aus New York bereits getrunken und auch die handvoll Früchte, die man ihm als Alternative zu dem üblichen nordamerikanischen Frühstück angeboten hatte, waren genüsslich in seinem hungrigen Magen verschwunden. Jetzt fehlte nur noch die Lektüre in seiner mitgebrachten Zeitung. Diese war ruck zuck in den Händen des ungehobelten Jünglings mit den blonden Dreadlocks gelandet. Gut, wenn sie nicht einen winzigen Augenblick auf dessen Platz gelegen hätte, als er gerade den Gang entlanggekommen war und sie hochnahm, um sich zu setzen, hätte Tubbs sicherlich etwas dazu gesagt. Aber er war prinzipiell ja ein friedlicher Mensch, der Streitigkeiten zu aller erst zu umgehen versuchte. Und was hatte der Bursche dann daraus gelesen bevor er mit ihr im Arm eingeschlafen war...

* * *

Izzy erschrak und ließ das Schmuckstück fallen. Und während er es zu fangen versuchte, rempelte er aus Versehen seinen eigenen Cousin an, der dabei derart aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, das sie beide zu Boden gingen. Sonny nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit dieses ungleichen Paares aus, um seinen Fuß nach vorn kicken zu lassen und somit Relicario die Kanone aus dessen Hand zu treten. Dann ging er in die Hocke und zog sofort den Revolver, welchen er als stille Reserve immer am Knöchel trug. Seine Automatik hatte er demonstrativ im Handschuhfach des Daytonas zurückgelassen. Auch um den seltsamen Cousin vom noch seltsameren Izzy etwas in Sicherheit zu wiegen. Und während er kurz „Stillhalten, ihr beiden!“ knurrte, war er doch froh, das dieser gewagte Bluff funktioniert hatte. Die beiden Kubaner schauten ihn mit großen Augen und am Boden liegend an, als er daraufhin folgen ließ „So, dann werden wir das Geschäft mal zu einem endgültigen Abschluss bringen müssen, was?“

* * *

Nur die Stylingtips von Yessica L. Drake auf Seite 27b! Beinahe hätte Rico laut lachen müssen, bei dem Gedanken daran, wie dieser ungebildete Kerl sich jeden Morgen vor dem Spiegel abmühte, um gut aussehend in den Tag zu entschwinden. Nicht das sich der Afroamerikaner selbst gehen lassen würde, denn auch er achtete sehr auf sein Äußeres und das konnte man auch durchaus sehen. Selbstverständlich auch auf sein Inneres, was ihm schon manches mal Sonnys Spott eingehandelt hatte, aber dieser Rüpel da hätte vielleicht auch etwas auf seine Bildung achten können. In dem er sich zum Beispiel die Geschichte von der ermordeten Lehrerin und ihrem Schüler, der sich am Ende als ihr Mörder herausstellen sollte. Innerlich musste Rico ob einer solchen Grausam- und vor allem Skrupellosigkeit wieder einmal den Kopf schütteln. Das so etwas heutzutage immer wieder einmal passierte konnte ihn nicht abstumpfen und in seinen Grundsätzen wanken lassen. Es gab Dinge, die durfte es einfach nicht geben. Auch das war einer der Punkte, warum er seinen Job niemals würde aufgeben können. Man musste doch sein bestes versuchen, um wenigstens ein klein wenig von dem Fleckchen Erde zu schützen, das vor seiner eigenen Haustüre lag. Denn die Welt zu retten war sowieso niemandem gegeben, was ja selbst dem Mann aus Stahl im Comic niemals gelungen war. Aber das war eine andere Geschichte und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen brachte er seine Lippen ganz nah an das Ohr, des friedlich vor sich hin dösenden und im Geiste sicher über die Wellen an Miamis Strand düsenden Surfasses...

* * *

Nein, nicht schon wieder so was!“ brüllte Relicario mit feuerrotem Kopf dem neben ihm liegenden Izzy entgegen und warf sich mit gefletschten Zähnen auf ihn. In der nächsten Folge:

Tödliches System

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 15. Februar 2011

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Folge 17

Tödliches System

Von verschnürten, unerwarteten und noch unbekannten Ganoven oder wie das restliche Team doch noch ins Spiel kommt...

Gina war nochmal ins Krankenhaus gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Sie lief gerade den Gang zum Lift entlang, als ihr Mobiltelefon anschlug. Tubbs war dran und fragte sie sogleich, wie es denn Stan ginge. Sie lächelte ein feines Lächeln und wollte ihrem früheren Kollegen gerade mit sehr viel Leidenschaft zu erklären versuchen, das Switek schon seit Stunden stabil war, als er sie direkt wieder unterbrach. Und nicht allein die Tatsache, das er es tat, fand sie schon sehr unhöflich, sondern vor allem das wie, schlug dem Fass dabei den Boden aus: Rico lachte ihr schallend entgegen...

