Bloody Sunday - (Abgeschlossene Geschichte)


Christine

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FÜNFUNDVIERZIGBen und Estelle rasten in einem zivilen Einatzfahrzeug durch die Stadt zu der noblen Gegend, in der die Villa der Cordaros stand. Ben hatte Trudy um genauere Informationen über Cordaros Betätigungsfeld gebeten, und während Estelle den Wagen steuerte, telefonierte Ben mit Trudy. Den Lautsprecher hatte er eingeschaltet, damit Estelle mithören konnte. "Import - Export," sagte Trudy. "Vor allem Kaffee, Tabak und Tee, aber auch die verschiedensten anderen Dinge, die man in Südamerika bekommen kann. Wenn es sich irgendwie zu Geld machen lässt, steigt Cordaro ein. Außerdem vermietet er Luxusdomizile und Jachten an ausländische Freunde und Kunden.""Das sind etliche Möglichkeiten, um Drogen, Menschen oder was auch immer ins Land zu schmuggeln," meinte Ben. Estelle fuhr ziemlich rasant die Abfahrt hinunter. Ben wusste, dass gleich eine enge Kurve kam, die jeden Autofahrer zwang vom Gas zu gehen. An dieser Stelle war es bereits häufig zu schweren Unfällen gekommen, weil vor allem ortsunkundige Fahrer die Straße unterschätzten. Ben wollte Estelle gerade auf die Kurve hinweisen, als sie von sich aus abbremste."Wie ich nun mal bin, habe ich meine Fühler weiter ausgestreckt," fuhr Trudy fort, während Estelle am Ende der Kurve wieder Gas gab und nur einen Moment später auf eine breitere Straße abbog. "Der gute Giaccomo ist nämlich kein Einzelkind. Sein Bruder Antonio besitzt in New Orleans eine gutgehende Modelagentur und die beiden Clubs NIGHTLIGHT und STARLIGHT, während die Schwester, Angelita Cordaro, in Savannah und New York je einen Club namens BLACK MAMBA betreibt. Früher gehörte ihr ein Sado - Maso Club dieses Namens in Miami, aber er wurde geschlossen. Ich glaube, darüber haben wir schon mal geredet.""Ja," antwortete Ben. Estelle gab ordentlich Gas und Ben fragte sich, wie viele Knöllchen sie bereits wegen überhöhter Geschwindigkeit bekommen haben mochte. Vielleicht würde er sie nachher mal danach fragen."Ich erinnere mich an die Sache mit dem Club in Miami," sagte Ben. "Irgendwas Neues aus dem Krankenhaus?"Trudy seufzte. "Nein.""Wir sind gleich da," sage Estelle. Sie bremste, bog in die Straße ab, in der die Villa der Cordaros stand. Ben beendete das Gespräch und blickte sich um. Überall sah er auf hohe, weiß getünchte Mauern, auf denen Kameras installiert waren, die jede Bewegung auf der Straße registrierten. Sie drehten sich langsam und wirkten dadurch wie kleine, neugierige Außerirdische.Eine Straßenreinigungsmaschine kam ihnen langsam entgegen. Wer so feudal wohnte, wollte keinen Schmutz vor der Hautür haben, egal, wie viel Dreck er unter den hauseigenen Teppich kehrte. Plötzlich schoss ein Chevrolet Blazer aus einer Einfahrt, gefolgt von einem dunklen Camarro. Die Fahrzeuge teilten sich, nahmen das Polizeifahrzeug in die Mitte. Ganz offensichtlich hatten sie in dem harmlos aussehenden Wagen ein ziviles Einsatzfahrzeug erkannt, auch wenn Ben keine Ahnung hatte, woran sie es erkannt hatten."Festhalten! ,"schrie Estelle, während Ben nur: "Oh, verdammt, nicht schon wieder! ," brüllte.Beide duckten sich. Estelle gab Gas und der Wagen schoss mit aufheulendem Motor vorwärts. Schüsse durchbrachen die Stille, die Scheiben des Wagens zerplatzten mit einem dumpfen Knall und die Scherben regneten auf