Kurzgeschichten-Marathon


Bernar

Recommended Posts

Freie Auswahl?Freie Auswahl?Alan und Sam waren schon seit langer Zeit ein gut eingespieltes Team. Nacht für Nacht waren sie mit ihrem Krankenwagen in Miami unterwegs und immer wieder hatten sie die unterschiedlichsten Fälle vor der Brust. Doch sie wurden stets damit fertig. Ganz gleich, was sich ihnen bot, es hätte sie nicht aus dem Konzept gebracht. Erst als Sam letzten Montag von einem gewissen Lino Martinez niedergeschossen wurde, dem er eigentlich nur helfen wollte, veränderte sich alles - auch Alans Leben.Zuerst dachte er, dass er mit dieser neuen Situation nicht umgehen können würde. Doch nach ein paar Tagen und einem neuen Kollegen - namens Chris - den er einzuarbeiten hatte, änderte sich das wieder. Der 21-Jährige war gerade mit seiner Ausbildung fertig und war nun bereit, ins Schwimmerbecken des Lebens geworfen zu werden. Er war ein guter Junge, was Alan rasch festgestellt hatte und dieser schien in ihm eine Vaterfigur zu sehen. Und so gewöhnte man sich schnell aneinander, bis zu dieser Nacht.Ein Notruf kam herein. Irgendwo hatte es wieder eine dieser sinnlosen Schießereien gegeben, dachte sich Alan nach der Durchsage des Polizisten vom Alarmstand im Headquarter der örtlichen Polizei."Los Chris, rein in den Wagen!", herrschte er den Frischling an, bevor er das Gaspedal durchtrat. Der Junge war regelrecht in ihr Einsatzfahrzeug gehechtet, dann brausten sie mit durchdrehenden Reifen los. Alan wirkte angespannt, da dies eine ernstzunehmende Situation war, die sein junger Kollege zwar oft genug testweise durchexerziert hatte, aber eben noch nie von einem richtigen Einsatz her kannte. Hoffentlich behielt er die Nerven und genau wegen dieses Gedankens, fragte der erfahrene Rettungssanitäter während der Fahrt seinen Kompagnon ab, was in einem solchen Einsatz zu tun sei. Alan entspannte sich, als er genau die richtigen Antworten bekam, die er sich erhofft hatte.Und als sie beide am Tatort ankamen, sprang der Junge fast schon aus dem Wagen, während dieser noch gar nicht angehalten hatte. Er lief auf die Opfer der Schießerei zu und stoppte plötzlich. Seine Gedanken rasten kurz und er stand einen Moment wie angewurzelt da. Dann lief Alan an ihm vorbei und kümmerte sich um den angeschossenen Officer, dessen Partner dem Jungen einen verständnislosen Blick zuwarf. Dann tat Chris, was ihm in der Ausbildung beigebracht wurde, doch es war bereits zu spät ...Einige Stunden später, kurz nach dem Ende ihrer Schicht saßen die beiden Sanitäter noch auf ein Frühstück in Geckos Bar & Grill zusammen und schwiegen lange. Dann erhob Chris seine Stimme: "Sag mal Alan, hast du auch bei einem solchen Einsatz so einen Bockmist gebaut?"Alan hob den Kopf und blickte dem rotblonden Jungen fest an. Dann fuhr er sich mit der linken Hand bedächtig langsam durchs eigene Haar und meinte nur: "Manchmal ist das nicht so gut, wenn du sowas machst. Aber wer sollte denn darauf kommen, dass du dir in einem solchen Moment die Frage stellst, wen man da zuerst behandeln soll - Täter oder Opfer?"Neues Thema:Was für eine Frage!