* * *

Sonny wartete einen kurzen Moment ab, währenddessen er leicht zurück gelehnt zusah, wie sich die beiden Cousins gegenseitig bearbeiteten. Sie wirkten wie zwei Kampfhunde, die ineinander verbissen miteinander rangen – zugegebener maßen wie zwei ungleiche Exemplare: der jüngere der beiden, glich einem großen und aggressiven Rottweiler und der ältere, ähnelte eher einem japanischen Zwerg-Kawasaki. Die meisten ihrer Attacken waren harmloserer Natur und erinnerten den blonden Ex-Cop an die eskalierten Streitereien amerikanischer Highshool-Schülerinnen – also treten, kratzen und beißen. Aber als Relicario gerade mit einem Augenstecher – der den drei Stooges alle Ehre gemacht hätte - die Oberhand zu gewinnen schien, riss Crockett die Gardinenschnur...

* * *

Gina platzte der Kragen und sie wollte Rico gerade den Kopf waschen, als er sie mit den Worten „Entschuldige Gina, das tut mir leid.“ erneut unterbrach. Aber da er es ehrlich meinte, was sie aus seinem Tonfall heraushören konnte und sie auch sehr gut wusste, das so etwas nicht den Normalfall darstellte, ließ sie es auf sich beruhen.Du wolltest sicher nur sagen, das du gerade gelandet und auf dem Weg ins Hotel bist, hm?“ fragte sie dennoch etwas schnippisch.Und nachdem er Luft geholt hatte und ihr gerade antworten wollte, fuhr sie ihm nach „Ja,...“ als kleine Retourkutsche einfach etwas spitz mit „Und dann möchte der Herr gerne auch noch von seinen zwei liebsten Ex-Kolleginnen abgeholt werden, was?“ über den Mund. Das sollte ihm eine Lehre sein!Äh... ja, wenn das ginge?“ fragte er recht kleinlaut und fügte noch „Wir können uns ja dann im Krankenhaus alles gegenseitig erzählen, aber sein Gesicht hättest du einfach sehen müssen.“ Und das tiefe Schnaufen, das ihm vom anderen Ende der Leitung entgegenkam, versprach eine schmerzlich-herzliche Begrüßung...

* * *

Er hatte den herrlichen Sonnenuntergang in seinem Strandhaus zusammen mit einem grünen Tee genossen und hielt nun die Augen geschlossen. Alles schien sich wieder, fast wie von selbst, ins Reine zu begeben. Das Leben war für ihn immer wieder ein faszinierendes Gebilde, das sich zwar immer wieder mal in die ein oder andere Richtung bedrohlich neigen konnte, aber es sich auf verblüffende Weise doch auch immer wieder einpendelte. Und das machte es für ihn so lebenswert. Fast war er geneigt diesen kostbaren Moment der Ruhe und Ausgeglichenheit zu einer tiefen Meditation auszunutzen, doch das wollte und konnte er sich einfach nicht gestatten. Einer seiner Officers lag im Krankenhaus und war dem Tod nur knapp entronnen und er hatte beim Durchgehen mehrerer ähnlicher Fälle festgestellt, dass dahinter ein bestimmtes Muster zu erkennen war, das diese immer gleich enden ließ und das führte zu der Annahme, das hier ein tödliches System dahintersteckte, das es aufzudecken galt... In der nächsten Folge:

Niemand lebt ewig

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 16. Februar 2011

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Folge 18

Niemand lebt ewig

Gina war mit ihrem Wagen direkt vor den Ausgang des Miami International Airports gefahren und hatte ihn auf den letzten paar Metern schon stehen gesehen. Er hatte sich in den letzten Jahren augenscheinlich kaum verändert. Also auch in dem Moloch New York konnte Rico sowohl sein Fitnessprogramm, als auch seine gesunde Ernährung aufrechterhalten. Aber ihre Gedanken verflogen als sie anhielt und er seine Tasche auf die Rückbank fallen ließ. Dann öffnete er die Wagentür und stieg mit einem entschuldigenden Lächeln ein. Sie umarmten sich und hauchten sich gegenseitig zwei freundschaftliche Küsse auf die Wangen. Sie strahlte ihn kurz an, jedoch schimmerten in ihren Augen bereits auch ein paar Tränen, worauf er sagte „Ich hoffe nur wegen Stan, hm?“. Sie nickte, doch ihr Lächeln blieb. Sie sagte „Ja!“ und lies „Du schaust gut aus!“ folgen, was er eigentlich zu ihr sagen wollte. Also erwiderte er nur „Komm lass' uns fahren und hören, was hier seit ein paar Stunden so los ist. Während ihre Scheinwerfer lange Streifen hellsten Lichts auf den Asphalt warfen, weite sie ihn über die Dauer der Fahrt durchs nächtliche Miami hinweg in alle Umstände dieses Falles ein...