Ben und Estelle herab.Ben griff nach dem Funkgerät, gab die Position durch und bat um Unterstützung. Danach tauchte er auf, drehte sich um und blickte nach hinten. "Der Blazer folgt uns, der Camarro ist verschwunden," erklärte er. "Für den Moment!""Wenn das kein Schuldeingeständnis ist weiß ich es auch nicht," meinte Estelle. Damian und Douglas fuhren nach Coral Gables. Allmählich entstand ein klares Bild der Geschichte. Beide dachten an die Informationen, die Rico ihnen über Eve Taylor gegeben hatte. Sie war eine absolut cool wirkende Frau, die mitgeholfen hatte eine Bombe herzustellen und die mit ihrer ahnungslosen Freundin durch den Park gejoggt war, wohl wissend, dass sie dort zwei Leichen finden würden. Sie war außerdem ins Krankenhaus gegangen und hatte Sam Swintek und beinah Gina getötet. Mit der Frau war nicht zu spaßen! Douglas parkte den Mietwagen etwa 200 Meter von dem Apartmenthaus entfernt, in dem Eve Taylor wohnte, um sie nicht vorzuwarnen. Dann eilten sie zu dem Haus und hatten Glück, dass gerade ein Kind herauskam. Damian hielt die Tür auf, Douglas warf einen Blick auf die Schilder an den Klingeln. "Zweite Etage," sagte er. Im Treppenhaus roch es streng nach eiem chlorhaltigen Reinigungsmittel und an der Wand neben dem Aufzug war noch ganz schwach die Schmiererei zu erkennen, die jemand zu entfernen versucht hatte. Die beiden Worte zielten eindeutig unter die Gürtellinie. Damian und Douglas nahmen die Treppen. Sie sprachen nicht, denn wenn schon ihre Schritte durch das Treppenhaus hallten, hätten die falschen Worte Eve sofort gewarnt. Aus einer Wohnung in der ersten Etage drang eine Opernmelodie in den Flur, aber weder Damian noch Douglas waren Opernfreunde. Deshalb konnten sie die Melodie nicht zuordnen.Als sie sich der zweiten Etage näherten, schnupperte Damian plötzlich. Mit gerunzelter Stirn blickte er Douglas an. Der Chlorgeruch war hinter ihnen zurückgeblieben, das, was er jetzt roch, war ein unverkennbar süßlicher Geruch, der an Tod erinnerte."Blut! ,"formten Damians Lippen und Douglas nickte. Der Geruch kam eindeutig aus Eve Taylors Wohnung. Die beiden Männer zogen ihre Waffen und postierten sich rechts und links neben der Wohnungstür, fest entschlossen, nicht darauf zu warten, dass Eve Taylor sie freundlich hereinbat. Sie nickten einander zu, ehe Damian die Tür mit einem gezielten Tritt aus der Verankerung hebelte. Sie landete mit einem lauten Knall auf dem aquamarinblauen Teppichboden. Der Gestank von Blut hüllte die Männer ein, raubte ihnen für einen Moment den Atem und löste fast einen Würgereiz aus.Dann aber rissen sie sich zusammen, sprangen in die Diele, suchten Deckung und warteten drei, vier Sekunden lang. Gegenüber öffnete sich die Tür. Die ältere Nachbarin stieß einen Schrei aus. "Ich rufe die Polizei, wenn Sie nicht verschwinden! ,"kreischte sie.Damian ignorierte sie. Er drang weiter in die Wohnung vor. Der Gestank kam eindeutig aus dem Raum hinten links. Damian blickte schnell in den ersten Raum rechts. Dort befand sich das Gästezimmer, aber es war leer. Die nächste Tür führte ins Wohnzimmer. Niemand war da.Dann erreichte er auch schon das Schlafzimmer. Auf dem Bett lag ein junger Mann. Ein altrosafarbenes Satinlaken bedeckte seinen Unterkörper und seine Beine, die Laken, auf denen er lag, waren blutgetränkt. Der nackte Oberkörper war blutüberströmt. Damian zählte sechs