Japanisches Roulette - (Abgeschlossene Geschichte)


Christine

Recommended Posts

EINS

In dem Raum war es dämmrig, heiß und stickig. Die junge Frau lag, angekettet wie ein Hund, auf dem Boden. Jeder einzelne Knochen in ihrem Körper schmerzte von den Schlägen, die sie hatte einstecken müssen. Ihr Gesicht war geschwollen, die Haut spannte. Sie konnte die Augen nur einen Spalt breit öffnen. Deshalb sah sie nur wenig, aber sie hörte das Knistern eines Feuers und die schlurfenden Schritte eines Menschen, der häufig hustete. Es klang, als rauchte er zu viel. Sie spürte eine eiserne Klammer, die um ihren Hals lag. Sie konnte atmen, aber kaum den Kopf bewegen.Dann kam er zu ihr herüber und sie sah das Brenneisen in seiner Hand. Plötzlich erinnerte sie sich an Michiko, die vor zwei Wochen abgeholt und wenige Tage später zurückgebracht worden war. Sie hatte ein Zeichen auf dem rechten Oberarm gehabt, eingebrannt in die Haut. Auf ihre Frage, was geschehen war, hatte Michiko nur gesagt: "Ich war nicht brav genug, aber weil ich wenigstens genug Geld bringe, haben sie mir nur eine Warnung verpasst." Dabei hatte sie den Arm gehoben, um zu zeigen, was sie meinte.Jetzt sah sie, wie sich das Brenneisen auf ihr Gesicht herabsenkte. Ein glühender Kreis mit japanischen Schriftzeichen. Sie begann zu schreien, an den Ketten zu zerren und versuchte den Kopf wegzudrehen, aber das Brenneisen sank erbarmungslos auf ihr Gesicht herab. Ein wahnsinniger Schmerz schoss durch ihren Kopf und den gesamten Körper, ehe sich gnädige Bewusstlosigkeit auf sie herabsenkte. Ein Schuss durchdrang die Nacht.Der Jeep fuhr die Straße zum Fluss hinunter. Der Japaner, der am Steuer saß, blickte immer wieder mit zusammengekniffenem Mund auf die Uhr. Es war viertel vor zehn. In fünfzehn Minuten hatte er eine Verabredung mit der tollsten Frau, der er bisher begegnet war, und nur weil sein Boss mal wieder seinen Müll entsorgt haben wollte, würde er zu spät kommen. Eigentlich sollte er seine Fracht zur Müllverbrennungsanlage bringen, aber dann wäre er vor Mitternacht nicht zurück. Keine Frau wartete mehr als zwei Stunden auf den Mann, mit dem sie verabredet war!Deshalb fuhr er zum Fluss. Er würde sie ins Wasser werfen, die Strömung würde sie ins Meer hinaustragen, und dort gab es eine Menge Fische, die sehr hungrig waren.Es war ruhig ringsum. Einige Boote dümpelten leise gegen den Anleger, aber auf keinem brannte Licht. Weiter unten lag ein Boot, das seinem Boss gehörte, die Johnny Blue, aber der Boss nutzte es selber nie.Der Mann hielt an, stieg aus und sah sich vorsichtig um, ehe er den Kofferraum öffnete. Seine tätowierten Arme zerrten ein längliches Paket, das in einen alten Teppich gewickelt war, heraus. Damit ging er zum Wasser und ließ seine Last vorsichtig, beinahegeräuschloshineingleiten. Der Mann wischte sich die Hände an der Hose ab. Einen Moment lang sah er dem Teppich zu, wie er im Schein des Mondes davontanzte. Es sah fast fröhlich aus. Dann aber wandte er sich um, stieg in den Jeep und fuhr davon. Wenn er Gas gab, kam er vielleicht nur fünf Minuten zu spät. Sie würde verstehen, dass er erst seinen Job hatte machen müssen...- und sein Boss würde nie erfahren, dass er die Leiche des Mädchens in den Fluss geworfen hatte.
Link to comment
Share on other sites

ZWEI

Langsam fuhr das Boot über den Miami River. Der Motor brummte leise, aber ansonsten war es recht still an diesem frühen Morgen. Hier und da gluckerte das Wasser und ab und zu wehte der Wind den Geruch der nahen Abwasserkanäle herüber. Die Fenster der Häuser entlang des Wassers wirkten wie schwarze Augen, die die beiden Männer in dem Boot beobachteten.„Halb fünf,“ sagte Ricardo Tubbs mit einem Blick auf seine goldene Armbanduhr.„Pünktlich wie die Maurer,“ entgegnete Sonny Crockett, den Blick starr geradeaus gerichtet. Im Funkgerät knisterte es. Es klang kaum lauter als das Rascheln des Windes im Laub der Bäume.„Wie sieht es aus? ,“hörten sie Castillos Stimme.Ricos Blick schweifte prüfend umher. „Alles ruhig. Nähern uns dem Verabredungsort.“Es rauschte im Funkgerät, dann sagte Stan: „Komisch, hier ist noch niemand vorbeigekommen. Dabei stehe ich seit vierzig Minuten hier herum. Mir gefällt das nicht.“„Wir haben auch noch niemanden gesehen,“ erklärte Gina. Sonny entdeckte das Boot etwa 100 m entfernt rechts am Anlieger. Das musste die Johnny Blue sein, jene kleine Jacht, auf der sie sich mit einem Boten des geheimnisvollen Verkäufers Mr. Ntreffen wollten. Es ging um einen 60 kg Probedeal, mit dem sie Mr. N ködern wollten. Heute sollte das Team ihn nur beobachten, um herauszufinden, wo der geheimnisumwitterte Drogenkönig wohnte. Niemand hatte je sein Gesicht gesehen, niemand war je bei ihm zu Hause gewesen oder hatte Mr. N´s persönliche Telefonnummer gewählt. Wer ihn kontaktieren wollte, der ging insjapanische Lokal Thousand Lights und fragte nach Lanang. Rico und Sonny hatten vier Mal nach Lanang, einem drahtigen, recht kleinen Kerl mit einem lackschwarzen Zopf, fast schwarzen Augen und komplett tätowierten Armen gefragt. Sie gaben ihm eine Nummer, unter der sie erreichbar waren und erklärten, bei der Menge, die sie dauerhaft benötigten, wollten sie mit Mr. N selbst verhandeln.Aber es dauerte drei Wochen, ehe Mr. Nanrief... – falls er es überhaupt selbst war. Seine Stimme klang hochnäsig, unangenehm und verzerrt. Er sprang nur auf den Deal an, weil Sonny behauptete, sie würden mindestens 600 kg pro Monat brauchen. Jetzt waren sie auf dem Weg zur Johnny Blue, wo ein Bote von Mr. N mit dem Koks warten sollte. Auf dem Boot war jedoch alles dunkel. Dazu kam, dass Stan, Gina und Trudy die beiden Straßen, die zu dem Anleger führten, seit nunmehr einer dreiviertel Stunde beobachteten, ohne dass sich irgendjemand blicken ließ. „Ich weiß nicht, Mann, irgendwas stimmt hier nicht,“ meinte Rico.Sonny brummte zustimmend. Auch ihm missfiel die Sache. Vielleicht war es eine Falle. Lanang war ihm irgendwie bekannt vorgekommen, ohne dass er sagen konnte woher. Aber natürlich hatte er im Laufe der Jahre auf Miamis Straßen eine Menge Gangster kennen gelernt und außerdem fand er, dass die Asiaten irgendwie alle gleich aussahen. Sonny drosselte den Motor und Rico sagte ins Funkgerät: „Wir gehen jetzt an Bord.“Sonny befestigte das Seil und zurrte es fest. Er stutzte plötzlich. Kniff die Augen zusammen und starrte auf das Wasser, das im Schein des Mondlichts gegen den Rumpf der Johnny Blue plätscherte. Da war doch etwas im Wasser!„Tubbs, bring mal die Taschenlampe her,“ bat er, ohne den Blick vom Wasser zu nehmen. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, eine Ahnung, dass es bald um etwas anderes ging als nur um Drogen.Rico holte die Taschenlampe aus einer Kiste, die vor der Reling im Boden verschraubt war. Früher hatte Sonny hier immer den Fisch für Elvis aufbewahrt, jetzt hortete er Krimskrams darin.„Was ist denn? ,“fragte er, als er bei Sonny ankam und ihm die Lampe reichte. Wortlos schaltete Sonny die Taschenlampe ein und leuchtete auf das Wasser. Weit aufgerissene Augen in einem bleichen, weiblichen Gesicht mit asiatischen Zügen starrten zu ihnen herauf.IhrGesichtwarentstellt. Ihre Arme bewegten sich mit der Strömung des Wassers hin und her, als winkte sie ihnen zu, zu ihr zu kommen. Der Körper war zur Hälfte in einen alten Teppich eingewickelt, der sich im Wasser bauschte. Es sah fast aus, als wollte er verhindern, dass sie unterging. „Oh, verdammt! ,“entfuhr es Rico. Er eilte zum Funkgerät, während Sonny, nur zur Kontrolle, auf die Johnny Blue sprang, um nachzusehen, ob der Bote dort war. Auf dem Boot war jedoch niemand. „Wir haben hier eine Leiche im Wasser,“ sagte Rico ins Funkgerät. „Weiblich. Asiatin.“Er schielte zur Johnny Blue hinüber. Dort tauchte nun Sonny auf, sprang zu ihm ins Boot und verkündete: „Kein Bote, kein Kokain! Verdammt, was hat das zu bedeuten?“Rico dachte kurz nach. „Eine gute Frage. Vielleicht war sie ja der Bote!“
Link to comment
Share on other sites

DREI Einige Stunden später im OCB. Castillo kam in den Besprechungsraum mit einem Stapel Akten in den Händen, wie immer korrekt gekleidet mit schwarzem Anzug, weißem Hemd und schwarzer Lederkrawatte. Er schien topfit und wach zu sein. Sonny, Rico, Trudy, Gina und Stan saßen ziemlich mitgenommen und müde auf ihren Stühlen und versuchten sich mit Kaffee wach zu halten, schließlich waren sie bereits seit drei Uhr früh auf den Beinen. Braucht denn dieser Kerl niemals Schlaf? , dachte Stan ehe erneut an seinem Kaffee nippte. "Es wurde bereits vor zwei Tagen eine Frauenleiche aus dem Miami River gefischt," sagte Castillo statt einer Begrüßung und verteilte die Akten. "Genau wie bei der Leiche von heute Morgen, handelt es sich um eine junge Asiatin, vermutlich Japanerin. Beide Mädchen wurden vor ihrem Tod misshandelt, vergewaltig, ihr Gesicht entstellt und dann wurden sie erschossen. Wir gehen davon aus, dass beide Mädchen dem selben Täter zum Opfer gefallen sind. Das Morddezernat ist in dem Fall der ersten Leiche noch nicht weitergekommen. Ob und wie diese Mädchen irgendwie in Verbindung mit Mr. N oder Lanang bzw. dem Restaurant Thousands Light stehen, ist bisher offen. Vielleicht wurde das Mädchen nur zufällig in der Nähe der Johnny Blue abgelegt, aber an so einen Zufall glaube ich nicht. Könnte auch sein, dass ein Konkurrent Mr. N in Misskredit bringen will. Der Chief will, dass wir den Fall übernehmen. Dieser Fall hat Priorität. Urlaub ist für alle gestrichen. Ich fahre jetzt in die Pathologie, um mir die Opfer anzusehen. Crockett, Tubbs, Sie begleiten mich. Gina, Trudy forschen sie nach, ob es Vermisstenanzeigen von jungen Asiatinnen gibt, irgendwer muss die Mädchen ja vermissen. Stan, ich möchte, dass Sie das Handy von Lanang abhören – erst mal inoffiziell - für eine offizielle Genehmigung haben wir noch keine hinreichenden Verdachtsmomente, vielleicht stoßen wir so auf ein paar interessante Informationen."