* * *

Er riss sie einfach ab und stupste den schwer atmenden Relicario mit dem Lauf seiner Waffe an. Dann befahl er dem Jungen es gut sein zu lassen und lies diesen von Izzy unter Zuhilfenahme der Kordel notdürftig fesseln. Das dem schmächtigen Latino dabei ein Lächeln über das verschwitzte Gesicht huschte, konnte Sonny verstehen. Dann lotste er beide zu seinem Wagen zurück und verbrachte das gefesselte und besser noch geknebelte Etwas in den Kofferraum. Dessen Cousin durfte, obwohl ihm sein Hawaihemd am schweißnassen Körper klebte, auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Crockett startete den Motor und fuhr wieder in Richtung Glades. Hoffentlich ging es Trudy gut?!

* * *

Bislang waren sie bis auf wenige Ausnahmen noch im Dunkel getappt, wer oder was hinter dem Anschlag auf Switeks Leben stecken konnte. Gina und Rico brachten nur schnell sein Gepäck ins Hotel, dann wollten sie kurz im Krankenhaus vorbei sehen, bevor sie sich zur Begrüßung ein Abendessen gönnen wollten. Sicherlich hatte ihr ehemaliger Kollege etwas Hunger und ihr ja noch eine hoffentlich gute Erklärung für seinen telefonischen Fax Pas mitgebracht...

* * *

Sonny steuerte den Daytona trotz oder vielleicht gar wegen der herrschenden Dunkelheit wie im Schlaf durch die Straßen des letzten Vororts Miamis und er wusste, das sie gleich – hatte er wirklich „sie“ gesagt? - Trudy befreien mussten. Eventuell könnte Izzy ja eines seiner verborgenen Talente einsetzen, um ihn wenigstens als gelungene Ablenkung einzusetzen. Schließlich würden sie es zu zweit mit drei Gegnern aufnehmen müssen. Und ihm kam da schon ein Gedanke, der natürlich nicht ungefährlich und mit einem gewissen Risiko behaftet war. Izzy würde dazu der Schlüssel sein und deshalb weihte er ihn ein. Moreno schaute ganz merkwürdig und während er fast eine ganze Minute lang nichts sagend und bewegungslos neben ihm verharrt war, hatte Crockett das Gefühl, er würde ihn gleich umarmen und abküssen. Dann versuchte sich der kleine Kubaner mit dem kurzen Ärmel seines Hawaihemdes die Augen abzuwischen. „Ich bekomme eine Kanone und soll...“ stammelte er nur, als der Schwarze Wagen am Ortseingang anhielt und sie die Plätze tauschten. Dann heulte der Motor auf und Sonny war klar, das dies das einzige Mal in Izzys Leben sein würde, das er mit dem Daytona vor dem Laden, in dem Trudy sich aufhielt, vorfahren würde. Beide stiegen aus und in dem Moment als Crockett die Tür des beleuchteten Schuppens öffnete spürte er den Lauf der Waffe in seinem Rücken und hörte Izzy mit einer seltsam klingenden Stimme hinter sich sagen: „Niemand lebt ewig, Burnett!“

* * *

Lt. Castillo hatte schon mit dem Departement telefoniert und eine stadtweite Suchaktion nach den Drahtziehern angekurbelt. Alle verfügbaren Leute der niederen Dienstgrade waren von der Zentrale telefonisch aktiviert worden und fuhren nun in etlichen Fahrzeugen zu den einzelnen Verstecken der vermutlich beteiligten Ganoven. Und zeitgleich würden sie auf sein Signal hin losschlagen, aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. 0:00 Uhr war angepeilt, da sich zu dieser Zeit fast alle üblichen Verdächtigen zuhause sein würden. Ihm ging durch den Kopf, das der Plan gut war. Und während er im Krankenhausflur, wo er Ginas Wache bei Switek übernommen hatte, ruhig auf und ab ging, gab er ihm auch noch die Möglichkeit einen alten Bekannten zu begrüßen. Dieser würde sicherlich jeden Moment hier eintreffen. Dann erschollen Schritte hinter ihm und als er sich umwand, waren dort nicht die beiden Personen zu sehen, mit denen er fest gerechnet hatte... In der nächsten Folge:

Am Rande der Hölle

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 18. Februar 2011

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Folge 19

Am Rande der Hölle

Sonny schoss es einen kurzen Augenblick – vielleicht der letzte Moment in seinem nicht gerade unspektakulären Leben, was natürlich auch Job bedingt war – durch den Kopf, das er zu hoch gepokert haben könnte oder sich einfach nur in Izzy getäuscht haben bräuchte und er würde tot sein. Aber durch seinen Beruf und die jahrelange Erfahrung versuchte er einen kühlen Kopf zu bewahren. Dem Freudengeschrei der drei Kerle in der Bar zufolge, schien der Bluff gelungen zu sein, wenn es denn immer noch einer wäre...