Messerstiche, aber dennoch atmete der dunkelhaarige, etwas rundliche junge Mann, der etwa Mitte zwanzig sein mochte."Sie soll lieber einen Rettungswagen rufen,Doug! ,"rief Damian, als er neben das Bett trat und am Hals des Opfers nach dem Puls tastete. Er war so schnell und flatterig wie der eines kleinen Vogels. Er hörte Douglas mit der Nachbarin sprechen, aber dann schlug der junge Mann die Augen auf. Er keuchte, hustete und verzog das Gesicht. Ein schmaler Blutfaden lief aus seinem Mund. "Helfen Sie mir! ,"bat er."Der Rettungswagen kommt," versprach Damian. "Wie heißen Sie?""Tommy... Williams. Ich... dachte, sie liebt mich," presste er hervor.Mit großer Mühe hob er die rechte Hand und wollte an seinen Bauch fassen, aber Damian hielt die Hand fest. "Tun Sie das nicht, Tommy."Tommy schnaubte, verzog aber sogleich erneut schmerzvoll das rundliche Gesicht. "Sie hat mich sogar ... in ihr Bett gelassen ... und dann ...""Wo ist Eve hin, Tommy? ," wollte Damian wissen, während Douglas sich damit abmühte der Nachbarin zu erklären, dass sie nicht in das Apartment durfte.Tommy antwortete nicht. Er starrte nur an die Decke und schloss kurz die Augen. Obwohl Eve ihm all das angetan hatte, wolte er sie nicht verraten."Tommy," sagte Damian eindringlich. "Sie hat Sie nur benutzt. Eve verdient Ihren Schutz nicht." Einen Moment lang geschah nichts und Damian glaubte bereits, Tommy hätte seine Worte nicht mehr gehört, aber dann schlug er die Augen auf. Seine Lippen bewegten sich, aber seine Kraft ließ bereits merklich nach. Damian beugte sein Ohr dicht zu Tommys Mund hinunter, um zu hören, was "Doc", der Chemiker, ihm zu sagen hatte.Inzwischen erreichten Rico und Sam das St. Elisabeth Krankenhaus.
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SECHSUNDVIERZIGRico stoppte den Hummer verkehrswidrig vor der Notaufnahme.Er sprang heraus, knallte die Tür zu und rannte mit langen Schritten in die Klinik. Der Weg durch die Notaufnahme war der kürzeste zur Intensivstation.Ein Mann auf Krücken taumelte zurück, als Rico ihn beinah umrannte, einem Rollstuhl, der ihm im Weg stand, versetzte er einen kleinen Stoß, dass der Mann, der darin saß, protestierend aufschrie. Eine Krankenschwester ließ mit einem überraschten, erschrockenen Aufschrei ein Tablett mit verschiedenen Flaschen darauf fallen. Es klirrte und Ammoniakgeruch breitete sich aus. Rico stieß die Tür zu dem Gang auf, der zur Intensivstation führte, während er sich fragte, was Eliana geplant hatte und ob er wirklich zu spät kam. Er versuchte zu berechnen, ob es überhaupt eine Chance für ihn gab den Freund und dessen Sohn zu retten, aber er konnte es nicht. Immer wieder hatte er zu Sam gesagt: "Ruf weiter an!"Und Sam hatte unermüdlich versucht jemanden im Stationszimmer zu erreichen, aber niemand war ans Telefon gegangen. Rico dachte: Fünfzehn Minuten brauchten Sam und Ben vom Krankenhaus zum polizeipräsidium, etwa drei Minuten, bis Sam mir sagte, dass die Assani auf dem Weg ins Krankenhaus war. Dann mussten wir zum Parkplatz laufen und brauchten zwölf Minuten bis hierher. Macht etwa zweiunddreißig Minuten! Rico erreichte die Intensivstation. In einer halben Stunde konnte ein Mensch ein Blutbad anrichten. Er rannte am leeren Stationszimmer vorbei - und dann entdeckte er sie! Sie stand wartend an eine Wand gelehnt und durch die offenen Lamellenvorhänge sah er mehrere Ärzte