Link to comment
Share on other sites

VIER

Die Pathologie II war ein großer Raum mit weiß gestrichenen Wänden. Das Neonlicht verbreitete eine kalte Atmosphäre. In der Mitte des Raumes standen zwei Untersuchungstische aus Stahl. Der eine Tisch war leer, auf dem anderen Tisch lag das junge Mädchen von heute Morgen. Dr. Tony Preston, der Pathologe, war gerade dabei die Leber des Mädchens zu wiegen. Er nickte den Männern von Vice zur Begrüßung zu. "Was haben Sie sonst noch rausgefunden, Tony? ," Castillo beugte sich über die Leiche des jungen Mädchens, die vor ihm auf dem Stahltisch lag und musterte sie sorgfältig. Er hob auch nicht den Kopf als Tony zu sprechen begann. "Wie ich bereits am Telefon sagte, ist das Mädchen höchstens Anfang 20, vielleicht auch noch etwas jünger, Asiatin, vermutlich Japanerin. Aufgrund des sehr guten Zustandes der Leiche würde ich sagen, sie ist noch keine 12 Stunden tot. Die Waschhaut an den Fingerspitzen beginnt sich nach ca. 5-6 Stunden zu bilden und ist nach ca. 24 Stunden abgeschlossen, was hier aber nicht der Fall ist, also geschätzter Todeszeitpunkt vor ca. 8-10 Stunden. Tut mir leid, genauer kann ich es leider nicht eingrenzen. Sie wurde kurz vor ihrem Tode vergewaltigt. Vermutlich mehrfach. Außerdem hat jemand sie brutalzusammengeschlagen, denn ihr Körper weist eine Menge Prellungen und blaue Flecken auf. An ihren Handgelenken fand ich Abschürfungen, die vermutlich von Fesseln stammen. Spuren von Sperma, irgendwelche Fingerabdrücke und Hautzellen oder Haare konnte ich leider keine finden. Die Spuren dürften wohl vom Wasser weggespült worden sein.“„Was war die Todesursache? ,“wollte Castillo wissen und hob endlich den Kopf, um Dr. Preston anzusehen.„Die Todesursache war ein Schuss direkt in Herz. Ich denke, sie lag auf dem Rücken...“ Er wies auf den Hals der Frau, der eine etwa fünf Zentimeter breite, gleichmäßige Verfärbung aufwies. „Ich bin mir nicht sicher, aber es kommt mir fast so vor, als hätte er ihr mit irgendeinem starren Material den Hals fixiert. Dann fügte er ihr diese Verbrennung zu...“ Dr. Preston schüttelte den Kopf. „Sieht aus wie ein Brandzeichen, aber mit irgendwelchen asiatischen Schriftzeichen...“„Sind sie sicher, dass er ihr die Verbrennung vor ihrem Tod zufügte?“ Rico war entsetzt. Die Wunde, die sich teilweiseüber die rechte Wange, die Nase und den Mund erstreckte, sah grauenhaft aus. Dort, wo der Knochen unmittelbar unter der Haut lag, war er freigelegt worden, die Lippen waren nur noch Fetzen und die Hälfte der Nase war verschwunden. Er konnte nicht einmal ahnen, welche unglaublichen Schmerzen die Frau hatte ertragen müssen, ehe der Mörder sie tötete.Dr. Preston nickte. „Ja, da bin ich mir sicher. Sehen Sie, wenn der Körper solch enormen Schmerzen ausgesetzt wird, dann scheidet er vermehrt Adrenalin aus. Da sie getötet wurde, ehe der Körper es wieder abbauen konnte, war es uns möglich es im Blut nachzuweisen. Er hat ihr dieses Brandzeichen verpasst, dann die Waffe unterhalb des Sternums aufgesetzt und abgedrückt.“ Er wies auf die Einschussstelle. „Die Kugel durchschlug das Herz und die Wirbelsäule und blieb unter der Haut stecken. „Jetzt lächelte er. „Das ist etwas ungewöhnlich, aber so konnten wir sie finden.Ich habe das Projektil entfernt, es stammt vermutlich von einer 38er. Leider ist es ziemlich deformiert. Ich habe es zur Untersuchung in die Ballistik geschickt, hoffen wir, dass die noch etwas damit anfangen können. Bei der ersten Leiche haben wir übrigens kein Projektil gefunden. Die Kugel durchdrang das Herz und ist am Rücken wieder ausgetreten. Da fällt mir ein... - Das Gesicht des anderen Mädchens hat übrigens die selbe Markierung und ich denke, es ist identisch mit dem Brandzeichen, das wir auf ihrem Arm gefunden haben."Er ging zur Wand und öffnete eine Tür und holte die Bahre mit dem ersten toten Mädchen heraus und öffnete den Leichensack. Castillo beugte sich über das Mädchen und blickte prüfend zwischen dem Gesicht und dem Brandzeichen auf dem Arm hin und her.. Sonny und Rico musterten ihren Chef. Castillo's Gesicht war wie immer unbewegt. "Sieht aus wie ein japanisches Schriftzeichen, aber ich bin mir nicht ganz sicher über seine Bedeutung,“ gestand er, ehe er sich aufrichtete. „Machen wir uns an die Arbeit. Ich denke, dies ist nur die Spitze des Eisberges.“
Link to comment
Share on other sites

FÜNF Die Hitze schlug Nanami Fumiko entgegen, als sie in Miami aus dem Flugzeug stieg. Für einen Moment nahm ihr die heiße Luft den Atem. Sie hörte die typischen Geräusche des Flughafens ringsum und als sie ihren Weg fortsetzte, wurde sie in normale, hektische Geschäftigkeit hineingezogen: Kontrollen, das Warten auf ihr Gepäck, Menschen, die sich glücklich begrüßten oder leise miteinander stritten. „Ich habe dir gleich gesagt, dass er nicht da sein wird, wenn wir ankommen,“ sagte eine Frau, die hinter Nanami am Gepäckband stand, ungehalten zu dem Mann an ihrer Seite. „Dein Bruder war noch nie pünktlich! Wenn jemand schon zu spät zu seiner eigenen Hochzeit kommt...!“„Er wird schon eine passende Erklärung haben,“ brummte der Mann.„Dein toller Bruder hatte schon immer für alles eine passende Erklärung parat! ,“schnaubte die Frau.Nanami war froh, als sie ihre Tasche in Empfang nehmen und gehen konnte. Sie hatte es nie gemocht, wenn Menschen ihre privaten Dinge in die Öffentlichkeit trugen. In Japan gab es so etwas nicht, aber in den westlichen Ländern sah man diese Dinge anders.Nanami verließ das Gebäude und eilte zu einer der am Straßenrand warteten Taxen. Sie hatte ein Zimmer in einem guten Mittelklasse – Motel reservieren lassen, zu dem sie sich nun fahren ließ.Während der Fahrer den Wagen durch Miamis Straßen lenkte, lehnte Nanami sich zurück und dachte an den Grund, der sie hierher geführt hatte. Es ging um ihre Tochter Misaki. Sie war siebzehn und hatte, wie viele Mädchen in dem Alter, von einer Modelkarriere geträumt. Vor zwei Wochen hatten sie sich gestritten, weil Misaki jemanden kennen gelernt hatte, der ihr versprochen hatte sie in Amerika groß rauszubringen. Nanami wollte den Mann kennen lernen, um ihn auf Herz und Nieren zu prüfen. Schließlich war sie Polizistin, aber Misaki hatte ihr nur vorgeworfen, dass sie ihr die Zukunft zerstören wollte. Dann war sie bei Nacht und Nebel verschwunden. Nanami hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, wo ihre Tochter geblieben war. Sie hatte die Flughäfen angerufen und darum gebeten alle Passagierlisten Richtung Amerika nach ihrer Tochter zu durchsuchen, aber ihr Name war nirgendwo aufgetaucht. Vor zwei Tagen hatte sie einen Anruf erhalten. Nicht von ihrer Tochter, sondern von einer anderen Frau, die gesagt hatte, Misaki wäre in Miami und in sehr großen Schwierigkeiten. „Man wird sie zwingen anzuschaffen,“ hatte die Frau gesagt. Nanami hatte sofort mit ihrem Boss, Kenji Fujitsu, gesprochen, ein Motelzimmer und einen Flug gebucht, und nun war sie in dieser fremden Stadt.„Wenden Sie sich an Lieutenant Martin Castillo von Vice,“ hatte ihr Fujitsu geraten. „Vice ist für dererlei Fälle zuständig.“Genau das würde Nanami tun, sobald sie ihre Tasche im Zimmer abgestellt und sich frisch gemacht hatte.
Link to comment
Share on other sites

SECHS

Castillo saß in seinem Büro und studierte die Akten, die ihm das Morddezernat in der Zwischenzeit geschickt hatte. Trudy telefonierte mit dem MPD. Als sie den Hörer auflegte sah sie kurz zum Büro Castillo's. Sie stand auf, klopfte und trat ein. "Lieutenant, das Miami Police Department hat gerade angerufen. Bei ihnen hat sich eine Japanerin, eine Ms. Fumiko gemeldet, die auf der Suche nach ihrer Tochter ist. Sie möchte unbedingt persönlich mit Ihnen reden. Ich fürchte, sie ist im Moment unsere einzige Spur, Lieutenant, die Suche nach den Vermisstenanzeigen hat bisher leider nichts ergeben. Die Frau wartet im MPD-Büro. Castillo nickte stand auf und meinte nur: "Ich bin kurz außer Haus."Nanami wartete schon voller Ungeduld. Sie saß auf einem der Besucherstühle, sprang aber auf, als Castillo eintrat. Er ging zu ihr und reichte ihr die Hand. "Mein Name ist Lieutenant Martin Castillo von Vice." Nanami nahm die angebotene Hand und nickte ihm freundlich zu. „Ich bin Detective Nanami Fumiko aus Osaka.“ Erstaunt zog Castillo die Augenbrauen hoch. Man hatte ihm nur eine Ms. Fumiko angekündigt, aber keine Polizistin. Er führte sie in eines der Besprechungszimmer des Departments. Es war ein kleiner Raum mit einem Tisch, vier Stühlen, einem kleinen Sideboard und einem großen Spiegel. Sie setzten sich einander gegenüber. Castillo hatte eine Akte vor sich auf dem Tisch liegen. "Ms. Fumiko, Sie sagten sie suchen nach Ihrer Tochter." Nanami nickte. „Ich komme aus Osaka. Ich bin auf der Suche nach meiner Tochter Misaki, die vor einer Woche verschwunden ist." Sie versuchte sachlich und distanziert zu bleiben, aber sie konnte nicht verhindern, dass sich Ihre Augen mit Tränen füllten. "Erzählen Sie mir was passiert ist,“ forderte sie der Lieutenant mit sanfter Stimme auf. Ihre dunklen, besorgten Augen berührten eine Seite an ihm, die er für tot gehalten hatte. Zumindest hatte er diese Gefühle nicht mehr verspürt, seit Mai Ying ihn verlassen hatte. "Sie wollte Model werden. Vor einiger Zeit hat sie jemanden kennengelernt, der versprach sie in Amerika groß rauszubringen. Wir haben uns deswegen gestritten und sie ist einfach abgehauen. Ich habe sie überall gesucht. Vor zwei Tagen bekam ich dann... einen anonymen Anruf von einer Frau, die sagte, Misaki sei in Miami und ....in Schwierigkeiten... " - ihre Stimme stockte - "Die Frau sagte, sie werden Misaki zwingen anzuschaffen...! Mein Gott sie ist doch erst siebzehn!" Nanami reichte Castillo das Foto eines jungen, hübschen Mädchens mit langen Haaren, die ihr offen über den Rücken fielen. Das Mädchen lachte offen in die Kamera. Sie trug ein enges, rosafarbenes Kleid und saß vor einem blühenden Kirschbaum. "Sie ist doch noch so jung, wer tut denn so etwas einem Mädchen an? Bitte Lieutenant Sie müssen mir helfen meine Tochter wiederzufinden! Bitte! ," flehend sah sie Castillo an. Castillo betrachtete das Foto, nickte leicht mit dem Kopf und entnahm seinen Akten die Fotos der beiden Mädchen. "Ms. Fumiko, wir werden alles tun, um ihre Tochter wieder zu finden.“ Er legte die beiden Fotos nebeneinander auf den Tisch, drehte sie um, sodass Nanami erkennen konnte, was darauf war, und schob sie zu ihr hin. „Kennen sie zufällig eine dieser beiden Mädchen?" Nanami warf einen Blick auf die beiden Bilder und erbleichte, sie deutete auf eines der Fotos. "Das ist Shizuko. Shizuko Saito, eine Freundin von Misaki. Sie ist ....war genauso alt wie Misaki und hat ihr die Flausen mit der Modelkarriere in den Kopf gesetzt. Sie hat sie dem Mann vorgestellt, der sie groß rausbringen wollte. Das andere Mädchen kenne ich nicht. Wer hat ihr das angetan?“"Das wissen wir noch nicht, Ms. Fumiko. Das Zeichen auf der Wange der Mädchen ... wissen Sie was es zu bedeuten hat?" Nanami zögerte, schüttelte aber dann den Kopf. Castillo sah sie durchdringend an, seine dunklen Augen schienen bis tief in ihr Innerstes zu blicken. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht die Wahrheit sagte, denn er hatte kurz das Aufflackern von Panik in ihren Augen gesehen, aber er schwieg. Er würde die Wahrheit schon noch herausfinden. Nachdem sie Castillo mitgeteilt hatte, wo sie wohnte und seine Visitenkarte eingesteckt hatte, kehrte Nanami zum Motel zurück. Sie musste nachdenken. Sie hatte das Zeichen auf dem Gesicht erkannt, sie hatte es schon einmal gesehen, damals vor 5 Jahren als .....! Sie wusste, was es bedeutete und wer es benutzte.Warum hast du dem Lieutenantnicht die Wahrheit erzählt? ,fragte sie sich. Nein, noch nicht! Sie musste erst herausfinden, ob Castillo wirklich vertrauenswürdig war. Sie hatte sich damals geschworen, nie wieder jemandem leichtfertig zu vertrauen.Nanami eilte den ruhigen Korridor entlang zu ihrem Zimmer. Sie lauschte angestrengt und jeder ihrer Muskeln war angespannt. Hinter jeder Ecke erwartete sie einen Angreifer, jeder Schatten erschien ihr bedrohlich. Sie kannten ihr Gesicht und sie wussten, dass Nanami die einzige war, die ihn identifizieren konnte. Das machte es gefährlich für sie.Als sie ihr Zimmer erreichte, wäre ihr beinah der Schlüssel aus den zitternden Händen geglitten. Im letzten Moment fing sie ihn auf, steckte ihn schnell ins Schloss und öffnete, nach einem letzten gehetzten Rundumblick, die Tür.Dann verriegelte sie die Tür, vergewisserte sich mit einem Blick, dass in ihrem Zimmer alles in Ordnung war und nichts auf einen Eindringling hindeutete, ehe sie ihr Handy aus der Tasche zog.Mitflinken Fingern gab sie eine Nummer ein, die nicht eingespeichert war. Die Nummer gehört ihrem Boss Fujitsu. „Die Yakuza steckt dahinter, vermutlich der selbe Clan wie damals,“ sagte sie mit zittriger Stimme. „Ja, ich bin mir sicher.“ – „Keine Sorge, ich schaffe das schon.“ Dann legte Nanami auf. Sie würde es schaffen müssen, denn jetzt ging es nicht um irgendjemanden, sondern um ihre Tochter. Für Misaki würde sie, wenn es sein musste, bis in die Hölle gehen... und sie wusste, sie war auf dem besten Weg!
Link to comment
Share on other sites