* * *

Martin Castillo hatte fest mit Tubbs und Gina gerechnet, aber es waren ein Arzt und eine Krankenschwester. Beide hatten sich, bis zu der Stelle an der er stand, angeregt miteinander unterhalten, dann brach das Gespräch ab und ihre Minen verloren augenblicklich ihre sämtliche , eben noch zu Schau gestellte Heiterkeit. Und während sie etwas beschämt zu Boden schaute, wandte sich der Mediziner an den Lieutenant. Er fasste ihn leicht an der Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann ging er mit der jungen Kollegen wieder fröhlich schwatzend den Gang entlang. Stans Vorgesetzten aber ließen sie, mit nach außen versteinerter Mine und erschüttertem Inneren einsam und verloren wirkend, zurück...

* * *

Die Burschen kamen beide schnell näher, um ihrem „neuen Helden“ auf die Schulter zu klopfen. Und da sie dies weniger sprich- und viel mehr wörtlich meinten, änderte sich damit schlagartig die komplette Situation. Leider auf Kosten der bis dato hervorragenden und zuletzt überbordenden Stimmung, die derart rasch in den Keller ging, als Isadore Moreno ein kurzes und knappes „Flossen hoch!“ knurrte. Dabei richtete er zwar den Revolver nach vorn, aber vergaß dabei den Mann hinter dem Tresen, der unter ebendiesen griff...

* * *

Als beide aus dem Aufzug in den Flur des richtigen Stockwerkes stiegen, konnten sie den Lieutenant schon von weitem sehen. Er stand wie immer akkurat gekleidet da und klappte gerade sein Mobiltelefon, das er wohl kurz zuvor benutzt haben musste weg. Dann steckte er beide Hände wie so oft in die Hosentaschen. Sein Kopf war leicht vornüber geneigt, so als überdachte er nochmals den Plan oder tüftelte wieder über dem ein oder anderen Detail nach – er war eben ein ordnungsliebender und akribischer Perfektionist. Aber das zeichnete ihn ja auch aus und das schätzten alle so an ihm. Und während sie näher kamen, fiel es Gina zuerst auf. Sein Gesicht! Es war einfach anders als sonst, strahlte keine Ruhe aus und wirkte irgendwie gezeichnet. Und zu allem Überfluss klingelte auch schon wieder sein Mobiltelefon. Er kramte es aus der Brusttasche und ließ es aufschnappen, dabei schien er die beiden Ankommenden aus dem Augenwinkel heraus erhascht zu haben, drehte sich aber von ihnen weg. Dabei hob er seine linke Hand und bedeutete ihnen damit, das er sie gleich begrüßen würde, aber noch rasch in Ruhe das Gespräch annehmen wollte. Längere Pausen nach denen er nur kurz und knapp, zumeist mit nicht mehr als „Ja!“ oder „Hm!“ antwortete, ließen darauf schließen, das der Anrufer mehr und die durchaus wichtigeren Dinge zu erzählen hatte. Er beendete das Telefonat mit einem „Wir werden sehen!“. Und während er das kleine schwarze Teil, das er eben noch verwendet hatte, wieder in seiner Brusttasche verschwinden liess, drehte er sich wieder um und seine Mine entspannte sich ein wenig. „Ricardo!“ sagte er nicht ohne einen gewissen Klang in der Stimme, den wahrscheinlich niemand außer ein paar ihm nahestehenden Personen herausgehört hätten und streckte ihm die Hand entgegen. Tubbs nahm sie, aber überrumpelte seinen ehemaligen Chef dann doch, in dem er ihn einfach kurz umarmte. Gina musste, ob dieser spontanen Geste von Rico etwas schmunzeln, auch weil Lt. Castillo dies mehr über sich ergehen ließ, als daran teilzuhaben – dafür war er einfach zu überrascht und es entsprach nicht seiner Art. „Gibt es ein Problem, Mann!“ fragte der New Yorker Cop, dem man immer noch seinen Spürsinn anmerkte, der wohl dort nicht verkümmert war. Martin sah ihn kurz mit seinem stechenden Blick an und sagte dann "Switek ist nicht unschuldig und der Drahtzieher hat sich gemeldet!" In der finalen Folge:

Der Pate

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 20. Februar 2011

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Folge 20

Der Pate

Gina und Rico standen wie entgeistert da und hofften das der Lieutenant die scheinbar ewig andauernde und unangenehme Pause recht bald mit irgend einem Befehl oder was auch immer unterbrechen würde. Doch nichts geschah... Aber nach einem winzigen Augenblick zog er die Hand mit seiner Armbanduhr aus der Hosentasche und schaute bedächtig darauf...