und Schwestern um Billys Bett herumstehen.Rico und Eliana blickten einander an. Eliana begriff, dass Rico Bescheid wusste."Hat nicht geklappt, was? ,"fragte Rico sarkastisch und blickte ins Zimmer, wo ein Arzt mit Goldrandbrille und ergrauten Haaren irgendwas erklärte, während seine Augen zwischen Billy und Sonny hin und herhuschten und sich seine Lippen ununterbrochen bewegten.Hinter Rico tauchte Sam auf. "Ich werde dich ab jetzt Mr. Roadrunner nennen," sagte sie.Eliana blickte zwischen Rico und Sam hin und her. "Ich konnte es nicht tun," gestand sie. Ihre dunkelbraunen Augen richteten sich fest auf Rico. Er sah kein Flackern darin, keine Spur von Unsicherheit. "Ich hätte Sonny längst töten können. Als er abends bei mir war..." Rico dachte daran, dass Sonny sich unwohl gefühlt hatte, als er morgens ins ARIANA -MOTEL gekommen war, wo die Selbstschussanlage das unschuldige Zimmermädchen zerfetzt hatte. Sonny hatte die Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl auf den Wein zurückgeführt, den er abends bei Eliana getrunken hatte, was im Prinzip sogar stimmte."Sie wollten ihn vergiften!," stieß er hervor.Eliana nickte und wandte endlich den Blick ab. Sie starrte auf die marmorierten, rauchgrauen Fliesen, atmete ein paar Mal tief durch und gestand: "Ich habe ihm nicht die ganze Dosis gegeben." Die Tür zu Billys Zimmer öffnete sich und die Ärzte und Schwestern drängten heraus. Rico sah Amber. Sie blickte ihn an und beide lächelten. Hinter den Ärzten tauchte Sonny auf. Er grinste."Rico, Sam, nett, dass ihr vorbeikommt," sagte er ahnungslos."Sagen Sie es ihm! ,"forderte Rico.Verständnislos blickte Sonny zwischen Rico, Sam und Eliana hin und her."Sie wollte dich und Billy umbringen, Sonny," erklärte Rico, weil Eliana schwieg. "In den Getränken ist Gift!" Eliana bekam plözlich Schweißausbrüche. Sie zitterte. "Ich konnte es nicht, Sonny. Ich...du ... Du hast das nicht verdient," stammelte sie. Ihr Gesicht verlor alle Farbe, ihre Augen huschten hektisch zwischen Sonny, Rico und Sam hin und her. Sonny war wie vor den Kopf geschlagen, während Rico sich fragte, was für ein Theaterstück Eliana Assani aufführte. Nur Sam begriff, was passiert war."Sie haben von dem Gift geschluckt!" Sam wartete Elianas Antwort nicht ab. Sie wirbelte herum und rannte zum Stationszimmer, um einen Arzt zu holen. Eliana reagierte nicht. Ihre Augen hingen jetzt an Sonny. "Ich habe vor einiger Zeit einen Fehler gemacht, ich...- es spielt keine Rolle, was es war. Giacomo hatte mich in der Hand. Ich musste sein Spiel mitspielen, aber ich konnte dich nicht töten. Ich trage die Mitschuld an einigen Dingen, aber... ich... ich gehe nicht ins Gefängnis!" Mit einem Mal brach sie zusammen. Sie lag, sich krümmend, am Boden, beide Arme fest um den Bauch geschlungen. Sonny war wie erstarrt. Er fühlte sich außerstande auch nur einen Finger zu bewegen, um Eliana zu helfen. Sie hatte ihn getäuscht, ihm etwas vorgemacht und ihn nur eingeladen und verführt, weil sie den Auftrag gehabt hatte ihn umzubringen! Und er hatte geglaubt, dass sie es ernst meinte!Sein Blick fiel auf die Zimmertür, hinter er Gina lag. Sie war immer ehrlich gewesen, hatte stets wirklich auf seiner Seite gestanden. Wie gut, dass sie nichts von Eliana wusste. Rico bemekte, dass Eliana etwas sagen wollte. Er kniete sich neben sie und nahm sie in den Arm, während er hinter sich die