Link to comment
Share on other sites

WAS FÜR EINE FRAGE!Martha Everton war eine nette alte Dame mit rauchfarbenem ondoliertem Haar und einer großen, getönten Brille, die sie ein wenig wie Puck, die Stubenfliege, aussehen ließ. Das aber hätten Stan und Larry ihr natürlich niemals gesagt.Sie lauschten Ms. Everton, die ihnen bedauernd erzählte, dass sie diese Brille ständig tragen müsse, weil ihre Augen mit zunehmendem Alter leider immer empfindlicher auf das grelle Sonnenlicht reagierten. Da die Sonne jedoch gleichzeitig ihren rheumatischen Knochen sehr gut tat, nahm sie es lieber in Kauf immer eine getönte Brille zu tragen, als das warme Florida gegen den kühleren und vor allem sonnenärmeren Norden einzutauschen."Aber Sie sind sicher nicht hierher gekommen, um sich Geschichten anzuhören, stimmt´s Detectives?", fragte sie. "Was also führt Sie tatsächlich zu mir?"Stan und Larry saßen mit Martha in dem altmodisch eingerichteten Wohnzimmer, dessen schokoladenbraune Vorhänge zugezogen waren, bei Kaffee und Gebäck.Während Stan darüber nachdachte, wie er schonend antworten konnte - schließlich sollte die nette alte Dame nicht vor Schreck gleich einen Herzinfarkt bekommen - antwortete Larry bereits: "Wir erhielten den Hinweis auf illegale Aktivitäten in diesem Haus..."Stan hielt die Luft an und versuchte bereits, sich in Gedanken daran zu erinnern, was er irgendwann mal im Erste - HIlfe - Kurs gelernt hatte... nur so für den Notfall, aber da lachte Ms. Everton los. "Illegale Aktivitäten? - In meinem Haus? Welcher Art sollen die sein, junger Mann?"Stan erhob sich kurz, um einen Zettel aus seiner Hoentasche zu fischen. Während er sich wieder setzte räusperte er sich und faltete gleichzeitig knisternd den Zettel auseinander."Wir haben das Haus in den letzten Tagen beobachtet, Ms. Everton. Außer Ihnen gehen anscheinend noch eine junge Frau und ein junger Mann in diesem Haus ein und aus. Wären Sie so nett uns zu verraten, um wen es sich dabei handelt?"Ms. Everton nickte. Natürlich. Die junge Dame, Natasha, unterstützt mich bei verschiedenen Hausarbeiten... immerhin habe ich die achtzig bereits überschritten und bin nicht mehr so behände wie früher. Lou, der junge Mann, erledigt meine Besorgungen."Sie beugte sich vor und Stan und Larry glaubten trotz der dunklen Brillengläser den Schreck in ihren Augen erkennen zu können. "Vermuten Sie etwas, einer der Beiden hätte... Dreck am Stecken?"Ehe einer der Detectives antworten konnte, lehnte sie sich jedoch wieder zurück und schüttelte den Kopf. "Was für eine Frage! Sie denken es, aber Sie irren sich. Natasha und Lou sind zwei reizende, stets rührend um mich besorgte Menschen. Wer auch immer Ihnen diesen Hinwes gab, er hat gelogen."Larry musterte die alte Dame nachdenklich, beschloss dann aber, seine Gedanken jetzt noch nicht auzusprechen. Da es nichts weiter zu sagen gab, entschuldigten sich die beiden Detectives, bedankten sich höflich für Kaffee und Gebäck, und verließen das Haus.Als sie im Wagen auf der anderen Straßenseite saßen meinte Stan: "Irgendwas gefällt mir nicht an der Sache. Die nette Lady hält so viel von den beiden jungen Leuten und ich glaube, sie benutzen sie nur. Wie siehst du das? Denkst du, dass die Beidenwirklich so nett sind wie Ms. Everton behauptet?"Larry dachte nach. "Ich glaube nicht mal, dass es alle drei Personen wirklich gibt", antwortete er dann.Stan zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe, ehe er sich zu Larry hinüberbeugte und verlangte: "Sieh mir mal in die Augen, Larry! War vielleicht mit deinem Kaffee etwas nicht in Ordnung? Nimmst du etwa Drogen?"Larry seufzte. "Was für eine Frage, Stan? Natürlich nicht! Ich habe mir nur die alte Dame angesehen, während wir ihr gegenübersaßen...""Uuuuuuund?", fragte Stan gedehnt.In diesem Moment verließ Ms. Everton das Haus und trippelte, sich auf einen Stock stützend, zur Garage, in der ihr Mercedes Cabrio parkte."Komm mit, Stan! Ich muss etwas ausprobieren!", verlangte Larry spontan und sprang aus dem Wagen. Stan konnte dem Freund kaum folgen, der mit langen Sätzen über die Straße hetzte."Ms. Everton! Einen Moment, bitte!", rief Larry.Ms. Everton wandte sich um und obwohl Larry sich bemühte, gelang es ihm nicht, einen Zusammenprall zu verhindern. Dummerweise griff er ins Haar der alten Dame... und hielt plötzlich eine Perücke in der Hand. Darunter kam das kurz geschnittene, mit Gel an den Kopf geklebte, dunkle Haar Lous zum Vorschein.Mit einer weiteren schnellen Bewegung zog Larry Ms. Everton die Sonnenbrille von der Nase und blickt in Natashas himmelblaue Augen."Das war´s dann wohl, Ms. Everton", erklärte er grinsend. "Oder erlauben Sie mir, Sie Natasha oder Lou zu nennen?"Ms. Everton presste statt einer Antwort nur wütend die Lippen aufeinander."Wie bist du nur darauf gekommen, dass es sich bei Ms. Everton, Lou und Natasha um ein und dieselbe Person handelt?", wollte Stan nach Ms. Evertons Verhaftung wissen.Larry lächelte. "Ich dachte plötzlich daran, dass Ms. Everton immer außer Haus war, wenn Lou oder Natasha auftauchten, und die Beiden kamen nie mal gemeinsam an oder trafen sich zufällig an der Haustür. Außerdem fiel mir auf, das Ms. Evertons Haut viel zu jugendlich glatt aussah für die Haut einer Dame von über achtzig Jahren. Den Rest habe ich mir dann schnell zusammengereimt.""Du bist wirklich ein kluges Kerlchen, Larry", lobte Stan. "Trinken wir einen Kaffee zusammen?"Larry nickte. "Was für eine Frage!"NÄCHSTES THEMA: Wie gewonnen, so zerronnen
Link to comment
Share on other sites

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Guest
Reply to this topic...

×   Pasted as rich text.   Paste as plain text instead

  Only 75 emoji are allowed.

×   Your link has been automatically embedded.   Display as a link instead

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.