* * *

Der Barmann wollte etwas von unter der Theke hervorholen, aber diesmal war es Trudy, die schnell genug reagierte und ihre Pistole aus ihrer Handtasche zog. Auf diese hatten die selbstsicheren Ganoven irgendwie nicht geachtet. Und während sie den Kerl hinter dem Tresen langsam mit erhobenen Händen herauskommen ließ, forderte dies Sonny unter Izzys Feuerschutz auch von den anderen beiden Tölpeln. Und diese ließen sich auch nicht lange darum bitten. Rasch gefesselt und mit ihrem vermeintlichen Anführer in einem Hinterzimmer Wiedervereinigung feiernd, wurden sie zurückgelassen. Schnell bestiegen Sonny, Trudy und Izzy wieder den Daytona und der Lady zuliebe nahm der kleine Kubaner freiwillig im Kofferraum Platz. Nachdem Crockett den Deckel geschlossen und sich hinters Steuer geklemmt hatte, hauchte seine Kollegin ihm ein befreiendes „Danke!“ entgegen. Während Sonny in Richtung Miami losfuhr, berichtete er Trudy kurz, das Izzy auch nicht das Geringste über Stans Verstrickung in diesem Fall wusste und er fügte hinzu, das ja vielleicht ein Anruf bei Castillo eine gute Idee sein könnte. Etwas anderes fiel den beiden im Augenblick leider nicht weiter ein...

* * *

Und jetzt blickte er sie direkt an und sein Blick verriet nichts gutes, aber da ertönte erneut sein Mobiltelefon. Manchmal hätte er es richtig verfluchen können, weil es einen permanent im Spiel hielt und es einem viel zu oft die nötige Ruhe störte, die man in ihrem Job immer mal wieder brauchte, um nicht durch zu drehen. Vor allem in so einem verzwickten Fall. Dennoch nahm er das Gespräch an indem er trocken „Castillo“ sagte. Er hörte schweigend einen kleinen Moment zu, dann sagte er „Gut das sie da wieder raus sind.“ Dann sagte der Anrufer, dessen Stimme Gina und Rico als Trudys herauszuhören meinten, etwas und der Lieutenant erwiderte knapp „Um zwölf geht’s los. Beeilen sie sich!“ „Sind sie auf dem Weg hierher?“ fragte Gina neugierig. Castillo nickte nur und sein Blick blieb seltsam, aber sie getrauten sich nicht zu fragen. Sicherlich würde er, sobald die anderen beiden da wären, sowieso die Katze aus dem Sack lassen.

* * *

Trudy gab Sonny kurz Bescheid, was Castillo zu ihr am Hörer gesagt hatte und sofort trat er das Gaspedal durch und ein Ruck ging durch den Boliden. Was Izzy daraufhin von hinten schrie konnten beide durch das Aufheulen der Maschine nicht wirklich hören, aber Lobeshymnen auf Crockett Fahrkünste würden garantiert anders klingen...

* * *

Die digitalen Ziffern der großen Krankenhausuhr wechselten fast lautlos aber beständig. Ansonsten schien auf den Gängen eine gespenstische Ruhe eingekehrt zu sein, die nur ab und an durch ein leises Piepsen oder ein anderes technisches Geräusch unterbrochen wurde. Rico hatte sich mittlerweile ein Sandwich aus einem der Automaten gezogen, das ihm Gina anstelle des geplanten Abendessens spendierte. Aber schon nach einem Bissen hätte er das trockene Teil am liebsten in eine weit entfernte Ecke des Flures geworfen, weil es ihm fast ungenießbar vorkam. Und selbst der Automatenkaffee konnte ihm nicht den staubigen Geschmack aus der Kehle weg spülen. Was hätte er für ein wenig frisches Obst gegeben, aber das konnte er erst wieder am frühen Morgen von einem der kleineren Läden in der Galerie erwarten, die über Nacht geschlossen hatten. Gina blickte auch irgendwie starr vor sich hin, aber spürte genauso wie er die immense Spannung, die sich aufzubauen begann. Noch zehn Minuten bis Mitternacht...

* * *

Sonny bog mit quietschenden Reifen auf die Straße zum Hospital und war froh, das sie um diese Uhrzeit unterwegs waren. Er wollte nicht wissen, wie viele Verkehrsregeln er mittlerweile gebrochen hatte oder wie langsam sie während der üblichen Rushhour vorwärts gekommen wären. Und dann sahen sie sie – die dicke, fette nachtschwarze Limousine, die dermaßen schlecht vor dem Krankenhauseingang geparkt war, das sie unmöglich dort auch noch hätten halten können. Also bog Crockett kurz vorher auf einen der Parkplätze ab, die zum Glück kaum belegt waren und stoppte den Daytona dort. Sie befreiten Moreno und liefen schnurstracks auf die Glastüre des Eingangs zu, denn ihnen blieben nur noch fünf Minuten...