eiligen Schritte des Arztes hörte, den Sam zur Hilfe gerufen hatte."Snakefield," brachte Eliana mühsam heraus. "Mitternacht... - Macht dem... ein Ende!""Darf ich?," fragte der Arzt.Rico erhob sich. Er sah zwei Schwestern mit einer fahrbaren Trage herbeieilen, hörte, das der Arzt irgendwelche Anweisungen rief und dass Eliana vor Schmerzen aufschrie. Sonny stand immer noch wie erstarrt da. Er sah nicht, dass Caroline den Flur entlang kam, kurz den Schritt verhielt und dann schneller ging.Eliana wurde auf die Trage gelegt und eilig davongerollt."Sonny? ,"fragte Caroline.Rico musterte sie. Ihr einst blondes Haar war inzwischen ergraut, aber sie sah immer noch sehr gut aus, viel jünger, als sie eigentlich war. Die Zeit hatte es gut mit ihr gemeint.Caroline legte Sonny die Hand auf die linke Schulter, nickte Rico und Sam grüßend zu. "Alles OK, Sonny?" Es war, als erwachte Sonny aus einem Albtraum, nur um festzustellen, dass er überhaupt nicht geträumt hatte. Er sah, dass Eliana weggebracht wurde, hörte ihre Schmerzensschreie, die durch das Gift hervorgerufen wurden, das sie auch in dieGetränke gemischt hatte. Dann erst gewahrte er Caroline, die ihn besorgt ansah, und plötzlich fiel ihm etwas furchtbares ein!Eliana hatte sie am trinken gehindert, weil sie fand, dass es noch zu heiß war, und weil sie zuerst unbedingt eine Kerze besorgen wollte. Zur Feier von Billys zweitem Geburtstag, wie sie behauptete. Bevor sie den Raum verlassen konnte, um eine Schwester nach einer Kerze zu fragen, war die Visite aufgetaucht. Eliana war daraufhin zuerst an ihren Korb und danach hinausgegangen.Billy hatte jedoch keine Ahnung, dass der Tee vergiftet war.Sonny wirbelte herum und stürzte ins Zimmer, wo Billy die Tasse bereits an die Lippen geführt hatte."Billy, neeeeeeeeeeiiiiiiiiiin! ,"brüllte er.
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SIEBENUNDVIERZIGDer Chevrolet Blazer klebte an Estelle und Billy. Der Beifahrer hatte sich halb aus dem Fenster gehängt und feuerte auf den Polizeiwagen. Estelle fuhr in Schlangenlinien, während Ben zwischen den Sitzen durch auf den Rücksitz kletterte. Er hatte seine Waffe gezogen und zielte zwischen den Kopfstützen durch auf das Verfolgerfahrzeug. Estelles Fahrweise erschwerte das Zielen allerdings erheblich. Ben schoss, aber die Kugel prallte mit einem hellen Ton am Spiegel auf der Fahrerseite ab, sirrte davon und riss ein Stück aus einer Mauer. Ben duckte sich sofort, nachdem er feuerte, denn aus dem Blazer wurde ebenfalls geschossen. Die Kugel pfiff durch den Wagen und ließ mit einem Knall den Innenspiegel und die Frontscheibe zerplatzen. Estelle erschrak, riss das Steuer herum, fuhr über den Gehweg und erwischte mit dem liken Kotflügel einen Papierkorb, der davonflog und die Frontscheibe eines am Straßenrand geparkten Mercedes durchschlug. Ben zielte erneut, wurde aber zur Seite geschleudert, als Estelle mit quietschenden Reifen und vor allem nur auf zwei Rädern um eine Kurve raste. Er stieß sich den Kopf am Fenster der Tür hinter dem Fahrersitz und prallte mit der rechten Schulter gegen die Innenverkleidung der Tür. Er stöhnte auf, während Estelle höchst undamenhaft fluchte. Der nächste Schuss aus dem Chevrolet zerfetzte den rechten Hinterreifen. Der Wagen schlingerte und Ben wurde zur anderen Seite geworfen."Verdammt, willst du mich umbringen, Estelle? ,"rief Ben wütend."Ich nicht, aber die da hinter uns und... - bleib unten! ,"schrie Estelle, riss das Steuer hart nach links, um den Camarro zu umfahren, der ihnen plötzlich entgegenkam. Jemand hupte, jemand schrie gellend auf.Estelle raste erneut über den Bürgersteig und touchierte eine Bank, die dort stand. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass jemand aus dem Fenster des Camarro feuerte. Sie duckte sich und hörte den Schuss und dann den Knall, als das Fenster auf der Beifahrerseite zerplatzte. Estelle kniff die Augen zusammen, denn die Scherben flogen überall herum. Sie spürte die feinen Stiche am Rücken, am rechten Arm und auch am Gesicht. Die Kugel sauste über sie weg durch das zerborstene Fenster in der Fahrertür hinaus. Estelle zog den Wagen wieder nach rechts zurück auf die Straße. Erneut hupte irgendjemand."Ja, du mich auch," grummelte sie.Sie hörte das Jaulen der Polizeisirenen, die von verschiedenen Seiten zu kommen schienen. Im Funkgerät knisterte es. "Wagen zwölf, bitte melden! ,"hörten sie Castillos Stimme. "Wagen zwölf, seid ihr OK? Bite melden!" Estelle tauchte auf und sah sich um. Von vorne kamen zwei Streifenwagen auf sie zu. Sie blickte schnell über die rechte Schulter auf den Chevrolet Blazer. Der Fahrer bremste den Wagen gerade ab, riss das Steuer herum und floh."Alles klar, Ben?,"fragte Estelle, hielt an und nahm das Funkgerät."Nein,"knurrte Ben als er sich aufrichtete. In seinem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz, in seinen Schultern piekste und stach es. Im Prinzip gab eskaum eine Stelle, die nicht weh tat."Hier ist Wagen zwölf," sagte Estelle ins Funkgerät. "Wir sind angekratzt, aber in Ordnung." Sie zupfte mehrere Glassplitter aus dem Arm und tastete vorsichtig über ihren Kopf und das Gesicht, aber die Splitter hatten sie dort verletzt, ohne stecken zu bleiben. Ben kletterte aus dem zerbeulten Wagen. Neben ihnen hielt ein Streifenwagen, aus dessen offenem Fenster Castillo blickte. "Steigen Sie ein!"Ben und Estelle kamen der Aufforderung nach. Ben stieg auf der Beifahrerseite ein. Der junge Kollege, der dort gesessen hatte, würde bei dem verbeulten Wagen bleiben und auf den Abschleppdienst warten. Estelle kletterte nach hinten.Castillo drehte und fuhr in die Richtung, in der Giacomo Cordaros Villa stand. Weitere Streifenwagen folgten ihm oder kamen ihnen wenig später in der Straße entgegen, in der Cordaro wohnte. "Was ist mit Rico und Sam? Kamen sie früh genug zum Krankenhaus? ,"fragte Estelle."Ich weiß es nicht," gestand Castillo. "Noch fehlt die Rükmeldung. Parson und Pride fanden in Eve Taylors Wohnung nur den Chemiker Tommy Williams. Er ist sehr schwer verletzt.""Und ich wette, Cordaro hat sich längst aus dem Staub gemacht," grummelte den Ben wütend. Im Funkgerät knisterte und kanckte es, dann kam die Mitteilung, dass außer dem Hausmädchen und dem Koch niemand mehr in der Villa Cordaro war."Sorgen Sie dafür, dass alle Daten auf den Computern gesichert werden," ordnete Castillo an.Es knackte, dann kam die Antwort: "Geht klar, Lieutenant."Castillo bog in die langgezogene Auffahrt, die zur Villa führte. Dort standen vier Polizeiwagen. Sechs Beamte durchkämmten die Garage und die diversen Nebenräume nach Beweisen, Informationen oder versteckten Personen. Castillo, Ben und Estelle stiegen aus und betraten die Villa, deren Tür offen stand. Das Hausmädchen, eine junge, sehr hübsche