SIEBEN Es war später Nachmittag als Castillo zum OCB zurückkehrte,aber nach wie vor summte es in dem Büro wie in einem Bienenstock."In zehnMinuten im Besprechungsraum," sagte er als er das Großraumbüro durchquerte und in sein Büro ging.Er sah sich etliche Unterlagen an, die auf seinem Schreibtischlagen, unter anderem die Autopsieberichte der ermordeten Mädchen. Dann blickte er auf seine Armbanduhr und eilte in den Besprechungsraum, in dem sein Team bereits vollzählig versammelt war. Sonny schäkerte mit Gina herum, die heute wieder zum Anbeißen aussah in ihrem himmelblauen, engen Kleid, Rico beschäftigte sich mit den Weintrauben, die er in einer Tüte mitgebracht hatte, und Stan plauderte mit Trudy.Castillo räusperte sich, als er seinen Platz am Kopfende des Tisches einnahm. "Beim MPD hat sich eine Japanerin gemeldet, eine Kollegin aus Osaka, Ms. Nanami Fumiko. Sie vermisst ihre Tochter. Sie konnte eines der toten Mädchen als die17 – Jährige ShizukoSaito, die beste Freundin ihrer verschwundenen Tochter, identifizieren. Shizuko und Ms. Fumikos Tochter, Misaki verschwanden zur gleichen Zeit vor etwa einer Woche. Ms. Fumiko bekam einen anonymen Anruf, dass man ihre Tochter zwingen will in Miami anzuschaffen. Ich habe einen Verdacht, was dieses Zeichen bedeutet, möchte es mir aber erst noch von einem japanischen Kollegen bestätigen lassen.“Rico hörte auf zu essen. „Was ist mit dieser Ms. Fumiko? Kann sie das Zeichen nicht identifizieren?“ „Aus irgendeinem Grund will sie es nicht,“ entgegnete Castillo."Das Ergebnis der Ballistik ergibt leider auch keine brauchbaren Hinweise. Bei der Waffe handelt es sich vermutlich um einen Revolver mit 38er Kaliber. Die Waffe ist allerdings in keiner Datenbank registriert." Dann wandte er sich an die beiden Damen im Team.Gina, Trudy ich möchte, dass ihr morgen wieder auf die Straße geht. Hört euch unter den Mädchen um, ob neue, asiatische Mädchen angeboten werden. Stan, Sie decken Gina und Trudy. Findet raus, ob es einen neuen Zuhälter in der Branche gibt. Sonny, rufen Sie Lanang an, setzen Sie ihn unter Druck wegen der verschwundenen 60 kg und vereinbaren sie ein neues Treffen.Stan, hat das Abhören von Lanang's Handy schon etwas ergeben?" Stan schüttelte bedauernd den Kopf. "Und jetzt möchte ich, dass ihr alle Schluss für heute macht, es war ein langer Tag. Wir treffen uns morgen um 9 zur Besprechung." Er verließ das Besprechungszimmer und ging zurück in sein Büro, wo er sich wieder den Akten widmete. "Der Boss hat recht, ich bin hundemüde, ich gönn mir jetzt noch ein schönes heißes Bad und geh gleich schlafen," Gina gähnte und streckte sich. "Brauchst du jemanden, der dir den Rücken einseift? ," grinste Sonny frech. Gina grinste zurück,antwortete jedoch nicht, sondernverließ das Büro. Auch die anderen packten ihre Sachen und verschwanden. "He Rico, noch Lust auf einen Drink?" fragte Sonny, aber Rico schüttelte nur den Kopf. "Ich glaube ich schließe mich Ginas Vorschlag an und geh auch gleich zu Bett, wer weiß wie lange es morgen wieder dauern wird." Am nächster Morgen traf sich das Team um 9 Uhr im Besprechungszimmer. Gina hatte ein neues Parfüm aufgelegt, dessen Duft Sonny angenehm in der Nase kitzelte. Er kam näher, schnüffelte und Gina lächelte. Stan stellte seine bis zum Rand gefüllte Kaffeetasse auf den Tisch, wobei sie überschwappte. Fluchend eilte er daraufhin hinaus, um sich ein Papiertuch zu besorgen, mit dem er die Schweinerei beseitigen konnte. Trudy, die heute ein hautenges, apfelsinenfarbenes Kleid trug, beklagte sich bei Gina über die neuen Schuhe, die sie sich vor zwei Tagen passend zu dem Kleid, aber wohl nicht wirklich passend für ihre Füße, gekauft hatte, und Rico öffnete raschelnd die Papiertüte mit den obligatorischenWeintrauben. Castillo kam hinter Stan in den Raum, setzte sich an seinen Platz am Kopfende, räusperte sich und sagte:"Ich hatte gestern noch ein Telefongespräch mit Kenji Fujitsu. Ich habe ihm auch ein Bild von Lanang und dem Brandzeichen geschickt und er bestätigt meinen Verdacht,“begann Castillo, nachdem alle saßen und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten. „Lanang arbeitet für die Yakuza. So, wie es aussieht gehört ereinem kleineren, unbekannteren Clan, den Yuudai, an. In so einem Clan, kumi genannt, herrscht eine strenge Hierarchie. Dem Patriarchen, Oyabun, was soviel wie Vater heißt, schwört jedes Mitglied absoluten Gehorsam, Treue und Loyalität bis in den Tod. Die Yakuza tarnen sich als Geschäftsleute und haben oft einen großen Einfluss im Banken- und Immobiliengeschäft, aber sie haben ihre Finger auch in allen anderen erdenklichen dreckigen Geschäften. Einer ihrer Kennzeichen sind großflächige Tätowierungen. Das Zeichen auf den Wangen der Mädchen bedeutet Ungehorsam. Wenn ein Untergebener des Oyabun einen Fehler begeht, schneidet er sich ein Fingerglied ab. Bei größeren Vergehen oder Ungehorsam ist oft der Tod die Strafe. Die Mädchen haben sich also dem Oyabun widersetzt. Wer der Oyabun dieses Clans ist, weiß Fujitsu nicht, aber gut möglich, dass es sich dabei um Mr. N. handelt. Langang ist vermutlich nur ein Kobun, was Sohn bedeutet. Die Söhne gelten als niederes Glied innerhalb der Hierachie. Sehr wahrscheinlich, dass Mr. N die Hände sowohl im Drogenhandel als auch im Menschenhandel und Prostitution hat. Rico, Sonny versuchen Sie unbedingt über Lanang an Mr. N heranzukommen.
Link to comment
Share on other sites

ACHTMasaki hatte die Matratze von der Pritsche heruntergezogen und in eine Ecke geschoben. Dort kauerte sie im Winkel mit angezogenen Beinen. Die Arme hatte sie um die Knie geschlungen. Ihre großen, dunklen Augen bewegten sich permanent hin und her, damit ihr keine Bewegung entging, und ihre Ohren waren gespitzt, damit sie vorgewarnt war, wenn Hiroshi kam.Masaki hatte Angst. Schreckliche Angst und ihre Gedanken drehten sich nur um die Frage, wie sie hier rauskommen konnte. Sie hörte Sandy weinen. Sie war das einzige dunkelhäutige Mädchen in diesem Verließ – anders konnte sie den Raum nicht bezeichnen, in dem es acht Pritschen gab, die im Boden verschraubt war, aber sonst nichts. Keinen Tisch, kein Stuhl. Nur den nackten Betonboden. Und die beiden kleinen, rechteckigen Fenster waren so weit oben angebracht, dass es keine Möglichkeit gab zu entkommen.Sandy war gestern Morgen abgeholt worden. Hiroshi, der Mann, dem sie vertraut hatte, der ihr gesagt hatte, dass er sie liebte und als Model weltberühmt machen wollte, war wortlos hereingekommen, während ein zweiter Mann, dessen Namen Misaki nicht kannte, die Tür bewachte. Hiroshi hatte sich Sandy gegriffen, die verzweifelt um Hilfe schrie, um sich schlug und trat. Dann hatte Hiroshi genug. Er schlug ihr gezielt mit der Faust ins Gesicht. Misaki hörte die Nase brechen. Ein grauenhaftes Geräusch! Blut war aus Sandys Nase geschossen, ehe sie wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, in sich zusammensank. Mit unbewegter Miene warf Hiroshi sich das Mädchen über die Schulter, als wäre sie ein Mehlsack. Dann hatte er den Raum verlassen. Knarrend hatte sich der Schlüssel im Schloss gedreht.Minutenlang war es still gewesen. Dann hatte Marilyn, die rothaarige Amerikanerin, leise gesagt: „Jetzt werden sie Sandy vergewaltigen und wenn ihre Verletzungen verheilt sind, muss sie anschaffen. Wir sind für diese Schweine nicht mehr als käufliche und verkäufliche Ware!“„Wir kommen hier raus,“ behauptete Misaki im Brustton der Überzeugung.„Träum weiter, Kleine,“ schnaubte Marilyn. „Niemand holt uns hier raus, denn niemand weiß, wo wir sind!“Sie bekamen etwas zu essen und etwas zu trinken in Plastikbehältern. Die Mädchen sprachen kaum miteinander. Misaki blickte immer wieder zu den drei leeren Pritschen. Eine gehörte Sandy, die beiden anderen hatten ihrer besten Freundin Shizouko und einem Mädchen namens Mai gehört. Beide hatte Hiroshi abgeholt, aber nicht zurückgebracht. Misaki vermutete, dass sie entweder verkauft worden waren – das war Marilyns Vermutung – oder dass sie nicht mehr lebten. Wenn Mai ihr Versprechen wahr gemacht hatte und erwischt worden war, war sie bestimmt tot. Mai hatte versprochen Misakis Mutter anzurufen und ihr zu sagen, wo ihre Tochter war und dass sie dringend Hilfe brauchte.Heute Morgen hatte Hiroshi Sandy zurückgebracht. Er hatte die Tür geöffnet und sie brutal in den Raum gestoßen, wo sie weinend auf dem Boden zusammenbrach. Misaki und ein Mädchen namens Masako hatten sie aufgehoben und auf ihre Pritsche gelegt.Danach zog Misaki ihre Matratze in die Ecke und flehte irgendjemanden „da oben“ an, dass ihre Mutter sie rettete, ehe sie das gleiche Schicksal erleiden musste wie Sandy, Marilyn und die anderen.

Link to comment
Share on other sites

NEUN

Rico und Sonny betraten das Thousand Lights. Es war ein kleines japanisches Restaurant inmitten einer belebten Geschäftsstraße. An der Tür prangte das Bild eines goldenen Drachens. An den Wänden hingen Bilder von Geishas und Samurais. Im Moment war es noch sehr ruhig im Restaurant, da der Mittagsbetrieb noch nicht eingesetzt hatte. Eine junge Bedienung fragte mit freundlichem Lächeln: "Ein Tisch für zwei?"Rico und Sonny hatten sie noch nie hier gesehen, vermutlich war sie neu oder eine Aushilfe. Sonny schüttelte den Kopf und lächelte die hübsche Asiatin in ihrem blauen Kimono an. "Nein, danke, wir wollen Mr. Lanang sprechen, ist er in seinem Büro?" Die Asiatin nickte. "Ich werde sehen, ob Mr. Lanang Zeit für Sie hat.“"Machen Sie sich keine Mühe, wir kennen den Weg,"wehrte Rico abund schon schoben er und Sonny sich an der Bedienung vorbei und eilten zum Büro von Lanang. Ohne anzuklopfen riss Sonny die Tür auf. Lanang saß an seinem Schreibtisch und studierte irgendwelche Papiere. Als Sonny und Rico ins Büro stürmten, blickte er überrascht auf und wollte die oberste Schublade seines Schreibtisches aufziehen. Sonny warjedoch schneller. Er eilte um den Schreibtisch herum, packte Lanang am Arm und am Nacken, zog ihn aus dem Bürosessel und drückte ihn gegen die dahinterliegende mit dunklem Holz vertäfelte Wand. "Was soll das, Lanang? Sie haben uns reingelegt und das mögen wir gar nicht. Wo sind unsere 60 kg?" Sonny drückte Lanangs Nackenetwas kräftiger. Auch Rico war näher gekommen und stellte sich an Lanangs andere Seite. Sein Gesicht näherte sich bedrohlich dem Lanangs. "Vielleicht ist das Ihre Art Geschäfte zu machen, aber so lassen wir nicht mit uns umspringen.“ Er zog seinen Revolver und hielt ihn Lanang andie Schläfe. Der Mann begann heftig zu schwitzen. Seine Hände zitterten und seine Augen blickten angstvoll auf. "Aber meine Herren, das war doch alles nur ein Missverständnis, niemand möchte so gute potentielle Kunden wie sie es sind hereinlegen,"sülzte er."Wir können das bestimmt wie zivilisierte Leute regeln." "Sagen sie ihrem Boss, das wir nicht mehr bereit sind mit Laufburschen wie ihnen zu verhandeln. Wenn wir Geschäfte machen, dann nur noch direkt mit ihrem Boss!" sagte Rico.Nanami war bereits seit Stunden unterwegs. Sie durchstreifte die Straßen Miamis auf der Suche nach ihrer Tochter und dem Mann, der .... - Sie kannte seinen Namen nicht und das Bild, das sie von ihm hatte war nur eine Phantomzeichnung. Trotzdem - es war der einzige Anhaltspunkt. Damals vor fünf Jahren war er für den Tod mehrerer Mädchen verantwortlich gewesen und allen hatten sie das gleiche Zeichen auf das Gesicht gebrannt. Sie hatte damals an dem Fall gearbeitetkleiner Handlanger. Den Mann, der wirklich hinter all diesen Verbrechen stand, der Mann, der sie ...... Sie hatte ihn gesehen, ihn gespürt - sein Gesicht hatte sich in ihr Gedächtnis für immer eingebrannt, aber eigentlich wusste sie nichts über ihn. Sie konnten ihn damals leider nicht aufspüren,ebenso wenig wie den korrupten Kollegen, der ihr gegen Geld den schlimmsten Alptraum ihres Lebens bescherte, damit er selbst sich ein schönes Leben machen konnte. Aber die Morde hörten auf. Sie vermuteten, dass er seine Operationsbasis ins Ausland verlegt hatte. Dieser Fall hatte ihr damals alles abverlangt. Wochenlang hatte sie Alpträume gehabt. Sie war kurz davor gewesenihre Polizeimarke hinzuschmeißen. Jetzt begann der Alptraum wieder von vorne und dieses Mal würde es noch viel schlimmer sein als damals ....
Link to comment
Share on other sites