* * *

Der junge Mann mit der Aktentasche verließ den Aufzug und strebte äußerlich völlig gelassen dem Ausgang zu. Er beachtete die ihm entgegenkommenden drei Gestalten nicht sonderlich, obwohl er sie sehr wohl kannte. Und da er wusste, das sie auf der anderen Seite ihm gegenüber im Nachteil waren, weil sie ihn noch nicht kannten, verließ er seelenruhig das Krankenhaus und stieg in die Limousine. Diese setzte sich schwerfällig in Bewegung und sie rauschte davon, mit ihm als lachendem Dritten ..

* * *

Die Ziffern auf der Krankenhausuhr wechselten gerade auf die Zwölf und Sonny, Trudy und Izzy trafen bei Castillo ein, als dieser via Mobiltelefon die ganze Operation für abgeblasen erklärte. Stattdessen rief er seine Kollegen von der organisierten Kriminalität an und teilte ihnen mit, das er über einen großen Briefumschlag voller unumstößlicher Beweise verfüge, die eine Anklage wegen schwerer Körperverletzung gegen Don Milo Francesi – oder Mills Francis, wie er sich heute nannte - und seine Schläger möglich machen sollte. Sie wären ihm soeben vom Anwalt Edward Trips – also besser gesagt Eduardo Triponis - zugespielt worden. Aus ihnen ginge eindeutig hervor, das sie hinter dem Anschlag auf Stans Leben steckten. Nachdem er aufgelegt hatte, wurde Rico erst einmal noch von den anderen beiden begrüßt und man wollte sich noch auf ein paar Drinks in diesen neuen Laden am Biscayne Boulevard machen, als Stan wieder zu sich kam. Sie umstellten sein Bett und er freute sich sie zu sehen, aber irgendetwas in seinen Augen war seltsam. Alle wollten ihn trösten oder beruhigen, aber es gelang ihnen nicht wirklich. Und nach einem kurzen Moment, als alle wieder ruhig geworden waren, sagte Castillo zu ihm „Stan, sagen Sie es ihnen selbst, was ich seit kurzem vom Arzt weiß...“ Und in der nächsten Staffel:

Auf dem Kriegspfad

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 22. Februar 2011

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  • 3 weeks later...

Folge 21

Auf dem Kriegspfad

Alle Augen waren nun auf Stan gerichtet und er schien einen inneren Kampf mit sich selbst auszufechten, den er augenscheinlich fast gewonnen hatte. Aber dann senkten sich seine Schultern und sein Blick ging nach unten. Er druckste ein wenig herum und stammelte: „Ich habe es nur wegen Larry gemacht...“

Castillo nickte stumm und drehte sich zur Seite. Er gab den anderen mit knappen Worten zu verstehen, das sie ihm nun etwas Ruhe gönnen sollten und so verließen alle nach einer kurzen, aber nicht minder herzlichen Verabschiedung das Hospital. Sie teilten sich auf beide Wagen auf und fuhren zu dieser Bar, von der vorhin noch die Rede gewesen war. Während der Fahrt sprach aber niemand ein Wort, den jedes einzelne davon erschien ihnen unpassend zu sein. Irgendwie hatte das, was Switek gesagt hatte ihnen nicht wirklich weitergeholfen, sondern sie eher noch mehr verwirrt. Also waren sie keinen Deut schlauer als vorher. Und trotzdem dieser Fall noch lange nicht beendet schien, hob sich ihre Laune dann doch noch insoweit, das sie die Ankunft Ricos wenigstens ein klein wenig beschwingt hinter sich brachten. Aber allzu lange wollte man auch nicht bleiben, denn der morgige Tag würde wieder früh beginnen und dazu konnten sie jede Minute Schlaf brauchen, die sie bekommen konnten.

* * *

Wer jetzt dachte Lt. Castillo würde zu dieser Zeit schon längst zuhause im Bett liegen, der hatte sich getäuscht. Er war wieder direkt ins Departement gefahren, weil er sich der Wiedersehensfeier nichts abgewinnen konnte und wollte. Er ahnte bereits, das der Auftritt von Triponis Anwalt heute Abend in der Unterwelt Wellen schlagen würde, die niemand vorhersehen konnte. Aber das in ihm erzeugte Unbehagen würde sich erst wieder legen, falls die typische Reaktion ausbleiben würde. Hoffte er zumindest...

* * *

Und es dauerte keine drei Stunden nachdem die ersten Streifenwagen und Transporter überall in der Stadt Stellung bezogen hatten und die darin sitzenden Kollegen der Abteilung organisierte Kriminalität zuschlugen. Die Häuser waren genau umstellt, in denen sich die Burschen aufhalten sollten, die mit Stans schweren Verletzungen und Spielsucht etwas zu tun hätten. Dabei wurden ihre Befehlshaber und ranghöheren Familienmitglieder nicht verschont und machte selbst vor dem heimlichen Paten Don Milo Francesi nicht halt. Innerhalb einer Viertelstunde war der ganze Spuk auch schon wieder vorbei und die offiziellen Wagen der hiesigen Polizei sowohl als auch die Zivilfahrzeuge der Abteilung waren wieder eingerückt. Doch jetzt würde der Spaß erst losgehen: Die Verhöre der Verdächtigten!