ZEHNIn heißen Outfits – Trudy in ockergelb, Gina in bonbonrosa – stöckelten die beiden Frauen die Mainstreet entlang. Der Abend sank herab und die Damen des horizontalen Gewerbes krochen aus allen Löchern, um in knapper Kleidung Kunden anzulocken. Sie lehnten an den Wänden oder schlenderten an den vor einer Ampel wartenden Autos oder den Fahrzeugen in den Parkbuchten vorbei, wobei sie versuchten jeden Mann verheißungsvoll anzulächeln.Gina und Trudy kannten etliche der Mädchen, aber nur sehr wenige wussten, dass sie Polizistinnen waren. Diese wenigen arbeiteten manchmal als Informantinnen. Heute Abend hielten sie Ausschau nach Keiko, die seit etwa fünf Jahren auf der Straße arbeitete.Auf der anderen Straßenseite, schräg gegenüber des Black Mamba, einem Erotik – Club, parkte Stan´s grüner Van. Stan hatte sein Buch „Tausend Zaubertricks“ mitgebracht und studierte die einzelnen Anweisungen. Immer wieder hob er den Kopf, um zu sehen, wo Gina und Trudy gerade waren, ehe er sich erneut vertiefte.„Da ist sie,“ sagte Gina leise und deutete auf eine junge Frau, die gerade aus einem Wagen stieg. Sie zog das superkurze, mitternachtsblaue Kleid glatt und sah sich um. Der Wagen, der offensichtlich ihrem ersten Freier gehörte, fuhr davon.Keiko entdeckte Gina und Trudy. Abwartend sah sie den beiden entgegen, ließ den Blick aber auch immer wieder herum schweifen. Man musste vorsichtig sein, denn wenn die falsche Person sie mit den beiden reden sah, und dann herausfand, dass Gina und Trudy Polizistinnen waren, konnte Keiko schnell zu Fischfutter werden.Sie nickten einander fast unmerklich zu, das Zeichen dafür, dass Gina und Trudy mit ihr reden wollten. Keiko eilte die Straße entlang bis zu einer ruhigen Gasse, wo sie hinter einem überquellenden Müllcontainer wartete.„Bist schon gut im Geschäft, was? ,“fragte Gina, als sie Keiko erreichten.Keiko, eine hübsche Japanerin Mitte zwanzig, zuckte die Achseln. „Er ist ein Stammkunde. Kommt jede Woche zur gleichen Zeit. Was wollt ihr?“Trudy zog Misakis Foto aus der Tasche und reichte es Keiko. „Sie heißt Misaki, ist siebzehn, stammt aus Osaka und verschwand auch von dort. Angeblich wird sie gerade für den Job auf der Straße vorbereitet. Kennst du sie?“Keiko betrachtete sich das Foto. Sie drehte es etwas hin und her, denn das Licht war in dieser Ecke nicht besonders gut. Dann aber schüttelte sie bedauernd den Kopf, während sie Trudy das Foto zurückgab.Gina reichte ihr die Fotos der beiden ermordeten Mädchen. „Kennst du eventuell eine von denen?“ Keikos Augen wurden groß. Sie schluckte und ihre Hand begann leicht zu zittern, als sie Gina erst das eine, danach das andere Foto zurückgab. Bevor sie lügen konnte sagte Gina: „Du weißt, dass wir nicht sagen, von wem unsere Informationen stammen. Wir wissen, dass das Zeichen auf den Wangen der Mädchen Ungehorsam bedeutet und dass offensichtlich die Yakuza dahintersteckt. Also?“Keiko zögerte. Gina und Trudy sahen ihr deutlich an, dass sie Angst hatte, aber dann ging ein Ruck durch den Körper der jungen Frau.„Das Mädchen auf dem Bild, das du mir zuerst gegeben hast, heißt Mai. Ich habe sie fünf- sechs Mal auf der Straße gesehen und ein paar Worte mit ihr gewechselt. Nichts besonderes.“ Keiko schnaubte. „Wir führen keine tiefgründigen Gespräche und wir vertrauen niemandem. Seit ein paar Tagen habe ich sie nicht mehr gesehen.“„Was ist mit dem anderen Mädchen? ,“ wollte Trudy wissen, aber Keiko schüttelte den Kopf. „Die kenne ich nicht.“ „Hast du irgendwas davon gehört, dass neue, asiatische Mädchen angeboten werden? ,“ erkundigte sich Gina.Keiko beugte sich vor und blickte prüfend um den Müllcontainer herum. Gina und Trudy verstanden, dass sie Angst hatte. Wenn ihr Zuhälter, Shou, sie untätig hier in der Ecke herumstehen sah, erwartete Keiko eine harte Strafe. Gina und Trudy hatten ihr mehrfach angeboten sie aus dem Sumpf herauszuholen, ihr einen neuen Namen und eine neue Identität zu besorgen und somit die Freifahrtkarte für ein besseres Leben, aber Keiko wollte nicht.„Was ihr von mir verlangt ist gefährlich,“ sagte sie. „Wenn Shou dahinterkommt, bringt er mich um.“„Keiko, zwei Mädchen sind bereits gestorben, mindestens eins wird noch vermisst,“ drängte Gina.Keiko schüttelte eigensinnig den Kopf. „Es ist gefährlich,“ wiederholte sie. „Sie werden euch töten und mich und das Mädchen, nach dem ihr sucht.“Gina trat nah an sie heran, fasste sie sanft bei den viel zu mageren Schultern und sah ihr in die dunkelbraunen, mandelförmigen Augen. „Keiko, wir können damit umgehen. Wir machen den Job schon eine ganze Weile und die Yakuza ist uns nicht unbekannt. Wir müssen versuchen uns einzuschleusen!“Keiko holte tief Luft. Ihr Blick wanderte von Gina zu Trudy und wieder zurück. „ Das Thousand Stars,“ sagt sie dann. „Fragt nach Hiroshi.“ „Was genau ist sein Job? ,“erkundigte sich Trudy. Sie wusste lediglich, dass das Thousand Stars ein Strip – Club war. Wie alle Clubs dieser Art wurde auch das Thousand Stars regelmäßig von den Kollegen von der Sitte kontrolliert, aber Trudy konnte sich auf Anhieb nicht erinnern, dass es irgendeine Beanstandung gegeben hätte.„Er kümmert sich um die Mädchen. Shou verhandelt auch ab und zu mit ihm, wenn er was Frisches braucht oder eins seiner Mädchen verkaufen will.“ Wieder musterte Keiko die beiden Frauen. „Vielleicht habt ihr ja Glück und Hiroshi mag eine von euch oder auch euch beide.“„Danke,“ sagte Trudy. Dann eilten sie und Gina davon. Keiko wartete noch einen Moment, damit niemand sie mit den beiden Frauen zusammen auf die Straße gehen sah.Gina und Trudy überquerten die Straße und gingen an Stan´s Van vorbei. Er hatte das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergekurbelt,, damit sie ihm im Vorbeigehen Informationen zukommen lassen konnten. „Machen wir uns auf den Weg ins Thousand Stars,“ meinte Trudy, aber Gina widersprach: „Ich denke, es reicht, wenn eine von uns beiden hingeht. Lass mich das machen! Ich meine, es ist viel unauffälliger, wenn nur eine Frau dorthin kommt und nach einem Job als Tänzerin oder Kellnerin fragt. Außerdem gibt dir das die Chance dein Glück zu versuchen, falls er mich ablehnt.“„Ich halte das nicht für eine gute Idee,“ wehrte Trudy ab. „Aber ich,“ widersprach Gina. Sie warf die langen, schwarzen Locken zurück. „Ich kriege das schon hin.“Trudy sagte nichts, aber sie hatte ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache.
Link to comment
Share on other sites

ELFEine Stunde später betrat Gina das Thousand Stars. Die meisten Tische waren mit Männern besetzt, Paare verirrten sich seltener hierher. Die Tische waren vor einer Bühne aufgestellt, auf der sich eine junge Frau in Lederoutfit langsam zum Takt der Musik entblätterte. Immer wieder schenkte sie den sie begaffenden Männern verführerische Blicke und sie achtete sehr genau darauf, dass ihre Blicke nicht zu häufig den gleichen Mann trafen.Gina ging zur Bar hinüber, die sich links vom Eingang befand. Dahinter arbeiteten zwei junge Männer, die wahrscheinlich nicht nur dafür zuständig waren die Drinks zu verteilen, sondern gleichzeitig auch die Mädchen im Auge behielten.Gina setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, beugte sich über die Theke und sagte: „Ich suche Hiroshi. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?“ Die beiden Männer musterten sie interessiert von oben bis unten. „Jobsuche? ,“fragte der Mann, der Gina am nächsten war. Er war höchstens Mitte zwanzig, hatte Tattoos auf den Armen und am Hals, die darauf schließen ließen, das er unter dem T – Shirt eventuell weitere Tattoos verbarg.„Ja,“ erwiderte Gina. „Ist Hiroshi da oder nicht?“ Der andere Mann, etwas älter als der, der Gina am nächsten stand, aber nicht weniger tätowiert, nickte. „Komm mit,“ sagte er und verließ seinen Platz hinter der Theke. Er drehte sich nicht einmal um, als er zu einer Tür ging, die hinter die Bühne führte. Gina hatte keine Wahl, als ihm nachzulaufen. Martin Castillo war nach dem Dienst nach Hause gefahren. Er hatte sich umgezogen und war eine Weile im Meer geschwommen. Das half ihm oft seine Gedanken zu ordnen, aber an diesem Abend war es vergeblich. Er dachte an die beiden toten Mädchen, an Misaki Fumiko und an deren Mutter. Nanami wusste um das Zeichen, das man den Mädchen vor ihrem Tod insGesicht brannte. Er hatte es deutlich an ihrer Reaktion gesehen. Aber da war noch etwas anderes gewesen. Sein Gefühl sagte ihm, dass die Panik, die er kurz in ihren Augen aufflackern sah, einen anderen Grund haben musste. Sein Gefühl sagte ihm aber auch, dass er diese Frau mochte. Nanami hatte eine Saite in ihm angeschlagen, die er tief verschüttet glaubte. Er wollte sie beschützen, retten... Nachdem er etwas gegessen hatte beschloss er, sich selber ein bisschen in der Szene umzusehen. Er rief Switek an, von dem er wusste, dass er Gina und Trudy im Auge behielt, und fragte, ob es etwas Neues gab. So erfuhr er, dass Gina sich gerade im Thousand Stars bei Hiroshi um einen Job bewarb. Spontan beschloss er auch dorthin zu gehen. Schaden konnte es nicht. Als er im Thousand Stars ankam, sah er Gina gerade eben mit einem Mann hinter der Bühne verschwinden.Er selber ging zur Theke und bestellte etwas zu trinken. Sein Blick wanderte schnell an dem Barkeeper hinauf und hinunter. Yakuza, dachte er. Noch in relativ niedrigem Rang. Der Japaner schob ihm das Glas über die Theke. Castillo nahm es und wandte sich halb um, um einen Blick zur Bühne zu werfen. Wenn er ein angeblicher Gast war, dann war er hierher gekommen, um sich einen Strip anzusehen. Also tat er so, als beobachtete er das Mädchen auf der Bühne. In Wirklichkeit aber prägte er sich ihr Gesicht ein, um es später in der Vermisstendatei zu suchen, und er betrachtete sich die Gesichter der Männer an den Tischen, weil er herausfinden wollte, ob er jemanden kannte. Er entdeckte mehrere japanische Geschäftsleute. Einer von ihnen war der reiche Immobilienmagnat Yutaka Nakamaru. Er war am Bau und Verkauf mehrerer Apartmenthäuser beteiligt gewesen. Gerüchten zufolge hatte er kein Apartment für weniger als eine halbe Million verkauft. Jetzt hieß es, dass er eine neue Anlage in Miami Lakes plante. Castillo vermutete, dass die beiden anderen Herren mögliche Investoren für dieses neue Projekt waren. Castillo trank langsam, ließ immer wieder den Blick schweifen. Das Mädchen hatte seinen Strip beendet. Einer der beiden Männer, die mit Nakamaru an einem Tisch saßen, stand auf und winkte das Mädchen, das nur noch ein bonbonrosafarbenes Strumpfband am rechten Bein trug, an den Bühnenrand. Er schob ihr einen Geldschein ins Strumpfband und sagte etwas zu ihr. Das Mädchen lächelte und nickte und Castillo war klar, dass sie dem Mann für den Geldschein mehr als einen Strip würde bieten müssen. Schließlich bezahlte er den Drink. Bevor er den Club verließ, drehte er sich noch einmal um und sah Gina aus dem Bereich hinter der Bühne kommen. Sie nickte fast unmerklich in seine Richtung, aber er hatte es dennoch gesehen. Dann eilte er hinaus.Gleich morgen früh würde er versuchen herauszufinden, ob das Mädchen, das kaum älter als achtzehn, vielleicht zwanzig war, in der Vermisstenkartei stand. Er stieß die Tür auf, trat in die warme Nachtluft hinaus und rannte direkt in jemanden hinein, den er hier nicht erwartet hätte.
Link to comment
Share on other sites

ZWÖLFHiroshi Sakurai sah anders aus als Gina erwartet hatte. Er war höchstens Mitte zwanzig, nur so groß wie sie selber – was für einen Japaner wiederum nicht ungewöhnlich war – und er wirkte wie ein netter, fröhlicher Junge, dem man schnell sein Vertrauen schenkte. Er trug einen hellgrauen Anzug mit einem weißen Hemd und einer roten Krawatte und saß hinter einem Schreibtisch aus Eichenholz.„Ich suche einen Job,“ kam Gina ohne Umschweife zur Sache. „Ich kann singen, tanzen oder Gäste bedienen. Ich bin talentiert in vielen Dingen, aber nicht wählerisch.“Hiroshi musterte Gina eingehend. „Dreh dich mal langsam um dich selber,“ ordnete er an.Gina kam der Aufforderung nach. Sie fühlte sich wie ein Stück Vieh auf einer Auktion. Einen Moment lang kamen ihr sogar Zweifel, ob es richtig gewesen war allein hierher zu gehen. Schon einmal hatte sie hochtrabend behauptet, sie käme allein klar und es hatte in einem Alptraum geendet. In Trudys Gesellschaft wäre sie auf jeden Fall sicherer gewesen. Jetzt aber war es für solche Überlegungen zu spät.„Nett,“ meinte Hiroshi. Seine Augen glitten an ihr hinauf und hinunter. „Ja, ich denke, einen Typ wie dich kann ich gut gebrauchen. Das Publikum mag es abwechslungsreich.“ „Heißt das, ich habe den Job? ,“wollte Gina wissen, nachdem sie sich einmal gedreht hatte. Sie blickte Hiroshi offen an und lächelte einladend.Hiroshi nickte. „Zur Probe. Du kannst die Gäste bedienen und danach sehen wir weiter. Melde dich bei Daiki an der Bar.“ Er machte eine Handbewegung, die aussah, als versuchte er ein lästiges Insekt zu verscheuchen. Sofort drehte Gina sich um und ging hinaus. Sie meldete sich bei Daiki, der nur nickte, als er hörte, dass sie die neue Kellnerin war. „Bring das an den Tisch dort rechts,“ sagte er.An dem Tisch, auf den er wies, saßen Yutaka Nakamaru und seine beiden Kunden, der Amerikaner James Wellington und der Japaner Manabu Matsumoto. Wellington erhob sich allerdings gerade und reichte den beiden anderen Männern nacheinander die rechte Hand. „Ich denke, wir kommen ins Geschäft, Mr. Nakamaru,“ sagte er. „Ich rufe gleich morgen meinen Anwaltan und dann können wir den Vertrag aufsetzen.“Manabu Matsumoto, ein Mann um die fünfzig, hatte nur Augen für Gina, die ihm ein freundliches Lächeln schenkte, als sie ihm seinen Reiswein auf den Tisch stellte.„Hübsch,“ sagte Matsumoto und schlug Gina leicht auf den Hintern. Am liebsten hätte sie ihm den Reiswein ins Gesicht geschüttet, aber sie beherrschte sich, zwang sich zu einem Lächeln, stellte die leeren Gläser auf das Tablett und machte sich, innerlich kochend, auf den Weg zur Theke.„Wie lange arbeitet diese Frau schon für Sie, Mr. Nakamaru? ,“ wollte Matsumoto wissen.„Nicht sehr lange.“ Nakamaru lächelte. „ Ganz frische Ware.“ Matsumoto blickte hinter Gina her, ehe er Nakamaru wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. „Ich gebe Ihnen den doppelten Preis, den ich für das letzte Mädchen bezahlt habe.“Nakamaru wandte den Kopf und sein Blick folgte Gina, als sie zur Theke ging. Das Angebot war wirklich unwiderstehlich. Nie zuvor hatte Matsumoto ihm so viel Geld für ein Mädchen geboten. Nakamaru nickte zustimmend. „Das Geschäft ist gemacht! ,“sagte er.
Link to comment
Share on other sites

DREIZEHNNanamiblieb erstaunt stehen. "Lieutenant Castillo, Sie hier?“ Ihr Blick wanderte schnell herum, denn in der Öffentlichkeit musste man vorsichtig mit seinen Äußerungen sein. Die Typen, die Misaki in ihrer Gewalt hatten, besaßen große Ohren und vor allem sehr viele. Leiser fragte sie:„Haben Sie schon etwas über Misaki herausgefunden?" Castillo schüttelte langsam und bedauernd seinen Kopf -"Noch nicht Mrs. Fumiko, aber das ganze Team arbeitet daran, der Fall hat oberste Priorität." – NanamisBlick wandertean der Fassade des Gebäudes hinauf. "Denken Sie, der Club hat etwas mit Misaki's Verschwinden zu tun?" Sie lächelte ihn an. „Oder besuchen Sie zu Ihrem Vergnügen japanische Clubs?“ Sie senkte für einen Moment den Blick, denn ihre Frage hatte sehr persönlich geklungen. Vielleicht zu persönlich. Schließlich ging es sie nichts an, was Lieutetnant Castillo in seiner Freizeit tat. "Wir wissen noch nicht, ob dieser Club etwas damit zu tun hat, aber wir werden es herausfinden," versprach Castillo.Nanami blickte in seine dunklen Augen. Fujitsu hatte ihr gesagt, sie könne Castillo vertrauen, aber konnte sie das wirklich? Auf der anderen Seite hatte sie Information, die ihn und damit auch ihr helfen konnte, Misaki zu retten. Sie dachte kurz nach, zögert undmeintedann: "Lieutenant, können wir uns irgendwo ungestört unterhalten? - Bitte!"Ihre Augen wirkten so traurig und verletzlich, dass Castillo automatisch dachte: Was mag Sie nur wohl so schreckliches erlebt haben? Er nickte: "Wir könnten ins Office fahren, dort sind wir zu dieser Zeit bestimmt ungestört". Sie schüttelte den Kopf. "Bitte nicht ins Büro. Ich... verzeihen Sie, wenn ich das so offen sage, aber...ich bin ein misstrauischer Mensch, seit ... können wir nicht woanders hingehen?" Castillo spürte, dass sie noch nicht bereit war wirklich offen zu reden. Vielleicht konnte sie es nicht. Er nickte und führte sie zu seinem Wagen, der nur etwa 50 m vom Club entfernt an der Straße geparkt war. Er hielt ihr die Beifahrertür auf und ließ sie einsteigen. Dann startete er den Motor seines Fords und fuhr los. Kenta Takahashi, den seine Freunde Ken nannten, lebte seit vier Jahren in Miami und arbeitete als Privatdetektiv. Er hatte einen guten Namen und einen ebenso guten Draht zur Polizei wie auch zu Mr. Nakamaru. Ken erwies dem Geschäftsmann ab und zu einen Dienst und durfte als Gegenleistung regelmäßig einen Abend alle zwei Wochen mit einem von Nakamarus Mädchen verbringen. Heute war so ein Abend und Ken kam in seinem unauffälligen Kombi die Straße entlang auf der Suche nach einem Parkplatz. Sein Blick glitt über die Leute, die sich in der Nähe des Eingangs des Thousand Stars herumtrieben. Plötzlich hielt er den Atem an. Ein Blick in den Rückspiegel sagte ihm, dass eine ganze Schlange hinter ihm war. Deshalb blinkte er und stellte sich einfach in die zweite Reihe. Die anderen Wagen fuhren vorbei, niemand beachtete ihn. Kens Blick hing an einem Paar, das unweit des Eingangs zum Club stand, und sich unterhielt. Der Mann war eindeutig Lieutenant Martin Castillo und die Frau hätte er überall wiedererkannt: Detective Nanami Fumiko.„Oh, verdammt! ,“knurrte er. Das gefiel ihm überhaupt nicht! Dass die Fumiko in Miami war bedeutete Ärger. Er musste umgehend Mr. Nakamaru informieren.Ken sah, dass Castillo und Nanami davongingen. Er wartete bis Castillo und Nanami ins Auto stiegen und losfuhren, dann fädelte er sich wieder in den Verkehr ein und folgte dem Ford in einigem Abstand.
Link to comment
Share on other sites

VIERZEHNIn diesem Moment tauchte Lanang auf. Er wirkte hektisch, sah sich um und steuerte dann erst auf den Tisch zu, an dem sein Boss saß. Am Tisch deutete er eine höfliche Verbeugung an. „Ich muss Sie dringend sprechen, Mr. Nakamaru,“ sagte er.Mr. Nakamaru erhob sich sofort, wenn auch mit einem missbilligenden Blick. Er mochte es überhaupt nicht, wenn man ihn am Abend störte. Erst recht nicht, wenn es sich nur um einen kleinen Handlanger handelte. Dennoch entschuldigte er sich vor Mr. Matsumoto, denn er musste sein Gesicht wahren. Dann ging er voran zu den Büroräumen hinter der Bühne.Das Telefon hinter der Bar klingelte. Daiki nahm den Hörer ab, sagte etwas auf japanisch, nickte dann und legte auf. Anschließend füllte er ein Glas, das er auf ein kleines, silbernes Tablett stellte. „Gina, bring das zu Hiroshi,“ befahl er.Gina nahm das Tablett und verschwand hinter der Bühne. Sie näherte sich einer Tür, die nur angelehnt war. „Cooper und Burnett wollen mit Ihnen persönlich verhandeln,“ hörte sie eine Stimme sagen. Die Erwähnung der Namen Cooper und Burnett veranlasste sie stehen zu bleiben und zu lauschen.„Was soll das heißen? ,“ fauchte Mr. Nakamaru. „Ich verhandle niemals selber. Hast du den Beiden das gesagt, Lanang?“In diesem Moment wurde Gina plötzlich klar, wer der geheimnisvolle Mr. N. war! Sie hatten ihn die ganze Zeit vor der Nase gehabt und hätte dennoch nie erwartet, dass dieser hochangesehene, seriöse Geschäftsmann seine Finger in schmutzigen Geschäften haben könnte! Gina konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.„Ja, das habe ich, aber sie sagen, wenn wir ihre Forderung nicht erfüllen, suchen sie sich einen anderen Lieferanten,“ antwortete Lanang.„Du machst mir in der letzten Zeit eine Menge Ärger, Lanang. Das gefällt mir gar nicht...“Gina hörte plötzlich einen unterdrückten Schmerzenslaut. Im gleichen Moment verließ Hiroshi sein Büro. Er sah sie dort stehen, bemerkte die nicht geschlossene Tür und eilte herbei, ehe Gina die Flucht antreten konnte. Grob packte er sie am Arm. Das Tablett entglitt ihren Händen. Es knallte scheppernd auf den Boden, das Glas zerbrach und die rote Flüssigkeit breitete sich einem Blutfleck gleich aus.„Du lauschst also,“ knurrte Hiroshi und seine Augen funkelten wütend. Die Maske des netten Jungen von nebenan fiel schlagartig von ihm ab. Mit der rechten Hand zog er eine Pistole aus einem Halfter, das unter seiner Jacke verborgen gewesen war und hielt sie an Ginas Schläfe.Aus dem Büro kam Mr. Nakamaru. Sein Blick wanderte zwischen Gina und Hiroshi hin und her. Er begriff sofort, dass sie gehört, vielleicht sogar gesehen hatte, wie Lanang getötet wurde. Gina hatte Angst. Sie spürte ihr Herz gegen die Rippen hämmern und ihr Atem ging schneller. Sie erwartete jeden Moment erschossen zu werden. Umso erstaunter war sie, als Mr. Nakamaru befahl:„Töte sie nicht, Hiroshi! Bring sie weg. Ich habe jemanden, der einen guten Preis für sie zu zahlen bereit ist!“Hiroshi nickte. Er zerrte Gina den Gang entlang zur Hintertür. Es gelang ihr einen Blick in das Büro zu werfen, in dem zuvor der Mord geschehen war. Sie saheinenMann auf dem Boden liegen, ein anderer beugte sich gerade über ihn, ein blutiges Messer in der Hand, das er ungerührt am Hemd des Toten abwischte. Hiroshi riss sie weiter bis zur Tür,wo zwei weitere Japaner warteten. Hinter Ginas Stirn wirbelten die Gedanken strudelgleich im Kreis herum. Hätte ich nur auf Trudy gehört! Wo werden sie mich hinbringen? Verdammt, was soll ich nur tun?Aber es gab nichts, was sie tun konnte, außer darauf zu hoffen, dass Castillo, der sie im Thousand Stars gesehen hatte, sehr schnell ihre Spur aufnahm.Gina versuchte sich zu wehren, aber die Männer hielt sie mit eisernem Griff fest. Im Hinterhof stießen sie sie in den Kofferraum eines dort geparkten schwarzen GM. Der Deckel wurde zu geschlagen, der Motor gestartet.Dann fuhr der Wagen los. Gina wurde im Kofferraum hin und her geschüttelt. Sie stieß sich den Kopf am Radkasten und fluchte unterdrückt. Vor Schmerz schrie sie auf. Sie war verzweifelt, aber Gina war auch ein Profi. Sie wusste, dass sie zu viel Sauerstoff und Kraft verbrauchte, wenn sie schrie und sich körperlich verausgabte. Besser war es, wenn sie versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und sich so viel wie möglich einzuprägen.Gina lag still auf dem Rücken, die angewinkelten Beine leicht gespreizt. So konnte sie das Gleichgewicht besser halten und knallte nicht jedes Mal aufs Neue wieder mit dem Kopf gegen den Radkasten, wenn der Wagen um eine Kurve fuhr.Um sie herum war nun eine Menge Verkehr. Gina vermutete deshalb, dass sie gerade über die Autobahn fuhren. Außerdem war die Strecke weniger kurvenreich. Nach einer Weile verließen sie die Autobahn. Sie hörte einen Zug vorbeirauschen und drei Mal startete oder landete ein Flugzeug. Sie wusste nicht wie lange die Fahrt gedauert hatte. - 10 Minuten? 20 Minuten? - Sie hatte ihr Zeitgefühl verloren, bemerkte dann allerdings, dass der Wagen allmählich langsamer wurde und anhielt. Der Kofferraumdeckel öffnete sich und Gina wurde unsanft aus dem engen Raum herausgerissen. Sie blinzelte und sah sich um. Vor ihr ragte ein Lagerhaus auf, über dessen Tür ein Schild hing, dessen Aufschrift sie in der Dunkelheit aber nicht entziffern konnte. Die beiden Männer führten sie in das Lagerhaus. Hiroshi schaltete das Licht an und Gina sah eine Menge übereinander und nebeneinander gestapelte Kisten. Sie wurde vorangezerrt und von hinten gestoßen, bis sie eine Tür hinter den Kartons an der rechten Seite erreichten. Hiroshi drehte vollkommen geräuschlos einen Schlüssel um, öffnete die Tür und der andere Mann stieß Gina hinein. Dann fiel die Tür ins Schloss. Sie war gefangen!
Link to comment
Share on other sites