* * *

Castillos Augen schmerzten etwas, weil der Tag einfach nicht zu Ende gehen wollte und er war froh das der erlösende Anruf nun einging. Er nickte und knurrte nur manchmal ein knappes „Gut!“ oder „Machen Sie es so!“ bevor er nach einem ebenso kurzen „Danke!“ wieder auflegte. Jetzt konnte auch er sich noch etwas hinlegen , denn sein inneres Bedürfnis nach Gerechtigkeit würde nun endlich still sein und ihm die Ruhe verschaffen, seine brennenden Augen noch für die ein oder andere Stunde schließen zu können. Dazu lehnte er sich in seinem Bürosessel zurück, legte die Füße auf den Schreibtisch und schlang sich sein Jackett um den Oberkörper...

* * *

Und während die anderen von Vice schon schliefen, herrschte Trubel und Hektik im Bereich des organisierten Verbrechens. Unbedeutende Zeugenaussagen wurden in Papierform getippt und abgelegt, Verdächtige zu den Verhör-Zimmern gebracht oder von dort geholt. Alles glich einem hyperaktiven Ameisenhaufen, der sich auf sein Opfer stürzte und dazu führen sollte, die große Nummer des Syndikats zu erlegen...

In der nächsten Folge:

Schmutzige Hände

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 12. März 2011

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Folge 22

Schmutzige Hände

Am nächsten Morgen war der Dienstbeginn von einer alles entscheidenden Frage überschattet: „Hatte man den großen Don Milo Francesi endlich am Haken oder würde er sich wieder

einmal einer Schlange gleich herauszuwinden vermögen?“ Aber eigentlich waren das ja schon zwei Fragen und es sollten nicht die letzten bleiben, denn... Stan erwachte und sein Mund war trocken und trotz der vielen starken Medikamente, die er wohl bekam, schien sein ganzer Körper aus einem einzigen Schmerz zu bestehen. Castillo stand erneut neben seinem Bett und sah seinen Mitarbeiter mit diesem leicht stechenden Blick an. Und diesem konnte man, falls man wieder einmal Mist gebaut hatte oder bei etwas anderem erwischt wurde, einfach nicht standhalten. Auch Switek musste nach einem kurzen Augenblick beschämt zur Seite schauen.Lieutennant...“, begann Stan zu murmeln, aber weiter kam er nicht, da ihm schon eine Träne aus dem linken Auge kullern wollte. Er konnte es zwar noch verhindern, aber trotzdem brachte ihn das erneut aus dem Rhythmus.Er spürte die Hand seines Vorgesetzten auf seiner Schulter und dieser sagte nur: „Keine Sorge! Nicht, wenn Sie nicht soweit sind.“ Und Stan schloss beruhigt die Augen und döste wieder ein...

* * *

Andernorts frühstückte das restliche Team in Geckos Bar & Grill. Sonny hatte ein typisch amerikanisches Breakfast mit Würstchen, Rührei und Speck sowie Toast und Butter vor sich stehen, während Rico seinen Teller mit frischem Obst sichtlich zu genießen schien. Darunter waren außer einer Papaya, einer Mango, einigen Erdbeeren sowie einem Stück Melone auch noch eine Scheibe von Billy Trockens Schwester, Ananas, dabei. Die beiden Ladys hatten zwei verschiedene Sorten Marmelade, etwas Butter, einen Joghurt mit frischen Früchten und ein Croissant bestellt. Aber sie aßen nicht viel, da ihnen der gestrige Abend, weniger wegen dem Barbesuch in den Knochen sondern Stans Äußerung schwer im Magen lag. Gina griff an diesen Punkt das Gespräch wieder auf, das kurz zuvor, gerade als ihre Bestellungen kamen, eingeschlafen war.Was auch immer Stan mit diesem Satz gestern Abend sagen wollte“, durchbrach sie die Stille: „Ich werde daraus nicht schlau.“ Rico schaute auf und tupfte sich kurz den Mund mit der pfirsichfarbenen Stoffserviette ab, bevor er anmerkte: „Da geht es uns wohl allen gleich.“ Trudy zuckte nur die Achseln und trank einen Schluck des frisch gepressten Multivitaminsaftes, den sie wahlweise statt eines Orangensafts geordert hatte.Aber Marty schien mehr zu wissen.“ warf Crockett ein. Dann warf er seine Serviette mit einer leicht gereizten Bewegung auf seinen fast leeren Teller. Nur die Würstchen hatte er übrig gelassen. Da fiel ihm plötzlich auf, das dies seit der Nacht so war, nachdem Switek sie an den Tatort gerufen hatte, wo dieser damals Larry mit einer Überdosis im Arm tot aufgefunden hatte. Irgendwie musste ihm das sein Unterbewusstsein so eingeflüstert haben, denn Zito war immer dafür bekannt, bei einem gemeinsamen Frühstück immer die Würstchen der anderen gegen irgendetwas von seinem Teller einzutauschen. Er war immer wie verrückt auf diese kleinen fettigen Dinger gewesen...