FÜNFZEHNCastillo nahm Nanami mit zu sich nach Hause. Dort war sie sicher und er hoffte, dass sie sich ihm dort anvertraute. Er bat sie im Wohnzimmer an dem niedrigen Tisch Platz zu nehmen. Nanami war nicht erstaunt eine Einrichtung im asiatischen Stil vorzufinden. Fujitsu hatte ihr bereits gesagt, dass Castillo ein Kenner Asiens war, der selber für längere Zeit dort gelebt hatte. "Tee?" fragte Castillo. Sie nickte. Er ging zur Küchenzeile um den Tee zuzubereiten und das Geschirr bereitzustellen. Als der Tee fertig war trug er beides zum Wohnzimmertisch, stellte es ab und servierte Nanami den Tee. Nachdem er sich selbst auch eingeschenkt hatte, setzte er sich ihr gegenüber. "Was wollten Sie mit mir besprechen?" Fragend sah er sie an. "Fujitsu sagte ich können Ihnen vertrauen". Sie zögerte kurz. "Vor 5 Jahren gab es in Osaka auch eine Mordserie an jungen Mädchen. Vier Mädchen wurden damals ermordet aufgefunden,die, wie wir herausfanden, zur Prostitution gezwungen worden waren. Wer sich widersetzte, wurde gebrandmarkt und wenn sie weiterhin ungehorsam war, wurde sie getötet. Es war das gleiche Zeichen, dass die beiden Mädchen auf den Fotos hatten, die sie mir zeigten. Meine Partnerin - sie war noch sehr jung und gerade mal seit einem Jahr im Dienst - gelang es, sich in einen Club, von dem wir vermuteten, dass er mit dem Fall zu tun hatte, als Tänzerin einzuschleusen. Sie wurde getötet. Ein korruptes Polizistenschwein hat sie verraten! - Seine eigene Kollegin verraten... für Geld!" Sie spuckte das Wort regelrecht aus. In ihrem Gesicht spiegelte sich Abscheu und Entsetzen. "Vielleicht verstehen sie jetzt, warum ich nicht ins Office wollte.“ Nanami blickte Castillo an und dieser nickte.„Die Yakuza haben ihre Leute überall, vielleicht auch unter ihren Leuten! Wir haben damals nie herausgefunden, wer der Verräter war. Als ich merkte, dass irgendetwas schief lief, versuchte ich meine Kollegin zu warnen und zu retten, aber es war zu spät. Ich geriet selbst in die Hände des Mörders, konnte aber gerade noch rechtzeitig entkommen.“ Während Nanami in ihre dunkelbraune Umhängetasche aus Leder griff, sagte Castillo: „Ich kann Ihnen versichern, dass keiner meiner Leute bestechlich ist. Ich arbeite schon seit einigen Jahren mit diesem Team. Sie alle sind loyal und absolut zuverlässig!“Nanami reichte ihm ein Blatt Papier. „Es ist schön, das zu hören, Lieutenant Castillo. -Ich habe hier eine Phantomzeichnung von demMann, der damals in Osaka die Fäden zog, aber ich weiß sonst nichts über ihn - keinen Namen, Beruf, Wohn- oder Aufenthaltsort, einfach nichts. Die Morde hörten jedenfalls auf.Auf der Straße ging das Gerücht um, er wäre nach Amerika gegangen. Vielleicht ist er ja hier!“ Sie zitterte am ganzen Körper und hatte Mühe ihre Fassung zu bewahren. Castillo nahm das Blatt Papier entgegen, faltete es aber nicht auseinander, sondern sah Nanami besorgt an. "Mrs. Fumiko, wenn der Mörder Sie damals gesehen hat, er hier ist und erfährt, dass Sie nach ihm suchen, sind Sie in großer Gefahr. Ich möchte, dass sie heute Nacht hierbleiben. Hier sind sie sicher. Morgen bringe ich sie zu einem sicheren Haus des Departments. Ich werde auch zwei Beamten rund um die Uhr zu ihrer Bewachung abstellen." Nanami schüttelte eigensinnig den Kopf. "Ich brauche keinen Polizeischutz," protestierte sie. "Ich bin selbst Polizistin, ich kann auf mich aufpassen. Ich möchte einfach nur weiter nach meiner Tochter suchen, sie .... sie ist in großer Gefahr. Ich weiß, was dieser Bastard mit den Mädchen macht, bevor er sie zwingt auf der Straße zu arbeiten, und ich weiß, was passiert, ehe er sie tötet!" Sie begann zu schluchzen und schlug die Hände vors Gesicht. Castillo rückte näher und legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. Sie schmiegte sich trostsuchend an seine Schulter. Er umarmte sie und wiegte sie sanft. "Schscht, ganz ruhig, alles wird wieder gut, Nanami!" Langsam beruhigte sie sich und gewann ihre Fassung zurück. Er ist so stark, dachte sie, vielleicht schaffen wir es beide, Misaki zu befreien. Sie ist alles was ich noch habe.
Link to comment
Share on other sites

SECHZEHN

Ginawar auf die Knie gefallen und hatte sich, als sie den Sturz abzufangen versuchte, die Hände am rauen Betonboden aufgeschürft. Es brannte, aber sie ignorierte den Schmerz, richtete sich auf und sah sich in dem kleinen Raum um, der nur schwach beleuchtet war. Sie erkannte acht Pritschen, die im Boden verschraubt waren, sonst gab es keine weiteren Einrichtungsgegenstände. Die Fenster waren zu weit oben angebracht und zu klein, um durch sie zu entfliehen. Auf 3 der Pritschen lagen Mädchen, die sich jetzt aufrichteten und Gina verängstigt ansahen. Gina hatte Mühe die Gesichter der Mädchen deutlich zu erkennen, aber das Mädchen in der Ecke kam ihr bekannt vor. "Misaki?", fragte sie."Wo-woher kennst du meinen Namen? ," stammelte Misaki. Gina kam auf die Füße. Kurz betrachtete sie sich ihre Handballen, aber die Abschürfungen waren nicht sehr schlimm. „Von deiner Mutter, sie ist hier in Miami auf der Suche nach dir." Misaki begann zu schluchzen. Verzweifelt warf sie die Hände vor das Gesicht. "Hätte ich doch nur auf sie gehört, dann wäre das hier alles nicht passiert!" Gina setzte sich zu ihr auf die Pritsche und legte tröstend einen Arm um sie. „Sie ist in der Stadt und sie wird dafür sorgen, dass wir alle hier rauskommen,“ versprach sie."Wie heißt du? ," fragte Misaki schüchtern. "Gina." Nur einen Moment lang dachte Gina daran den Mädchen zu sagen, dass sie Polizistin war und dass ihr Boss und ihre Kollegen mit Nanami zusammenarbeiteten. Dann aber verwarf sie den Gedanken wieder. Die Mädchen waren sehr verängstigt und hätten sicher, wenn es ihr Leben gerettet hätte, sofort verraten, dass sie eine Polizistin war.„Die einzige Möglichkeit, um hier rauszukommen ist, für diese Mistkerle anzuschaffen,“ knurrte Sandy. „Erst vergewaltigen sie dich, ein paar Tage später holen sie dich abends raus, lassen dich im Club anschaffen, und bringen dich morgens wieder her. Frag die Mädchen, wenn sie morgen früh hergebracht werden.“
Link to comment
Share on other sites

SIEBZEHN Es war nach drei Uhr nachts, als das Telefon klingelte. Castillo war mit einem Schlag hellwach. Am anderen Ende war Stan. "Lieutenant, wir haben Gina verloren. Das Thousand Stars hat gerade zugemacht, aber Gina kam nicht wie die übrigen Mitarbeiter raus. Ich habe auch eine der anderen Bedienungen gefragt, aber sie sagten sie hätten Gina seit ein Uhr nicht mehr gesehen." "Rufen Sie die anderen an und beordern Sie sie ins OCB, ich bin in 30 Minuten da. – Ach, und Switek... schicken Sie mir Heppner zur Bewachung von Ms. Fumiko in mein Haus! , "erwiderte Castillo.Seine Stimme klang so ruhig wie immer, aber innerlich war er aufgewühlt.„Natürlich,“ antwortete Stan. Er versuchte sich sein Erstaunen nicht anmerken zu lassen. Es sah seinem Boss gar nicht ähnlich, eine Frau bei sich übernachten zu lassen.Während er sich anzog, dachte Castillo an die Leichen der beiden Mädchen. Mit der Yakuza, ganz gleich um welche „Familie“ es sich handelte, war nicht zu spaßen. Gerade, als er das Haus verließ, kam Heppner an, um Nanamis Bewachung zu übernehmen. Er befahl ihm, sie am nächsten Morgen ins Schutzversteck zu bringen, ehe er sich auf den Weg machte. Er bemerkte nicht den unauffälligen Kombi, der etwas weiter die Straße entlang im Schatten eines Baumes geparkt hatte.Zehn Minuten später betrat er das OCB. Sonny und Rico kamen kurz nach ihm herein. Man sah ihnen deutlich an, dass sie gerade eben aus dem Schlaf geschreckt wurden. Sonnys Haare standen in alle Richtungen und Ringe lagen unter seinen Augen, während Rico tatsächlich unrasiert war. Trudy hingegen wirkte hellwach, obwohl sie die ganze Nacht lang den Club vom Van aus überwachte. Die Sorge um Gina ließ sie ihr Müdigkeit vergessen. Außerdem machte sie sich Vorwürfe! Sie hatte so etwas schon einmal erlebt, damals, als sie Lupo Ramirez dingfest machen wollten. Auch damals hatte Gina behauptet, sie käme allein klar und dann...? Trudy durfte nicht daran denken, dass ihr jetzt noch schlimmeres passieren konnte... – und es war ihre Schuld, weil sie nicht darauf bestanden hatte mit Gina zusammen zu bleiben! Stan saß zusammengekauert wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl. "Es tut mir leid Lieutenant, ich saß ziemlich lange an der Bar und habe Gina beobachtet wie sie die Männer an den einzelnen Tischen bediente. Zuletzt habe ich gesehen wie sie mit einem Tablett hinter der Theke verschwunden ist. Ich bin dann raus, weil es zu auffällig gewesen wäre, wenn ich noch länger drin geblieben wäre. Trudy und ich hatten vom Van aus die ganze Zeit den Vordereingang im Blick.Sie müssen sie durch den Hinterausgang rausgebracht haben." Castillo informierte sein Team über das, was Nanami ihm erzählt hatte und reichte jedem eine Kopie des Phantombildes. "Irgendwie kommt mir der Kerl bekannt vor," sagte Rico, den Blick unverwandt auf die Zeichnung gerichtet. Er runzelte die Stirn, während er angestrengt darüber nachdachte, wo er das Gesicht schon gesehen hatte. Castillo nickte. Auch ihm erschien der Mann auf dem Foto vertraut. Er sah dem Immobilienmagnat Nakamura ähnlich, den er gestern Abend im Thousand Stars gesehen hatte. War er der geheimnisvolle Mr. N? Steckte er hinter all den Morden an den Mädchen? Siehatten keine Beweise. Das Phantombild allein reichte nicht einmal aus, um eine richterliche Genehmigung zum Abhören von Nakamaru's Telefon zu bekommen, geschweige denn für einen Durchsuchungsbefehl. Die einzige Möglichkeit war, dass Nanami Nakamura bei einer Gegenüberstellung eindeutig identifizierte. Doch jetzt war es am wichtigsten, Gina zu finden. Wenn Nakamura herausfand, dass sie Polizistin war, war sie so gut wie tot. "Trudy finden sie heraus, welche Immobilien Nakamura besitzt. Wenn er hinter Gina's Verschwinden steckt, hat er sie vielleicht in einem seiner Gebäude versteckt, denn ich glaube nicht, dass Gina noch im Thousand Stars ist. Crockett und Tubbs, suchen sie die Gegend um das Thousands Stars ab, aber diskret! Stan versuchen sie soviel wie möglich über Mr. Nakamura herauszufinden." Castillo verschwand in sein Büro. Trudy machte sich sofort an die Arbeit. Ihre schlanken braunen Finger huschten nur so über die Tastatur. Stan saß an einem Computer in der anderen Ecke des Großraumbüros und durchsuchte die Datenbanken nach Informationen über Mr.Nakamura.Nach etwa einer Stunde lehnte sich Trudy seufzend in ihrem Stuhl zurück, blickte zu Stan und rieb sich die müden Augen."Ich habe das Gefühl dem Kerl gehört halb Miami. Ich habe jetzt schon über 30 Appartements, 4 Lagerhallen, 3 Clubs, darunter– man höre und staune - das Thousand Stars und Thousand Lights und mehrere Anteile an Geschäftsgebäuden gefunden sowie eine Privatvilla in Biscyne Bay. Wie sollen wir da Gina je finden?"Castillo, der gerade vorbeiging um sich einen Kaffee zu holen, hörte ihre Bemerkung. "Konzentrieren sie sich auf die Lagerhallen und Clubs. Ich glauben nicht, dass Nakamura die Mädchen in einen seiner Luxusappartements unterbringt. Finden sie heraus, an wen die Lagerhallen vermietet sind und welche Hallen leer stehen." Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und ging mit dem dampfenden Gebräu zu seinem Büro zurück, als Trudy grinsend aufblickte. „Bingo! ,“sagte sie
Link to comment
Share on other sites

ACHTZEHNGina öffnete ihre Augen. Durch die kleinen Fenster schienen die ersten Sonnenstrahlen. Sie hatte kaum geschlafen und sich von einer Seite auf die andere gewälzt. So viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie hatte gehört, dass auch die anderen Mädchen sich aufihren quietschenden Pritschen herumgewälzt hatten. Die Tür wurde aufgesperrt und drei Mädchen wurden in den Raum gestoßen. Sie rappelten sich eilig auf und eilten zu ihren Pritschen, um sich darauf niederzulassen.Hiroshi kam hinter ihnen herein. Er drehte sich einmal herum und betrachtete die Mädchen geringschätzig wie billige Ware in einem Kaufhaus. Keines der Mädchen wagte sich zu rühren oder ihm direkt ins Gesicht zu blicken. Sie hielten angstvoll die Augen gesenkt. Auch Gina versuchte sich möglichst unauffällig zu verhalten. An der Tür hielten zwei weitere Männer Wache. Hiroshi schritt mit einem Grinsen aufMisaki zu, die sich auf ihrer Pritsche zusammengekauert hatte und mit angstvollen Augen auf den Boden starrte. Er packte sie grob am Arm. "Es wird Zeit, dass du endlich erfährst, warum du hier bist!"Brutal riss er sie hoch und zerrte sie zur Tür. Misaki versuchte sich zu wehren, ihm ihren Arm zu entreißen. "Bitte nicht, bitte tut mir nichts", flehte sie, aber Hiroshis Griff wurde nur fester. "Stell dich nicht so an, denk an Sandy, sie hatte eine so schöne Nase. Willst du, dass ich mit deiner Nase das gleiche mache?" Er packte sie mit der anderen Hand an den Haaren und schob sie grob zur Tür hinaus. Sie hörten Misaki laut schluchzen. Gina sprang auf. Ihr war klar, was die Männer mit dem Mädchen vorhatten und sie musste versuchen es zu verhindern. Es war total verrückt, denn gegen drei Männer war sie chancenlos, aber dennoch sprang sie auf. Sie dachte nicht weiter nach, sondern stürzte sich auf Hiroshi.„Lass sie los! Sofort! ,“schrie sie. Sie griff nach Hiroshis Haaren, riss sie brutal nach hinten und schlug ihm ihre Faust so fest sie konnte auf die Nase. Blut schoss daraus hervor. Hiroshi stieß einen Schmerzenslaut aus und ließ Misaki tatsächlich los. Einer seiner Kumpane packte sie allerdings sofort, damit sie nicht auf dumme Ideen kam. Dann wirbelte er herum und seine Faust traf Gina hart an der Schläfe. Sie taumelte zurück, blinzelte und holte tief Luft.„Was glaubst du dämliche Schlampe eigentlich mit wem du es hier zu tun hast, hä? ,“ fauchte er, während Misaki vor Angst wimmerte. Er griff mit dem rechten Zeigefinger an seine Nase, betrachtete sich für den Bruchteil einer Sekunde das Blut an der Fingerkuppe. Es fachte seinen Zorn weiter an.Gina fing sich. Sie sah zwar immer noch alles doppelt, aber allmählich klarte das Bild auf und aus zwei Hiroshis wurde wieder einer. „Ihr seid miese Schweine, die sich an Kindern vergreifen,“ entgegnete sie ohne nachzudenken. Was sie hier tat war absolut leichtsinnig und lebensgefährlich, aber sie musste Misaki helfen!Die anderen Mädchen hinter ihr auf den Pritschen hielten den Atem an. Nie hätten sie gewagt so zu reden. Jeden Moment würde Hiroshi seine Pistole ziehen und Gina vor ihren Augen ein Loch ins Hirn schießen.Hiroshi war mit zwei Schritten bei Gina, packte hart ihren linken Oberarm und quetschte ihn, bis Gina vor Schmerz aufstöhnte. Sein Mund verzog sich zu einem bösen Grinsen. „Du bist kein Kind mehr. Wie wäre es, wenn du dem kleinen Miststück hier Gesellschaft leistest?“Ehe Gina irgendetwas sagen oder tun konnte wurde sie zusammen mit Misaki aus dem Raum geschoben und zu einem wartenden Van mit schwarzgetönten Scheiben gezerrt. Sie hoffte nur, dass die Kollegen eine Spur fanden, ehe sie und Misaki von diesen Kerlen vergewaltigt wurden.
Link to comment
Share on other sites

Neunzehn

Castillo starrte auf die Leiche zu seinen Füßen. Ein Mitarbeiter der städtischen Müllabfuhr hatte am frühen Morgen die Leiche in einem Müllcontainer hinter dem River Park Hotel gefunden. Die Kollegen vom MDPD hatten ihn hinzugezogen, da es sich wieder um einen Asiaten handelte. Dieses Mal war es jedoch ein Mann. Vermutlich war er Mitte zwanzig gewesen.Wieder ein Yakuza, ein Handlanger, und wie die Leiche zugerichtet ist, scheint er seinen Oyabun mächtig verärgert zu haben, dachte Castillo. Alle Fingerspitzen waren an beiden Händen abgeschnitten und der Bauch war von der linken bis zur rechten Hüfte aufgeschlitzt. Die Därme quollen heraus. Der Geruch hatte bereits Fliegen angelockt, die auf der Leiche herumkrabbelten und um sie herum surrten. „Halten Sie mich auf dem laufenden,“ wies er die Kollegen an, ehe er sich abwandte und zu seinem Wagen zurückging. Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske, als er einstieg. Er wählte die Nummer des Schutzverstecks, zu dem Nanami gebracht worden war. Sie ging jedoch nicht ran.„Oh, verdammt! ,“knurrte Castillo, als er den Wagen startete und losfuhr. Irgendetwas stimmte nicht. Man hatte ihm versprochen, dass das Telefon sofort freigeschaltet würde. Nanami hätte das Gespräch also auf jeden Fall annehmen müssen.Als er an einer roten Ampel warten musste, nutzte er den Moment, um die Nummer der Telefongesellschaft anzuwählen. „Das Telefon in 6965 Granada Boulevard, wurde das bereits freigeschaltet?“ – „Danke,“ sagte er, nachdem er einen Moment gelauscht hatte und legte auf.Die Ampel sprang um und er legte einen Kavaliersstart hin. In seinem Magen tanzte gerade ein ganzer Ameisenstaat Rock ´n Roll. Etwas stimmte nicht! Obwohl er ziemlich schnell fuhr, wählte er erneut die Nummer des Schutzverstecks an. Das Freizeichen ertönte, aber Nanami ging nicht ran.Das Tor stand offen, Heppners Wagen parkte neben dem Eingang. Alles war ruhig, als Castillo seinen Wagen neben Heppners Jeep parkte. Er stieg aus, schloss die Tür und lauschte einen Moment. Dann ging er zur Haustür, aber sie war verschlossen. Natürlich! Deshalb umrundete er das Haus, versuchte einen Blick in die Fenster zu werfen, was die Gardinen leider verhinderten.Die Terrassentüren waren ebenfalls geschlossen, aber die Gardinen nicht. Er sah die Beine eines Mannes, der vor der Couch lag und als er sich ein Stück nach links bewegte, erkannte er rote Flecken auf dem champagnerfarbenen Sofa.Ohne weiter nachzudenken zog er seine Waffe und benutzte den Griff, um die Scheibe einzuschlagen und um die Glasscherben so weit zu entfernen, dass er sich nicht verletzte. Dann betrat er das Wohnzimmer.Es war Heppner, der vor dem Sofa auf dem Boden lag. Wer auch immer hier eingedrungen war, hatte dem Mann das Gesicht weggeschossen. Auf dem Sofa befand sich nicht nur Blut, sondern auch Knochenfragmente, Hirnmasse und einige Zähne. Als Heppner stürzte, hatte er den Glastisch umgerissen, dessen Metallgestell nun halb auf ihm lag. Sein Körper und das Sofa waren mit Glasscherben bedeckt. Castillo ging weiter. Im Eingangsbereich fand er den anderen Bewacher, Lucas. Vermutlich hatte er die Haustür geöffnet. Sein Mörder hatte sofort gefeuert. Das Projektil war aus nächster Nähe in Lucas´ Körper eingedrungen, hinten ausgetreten und hatte den ersten gedrechselten Pfosten der Treppe zerfetzt. Lucas war auf die Treppe gestürzt, wo er immer noch lag und mit starren Augen, in denen das Erstaunen eingemeißelt zu sein schien, zum Himmel sah. Sein Blut hatte die weißen Treppenstufen rot gefärbt. Castillo rannte durch das ganze Haus auf der Suche nach Nanami, obwohl er ahnte, dass sie nicht hier war. Man hatte sie nicht getötet, aber er befürchtete, dass weitaus schlimmeres als der Tod sie erwarten könnte.Schließlich kehrte er ins Erdgeschoss zurück und rief die Kollegen an. Dann ging er herum auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie dieser Hinweis aussehen sollte. Im Esszimmer kam er versehentlich an die Tischdecke, die diagonal auf dem Glastisch lag. Sie verrutschte und als er sie, ordentlich wie er war, wieder richtig hinlegen wollte, stellte er fest, dass jemand etwas mit Lippenstift auf die Glasplatte geschrieben hatte.Grinsend hob Castillo die Decke an. „Nakam...,“ las er. Der nächste Buchstabe war verschmiert worden, als er die Decke bewegte, weitere Buchstaben gab es nicht, aber dies war eindeutig eine Botschaft von Nanami und Castillo wusste genau, zu wem sie führte.
Link to comment
Share on other sites

ZWANZIGGina und Misaki lagen hinten in dem Van, der zu den Sitzen hin mit einer Metallplatte verschlossen war. Durch die Fenster konnten sie auch nichts sehen. Misaki hatte sich eng an Gina gekauert und weinte leise. Gina hatte tröstend den Arm um das Mädchen gelegt, während ihre Gedanken wild durcheinanderschossen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht die Heldin zu spielen? Und was sollte sie tun, wenn es den Kollegen nicht gelang eine Spur zu ihnen zu finden?„Sie werden uns nicht retten,“ schluchzte Misaki leise. „Niemand wird uns finden. Diese Männer werden uns...!“ Sie hielt inne, schluchzte heftiger und die Nägel ihrer rechten Hand krallten sich schmerzhaft in Ginas Oberarm.„Sie werden uns ganz bestimmt finden,“ tröstete sie das Mädchen flüsternd. Wieder dachte sie daran ihr zu sagen, dass sie Polizistin war, aber Gina befürchtete, dass die Männer, die vorn im Wagen saßen, irgendwie hören konnten, was hinten gesprochen wurde.Gina hatte keine Ahnung, wie oft sie hin und hergeschleudert wurden, während der Wagen um viele Kurven herumraste. Hinter ihrer Stirn pochte es von dem Faustschlag, den Hiroshi ihr verpasst hatte. Misaki gegenüber hätte sie das aber nie zugegeben.Schließlich wurde der Van langsamer, hielt an, fuhr langsam weiter und stoppte ganz. Der Motor wurde ausgeschaltet, die vorderen Türen klappten. Misaki krallte sich nun noch mehr an Gina fest. Das Mädchen hatte eine Heidenangst ... genau wie Gina. Sie lauschte auf die Schritte, die klangen, als befände sich der Wagen in einem großen, leeren Raum. Dann wurden die beiden hinteren Türen geöffnet.„Aussteigen! ,“befahl Hiroshi und entsicherte geräuschvoll und warnend seine Pistole. „Jetzt wird es amüsant!“Gina bezweifelt das, aber sie hatte keine andere Wahl, als mit Misaki, die an ihrem Arm hing, aus dem Van zu klettern. Sie blinzelte, sah sich um und erkannte, dass dies wirklich eine riesige Garage war. Etliche sündhaft teure Wagen standen darin. Hier wohnt Nakamaru, schoss ihr die plötzliche Erkenntnis durch den Kopf. Der Dreckskerl beteiligt sich an den Vergewaltigungen und ist wahrscheinlich verantwortlich für die Morde an den beiden Mädchen!Hiroshi riss Misaki von Ginas Arm, obwohl sie sich so gut es ging wehrte. „Nein! ,“schrie sie, als Hiroshi sie einem der anderen Männer regelrecht in die Arme warf. „Bitte nicht! Gina!“Der Mann lachte nur und zerrte Misaki zu einer Tür rechts hinten in der Wand. Gina wollte ihr nachlaufen, aber Hiroshi hielt sie fest. „Nein, du kommst mit mir. Mit dir haben wir erst noch was anderes vor! ,“erklärte er ebenfalls lachend.
Link to comment
Share on other sites

  • 2 weeks later...

EINUNDZWANZIG

Nanami kam langsam wieder zu sich, sie versuchte die Augen zu öffnen, aber es bereitete ihr große Mühe. Ihr Kopf dröhnte, alles drehte sich. Erschöpft schloss sie die Augen wieder, atmete tief ein und versuchte sich zu erinnern. Ja richtig, sie hatte gerade im Esszimmer am Tisch gesessen und die Zeitung gelesen,als sie ein Klopfen an der Tür hörte. Einer ihrer Bewacher öffnete die Tür, dann fiel ein Schuss.Instinktiv wusste sie, dass der Eindringling nur hinter ihr her sein konnte. Sie wusste jetzt auch, wer hinter all den Morden steckte. Sie hatte sein Bild soeben im Wirtschaftsteil der Zeitung gesehen und sein Gesicht sofort wieder erkannt. Es zeigte ihn zusammen mit dem Amerikaner James Wellington und dem Japaner Manabu Matsumoto mit denen er zusammen den Bau einer neuen Appartementanlage in Miami Lakes plante. Bilder, die sie schaudern ließen, schossen durch ihren Kopf. Sie sah ein Schlafzimmer mit einem großen Eisenbett und seidenen Laken darauf. Sie lag auf dem Rücken, die Hände mit Handschellen am Kopfteil des Bettes gefesselt, und dann kam er herein: Yutaka Nakamaru. Er hatte nur einen hummerfarbenen Kimono getragen... Nanami hatte sich gezwungen nicht an damals zu denken. Sie musste Castillo anrufen und ihm erzählen, dass Nakamura hinter all den Morden steckte, als sie den Schuss hörte. In dem Moment wusste sie, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Also riss sie eilig ihren Lippenstift aus der Handtasche, der über einem der Stühle im Esszimmer hing und hinterließ eine Nachricht für Castillo auf dem Glastisch, ehe sie versuchte sich in Sicherheit zu bringen. Aber ihre Verfolger waren zu schnell. Es gelang ihnen sie zu fassen und zu betäuben. Erneut versuchte sie die Augen zu öffnen. Sie blinzelte und versuchte den Schwindel in ihrem Kopf zu ignorieren. Sie lag auf einem Steinboden. Der Raum war nur schwach beleuchtet. Angestrengt versuchte sie im schwachen Licht etwas zu erkennen. Der Raum war sehr klein, hatte keine Fenster und war völlig unmöbliert, nur durch den Türschlitzdrang etwas Licht herein. Warum haben sie mich nicht gleich umgebracht? schoss es ihr in den Kopf. Sie zitterte, aber nicht nur vor Kälte. Nanami lauschte, während sie einfach auf dem Steinboden lag, ungeachtet der Kälte, die durch ihre dünne Kleidung drang. Die Kälte half ihr außerdem ihren Kopf weiter aufzuklaren. Was sie brauchte, war ein Plan, ein Überlebensplan, denn zwei Dinge waren ihr klar: Nakamaru steckte hinter der Sache, auch wenn sie nicht wusste, wie er sie gefunden hatte, und auch wenn Nakamarus Leute sie nicht sofort umgebracht hatten, am Ende würde sie tot sein, wenn ihr nicht etwas einfiel. Nach einer Weile raffte sie sich auf. Sie setzte sich hin, atmete einige Male tief durch, bis das pochen in ihrem Schädel nachließ, und sah auf die Uhr. Erstaunt stellte sie fest, das es gerade neun Uhr morgens war. Entführt hatte man sie gegen halb acht. Das wusste sie deshalb so genau, weil sie auf die Uhr gesehen hatte, als es klopfte. Sie hatte geglaubt – und gehofft – Castillo käme, um nach ihr zu sehen. Er war wirklich ein faszinierender Mann! Das Lächeln, das beim Gedanken an Martin Castillo auf ihrem Gesicht erschienen war, verschwand augenblicklich, als sie daran dachte, wie fest Castillo an die Loyalität seiner Leute geglaubt hatte, und wie sehr er jetzt enttäuscht wurde. Nur Castillos Leute hatten gewusst, wo das Sicherheitsversteck war, in das man sie gebracht hatte.„Es hilft alles nichts, Nanami,“ sagte sie zu sich selber und kam mühsam, mit viel ächzen und stöhnen auf die Beine. Schwankend lehnte sie sich gegen die Wand, atmete langsam und tief durch den Mund ein und aus. Dann lauschte sie erneut. Sie hörte Schritte über sich, schwere Schritte, und musste automatisch an Nakamarus Bodyguard denken. Nakamaru hatte ihn Tsu genannt, aber Nanami vermutete, dass er Tsubasa hieß. Er war ein muskelbepackter Kerl, der brutal und gemein aussah, weil er seine Mundwinkel ständig nach unten zog und seine Augen leicht zusammenkniff. Tsu konnte einem Mann mit den bloßen Händen den Hals brechen. Nanami fühlte sich allmählich besser. Sie huschte zur Tür und betrachtete sich das Türschloss, ohne es zu berühren. Es war neu und sah sehr stabil aus. Sie drehte sich um, ließ den Blick schweifen. Es gab kein Fenster, nur eine Lüftung wie man sie in fensterlosen Badezimmern hatte. Sie sprang an, sobald man das Licht einschaltete. Deshalb war es auch hier nicht ganz dunkel. Nanami war jedoch klar, dass sie allein nie hier rauskommen würde. Ob Castillo ihre Botschaft gefunden hatte?
Link to comment
Share on other sites