* * *

Izzy hatte sich inzwischen wieder in eines seiner unzähligen Schlupflöcher zurückgezogen, von denen er überzeugt war, das es die anderen von Vice nicht kennen würden. Er fühlte sich also absolut sicher...

* * *

Und während Castillo wieder ins Departement fuhr, die anderen bezahlten und ihre Wagen bestiegen und Stan das erste Mal von drei gutaussehenden... ...Pflegern vorsichtig in den Rollstuhl verfrachtet wurde, erwachte andernorts Eduardo Triponi durch ein leises Klicken und blickte in den dicken Lauf eines Schalldämpfers, der auf seine Stirn gerichtet war... In der nächsten Folge:

Gespensterjagd

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 14. März 2011

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Folge 23

Gespensterjagd

Das schwarze Löchlein vor ihm, schien immer größer zu werden, während Eduardo Triponi der Schweiß ausbrach und sich in kleinen Perlchen auf seiner Stirn wiederspiegelte. Und genau da zeigte auch die Mündung des lautlosen Tods hin. Sein Gegenüber schien ihm direkt in die Augen zu blicken, aber etwas genaues konnte er durch die Strumpfmaske nicht erkennen...

* * *

Die letzten Tage waren für ihn durchaus ruhig verlaufen, obschon er immer noch völlig durch den Wind war. Aber wer wäre das nicht gewesen, wenn ihm der beste Freund, den man hatte auf eine solche Art und Weise genommen worden wäre. Sie waren schon fast derart lange befreundet gewesen, das keiner von beiden mehr zu sagen wusste, wann aus dieser Kumpelei das wurde, was sie schlußendlich auszeichnete. Sie wissen schon auf was ich hinaus möchte, oder? Nicht der Tag, an dem man sich kennengelernt hat. Der war leicht zu merken. Aber nicht der winzige und deshalb so flüchtige Augenblick, an dem sich aus Menschen, die etwas zusammen unternahmen zwei Personen entwickeln, die einander so weit vertrauen konnten, das einer für den anderen sein Leben geben würde. Zito und Switek wurden im Departement fast schon als eine Person angesehen. Also wen wunderte es dann, das sich Stan mit Larrys Tod schwerer tat, als es anderen Kollegen ging, die ihren Partner verloren. Auch Sonny konnte davon ein Lied singen, da auch ihm ein solcher Schlag nicht erspart geblieben war. Manchmal dachte Switek sogar, das er Larry mitten auf der Straße gesehen hätte und ihn gerufen. Aber als sich die ersten Passanten merkwürdig blickend nach ihm umsahen, wandte er sich ab und dachte, er wäre gerade dabei seinen Verstand zu verlieren.Das ging soweit, das er einmal sogar glaubte, er hätte Larry in ein altes abruchreifes Haus gehen sehen. Er folgte ihm und hastete hinter ihm die Treppe hinauf. Und auf jedem Stockwerk dasselbe Spiel - der Verfolgte entwischte ihm immer wieder. Dabei rief ihn Stan mehrfach, aber er schien das nicht zu hören oder wollte ihm einfach nicht antworten. Dennoch folgte er ihm schlafwandelnd. Aber dann bog Larry ab und verschwand durch eine offen stehende Wohnungstür. Switek hastete hinterher und fand sich in einem Flur wieder, der in einen Livingroom mündete, wohin er glaubte seinen toten Freund gehen zu sehen.Er huschte hinter ihm her, doch der Raum war leer. Niemand war dort zu sehen. Durch die offenen Fenster pfiff leise der Wind und eine alte Zeitung schlidderte raschelnd über den Boden. Bis an eine der Wände, die ein großes Loch zierte, das wohl jemand vor Jahren mit einem Brecheisen in deren Holz geschlagen hatte...

* * *

Ach so, da war ja noch was:Triponi war als abgebrühter Hund bekannt. Wie sollte er sonst an die Spitze der Familie gelangt sein, würde man annehmen. Aber als der Unbekannte vor ihm minutenlang mit der Waffe, ohne die Spur eines Zitterns zu zeigen und keinerlei Skrupel zu haben schien, konnte sein Opfer es nicht mehr halten... In der nächsten Folge:

Schock

©Bernar LeSton in Rüsselsheim 15. März 2011

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