ZWEIUNDZWANZIG Als jaulend die Einsatzwagen der Polizei vor dem Schutzversteck anhielten, wartete Castillo bereits neben seinem Wagen. Er hatte die Wartezeit genutzt, um einen Durchsuchungsbefehl für Nakamarus Anwesen und seine anderen Besitztümer zu beantragen. Der Richter war natürlich nicht begeistert gewesen, zumal er häufig Golf mit Nakamaru spielte. Er hatte gezögert, bis Castillo sagte: „Unsere Informationen stammen von einer Frau, die sich nun in der Gewalt dieses Mannes befindet. Stirbt sie, sitzen Sie mit auf der Anklagebank, Euer Ehren.“„Ich mache alles fertig. Schicken Sie jemanden vorbei, der die Papiere abholt, Lieutenant Castillo", erwiderte der Richter daraufhin. Castillo hatte als nächstes Rico angerufen und ihn gebeten die Durchsuchungsbescheide bei Richter Sanders abzuholen und sofort zur Villa von Yutaka Nakamaru zu fahren. „Er hat Ms. Fumiko in seiner Gewalt und vermutlich auch Gina und Ms. Fumikos Tochter Misaki", hatte Castillo gesagt. „Seid vorsichtig. Ich komme auch dorthin.“Als die Kollegen von der Mordkommission auftauchten, schwang er sich in seinen Wagen und raste quer durch die Stadt nach Biscayne Bay, wo Nakamaru ein gigantisches Anwesen im Wert von mehreren Millionen Dollar besaß.Zur gleichen Zeit raste Sonny mit seinem Ferrari und einem Einsatzteam zu einer Lagerhalle am Hafen bei den Miami Shores. Trudy hatte herausgefunden, dass zwei der Lagerhallen, die Nakamaru besaß, leer standen. Zu der zweiten Lagerhalle waren Trudy, Stan und ein weiteres Einsatzteam unterwegs."Hier ist Sonny, sind in Position", hörte Castillo Sonny's Stimme zehn Minuten später aus dem Funkgerät.Es knisterte leise in dem Gerät, aber Sonny war deutlich zu verstehen."Sind ebenfalls in Position," war nun auch Trudy's Stimme zu vernehmen.Castillo holte einmal tief Luft ."Also, los!", befahl er.
Link to comment
Share on other sites

DREIUNDZWANZIG

Sonny's Team stand in Position. Sie hatten die Wagen nicht direkt vor der Lagerhalle geparkt, um eventuelle Bewacher nicht vorzuwarnen. Geduckt, jeden Strauch und jeden Container als Deckung nutzend, rannte Sonny mit zwei Beamten zum Vordereingang der Lagerhalle.Zwei weitere Beamte näherten sich dem Lagerhaus von der Rückseite. Vorsichtig schlich Sonny, die Waffe schussbereit in der Hand, zur Tür. Er wandte sich kurz zu den beiden Kollegen um. Wortlos gab er ihnen mit der Waffe in der Hand Zeichen sich rechts und links zu postieren. Sie nickten einander zu, ehe er leise und vorsichtig die Türklinke herunterdrückte, aber die Tür war verschlossen. "Zurücktreten," sagte er und zielte mit seiner Pistole auf das Schloss. Ein Schuss durchschnitt die Stille. Schnell trat er mit dem Fuß gegen die Tür, die ächzend aufsprang. Er ging sofort seitlich der Tür in Deckung, sah kurz in die Lagerhalle und zog seinen Kopf sofort wieder zurück wie sie es in der Ausbildung gelernt hatten. In der Lagerhalle war niemand.Er registrierte nur eine Menge übereinander und nebeneinander gestapelter Kisten. Hinter einem Stapel Kartons auf der rechten Seite war eine Tür. Die Kollegen auf der Rückseite des Gebäudes hörten den Schuss, als einer von ihnen gerade vergeblich die Klinke der rückwärtigen Tür herunterdrückte. Er war nicht überrascht. Niemand ließ die Tür zu seiner Lagerhalle offen stehen. Er entsicherte seine Waffe und feuerte auf das Schloss. Dann riss er die Tür auf, brachte sich in Sicherheit, und sondierte von dort aus mit schnellen Bewegungen die Lage.Er gab seinen Kollegen Zeichen, huschte selbst voran in das Lagerhaus mit den vielen Kisten. Er war wirklich gespannt, was sie darin finden würden!Als er um einen Kartonstapel herumsah, begegnete er Sonnys Blick.Sonny deutete um die Ecke und seine Lippen formten: „Eine Tür!“Der Mann verstand. Er eilte weiter und er und Sonny trafen sich an der Tür, die ebenfalls verschlossen war. Sonny zielt auf das Schloss, wartete bis alle in Deckung gegangen waren und drückte ab.Sonny öffnete die Tür, immer vorsichtig auf Deckung bedacht. Der Raum dahinter war nur schwach beleuchtet, aber in demwenigenLicht sah er sechs Mädchen, die sich angstvoll auf ihren Betten zusammen gekauert hatten und nun verschreckt zur Tür starrten. "Keine Angst, es ist vorbei wir sind von der Polizei," versuchte er die Mädchen zu beruhigen. Die Mädchen atmeten auf und wirkten erleichtert. Sonny wandte sich an ein dunkelhäutiges Mädchen, dessen Gesicht übelst geschwollen war. "Waren bei euch auch zwei Frauen, die Gina und Misaki heißen?" Das Mädchen sah ihn mit traurigen, gequälten Augen an: "Ja, aber Hiroshi war hier und hat sie heute Morgen weggebracht."„Wohin? ,“ wollte Sonny wissen, aber die Mädchen zuckten unabhängig voneinander die Achseln.Sonny vergewisserte sich, dass außer dem einen Mädchen, um das sich bereits einer der Kollegen kümmerte, niemand verletzt war. Dann rannte er hinaus zu seinem Wagen, wo er sich das Funkgerät schnappte. „Lieutenant?“Es knisterte und knackte in dem Gerät. „Ja?“„In dem Lagerhaus sind sechs gefangene Mädchen. Gina und Misaki sind nicht dort. Sie waren hier, aber eins der Mädchen sagte, jemand namens Hiroshi wäre hier gewesen und hätte Gina und Misaki heute Morgen weggebracht. Gina hat sich da wohl irgendwie eingemischt und das Mädchen sagte, das wäre sehr gefährlich!“
Link to comment
Share on other sites

VIERUNDZWANZIG

Gina war allein in dem Raum. Es war dämmrig, heiß und stickig. Sie lag angekettet wie ein Hund, auf dem Boden. Sie hörte das Knistern eines Feuers. Der Gestank, der in der Luft lag, nahm ihr beinah den Atem. Es war irgendwie eine Mischung aus brennendem Holz, Schweiß, Zigarettenrauch, irgendeinem billigen After Shave und etwas, dass sie nicht auf Anhieb definieren konnte. Die Mischung verursachte ihr jedenfalls Übelkeit, die hochgepuscht wurde von der Angst vor dem, was sie hier erwarten mochte. Sie spürte eine eiserne Klammer, die um ihren Hals lag. Sie konnte atmen, aber kaum den Kopf bewegen. Jetzt hörte sie die schlurfenden Schritte eines Mannes. Sie versuchte den Kopf zu drehen, aber mehr als ein paar Zentimeter waren nicht drin.„Hallo? ,“fragte sie. Ihre Stimme klang zittrig. Ein paar tiefe Atemzüge wären jetzt eigentlich gut gewesen, um ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen, aber wenn sie tief einatmete, musste sie sich vermutlich übergeben. „Hallo? ,“wiederholte sie, aber niemand antwortete, obwohl sie im Schein des Feuers die Silhouette eines Mannes erkannte, der mehrmals hin und herging, aber nicht mehr. Er hustete stark, wie jemand, der zuviel rauchte. Gina hörte ihn im Feuer herumstochern. Etwas metallenes stieß klirrend irgendwo gegen. Sie musste plötzlich an die beiden toten Mädchen mit den Brandzeichen im Gesicht denken. Ginas Panik wuchs. Verzweifelt riss sie an den Ketten, mit denen ihre Arme an den Boden gefesselt waren, aber sie kam nicht frei.Dann kam der Mann zu ihr herüber und sie sah das Brenneisen in seiner Hand. Grinsend stand er da, ein böses Glitzern in seinen fast schwarzen Augen. Langsam senkte sich das Brenneisen auf ihren Körper herab. Ein glühender Kreis mit japanischen Schriftzeichen. Sie begann zu schreien, an den Ketten zu zerren und versuchte mit ihrem Körper auszuweichen, soweit es die Ketten zuließen, aber das Brenneisen sank erbarmungslos auf sie herab, sie konnte bereits die Hitze des Eisens spüren.Voller Panik schrie Gina auf!
Link to comment
Share on other sites

FÜNFUNDZWANZIG

Zwei Männer hatten Misaki in ein Schlafzimmer gezerrt. Sie hatte sich gewehrt, geschrien, getreten und um sich geschlagen, so gut es eben ging. Sie hätte diese widerlichen Kerle sogar gebissen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen hätte. „Loslassen!“,schrie sie. „Lasst mich los! Ich will nicht!“Der Mann, der ihren linken Arm umklammert hielt, lachte nur. „Eine kleine Wildkatze“, sagte er. „Schade, dass der Boss sie für sich will. Mit der hätte ich auch gern meinen Spaß!“„Versuch´s, und der Boss schneidet dir deine...“ Der Mann, der rechts neben Misaki war, sprach den Satz nicht zu Ende, aber sein Kumpel wusste auch so, was er meinte. In solchen Dingen kannte der Boss keine Gnade und die Strafe war entsetzlich.In diesem Moment erwischte Misakis Tritt den Mann links am Schienbein. Er fluchte auf japanisch. Dann schlug er ihr gezielt mit der Faust gegen die Schläfe Misaki war so benommen gewesen, dass sie keine Gegenwehr mehr leisten konnte. Sie registrierte jedoch im Unterbewusstsein, dass die Männer ihr die Kleider vom Leib rissen und sie auf ein großes eisernes Bett warfen. Mit Handschellen fesselten sie ihr die Hände ans Kopfende des eisernen Bettes. Misaki kam langsam wieder richtig zu sich. Sie zerrte an ihren Handschellen und versuchte mit ihren Händen durch die Fesseln zu schlüpfen, aber sie wusste, dass sie keinen Erfolg haben würde. Einer der Männer warf ein Seidenlaken über ihren nackten Körper. "Der Boss freut sich schon auf dich mein Mäuschen", lachte er, ehe er und sein Kumpane den Raum verließen, noch einmal mit gierigen Augen zurückblickend. Wie gern hätten sie sich jetzt ein wenig mit dem Mädchen vergnügt, aber es war gesünder den Anordnungen des Bosses Folge zu leisten. Bei den Mädchen hieß das: Der Boss hatte zuerst das Vergnügen, waren sie ungehorsam oder wurden „ausgemustert“, hatten die Männer ihren Spaß.Misaki blieb schluchzend und vor Angst bibbernd zurück. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihre Mutter sie fand und rettet. Sie schwor sogar, sich nie mehr mit ihrer Mutter zu streiten oder sich ihren Anordnungen zu widersetzen, wenn Nanami nur rechtzeitig kam, um sie hier raus zu holen.
Link to comment
Share on other sites

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Guest
Reply to this topic...

×   Pasted as rich text.   Paste as plain text instead

  Only 75 emoji are allowed.

×   Your link has been automatically embedded.   Display as a link instead

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.