Mexikanerin, stand an der Wand neben der Treppe. Ihre Augen huschten verschreckt zwischen den Polizisten hin und her, die in allen Räumen herumtrampelten, Schränke und Schubladen öffneten, und an allen Computern im Haus herumhantierten. Ben blickte sich neugierig um. Die Böden bestanden aus cremefarbenem, italienischen Marmor, darauf lagen echte Perserteppiche. An den Wänden hingen Gemälde bekannter Meister. Ob sie echt waren konnte Ben allerdings nicht sagen. Eine Treppe aus glänzendem Walnussholz schwang sich ins Obergeschoss, wo eine Galerie die einzelnen Räume miteinander verband. Überall standen rieisge Topfpflanzen, chinesische Vasen und teuer aussehende Skulpturen. In den verschiedenen Räumen vermischten sich antike Möbel geschmackvoll mit modernen Elementen."In meinem nächsten Leben bewohne ich auch so ein hübsches Haus," raunte er Estelle zu.Sie verzog das Gesicht. "Hübsch? - Na, das ist nun wirklich Geschmackssache." Die Kollegen trugen Kisten voller Aktenordner aus dem Haus. Andere durchsuchten die Schränke und wieder andere kümmerten sich um die Computer, um deren Inhalte zu sichern, ehe Cordaro irgendwas aus der Ferne vernichten konnte."Er muss seine Tochter mitgenommen haben," sagte Estelle. Dennoch ging sie zu dem Hausmädchen und fragte sie auf spanisch nach Emilia. Das Hausmädchen zögerte zuerst, gab dann jedoch Auskunft, auch wenn sie sich sichtlich unwohl dabei fühlte. "Cordaro hat seine Tochter bereits am Dienstag von seinem Chauffeur wegbringen lassen," erzählte Estelle nach dem Gespräch. Castillo hatte sich zu ihnen gesellt. Er lauschte mit seiner typischen, undurchdringlichen Miene. "Sie sagt, erwar sehr wütend, weil Emilia sich mit Benito Da Silva getroffen hat. Wohin Cardaro Emilia bringen ließ, weiß sie aber nicht.""Was ist mit Cordaro selbst? ,"fragte Castillo.Estelle zuckte die Achseln. "Sie sagt, als das zivile Polizeifahrzeug auftauchte, wäre er mit dem Boot weggefahren."Castillos Handy klingelte. Er meldete sich, lauschte kurz und sagte: "Wir treffen uns in einer halben Stunde im Büro." Dann legte er auf und blickte von Eselle zu Ben und wieder zurück. "Fahren wir zurück ins Büro. Tubbs hat interessante Neuigkeiten."
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ACHTUNDVIERZIGEs hatte etwas dramatisches gehabt wie Sonny ins Zimmer stürzte und Billy die Tasse aus der Hand schlug. Der vergiftete Tee spritzte über Teile des Bettes, den Nachttisch, die Wand und den Boden. Die Tasse zersprang laut klirrend in in tausend Einzelteile. Billy hatte Sonny angesehen, als zweifelte er an dessen Verstand.Während Sonny ihm mit wenigen Worten erklärte was er erfahren hatte, rief Rico Castillo an, um ihm mitzuteilen, dass er Neuigkeiten hatte, über die sie nachher im Büro reden müssten. In einer halben Stunde würde er dort sein. Anschließend ging er zu Alaina, die ihm erzählte, dass sie voraussichtlich am Sonntag nach New York zurückkehren konnte."Das sind gute Nachtichten," sagte Rico lächelnd. Er würde sehr froh sein, wenn Alaina fort war aus Miami und somit aus Cordaros direkter Schusslinie. Absichtlich schob er den Gedanken fort, dass auch New York kein sicherer Ort war. Es warngelita Cordaros Revier."Dad, ich hab mit Les telefoniert. er hat mich gefragt... denkst du, ihr erwischt die Typen, die Anna und die anderen umgebracht haben? ,"fragte Alaina. Stan, der ein Bett weiter neben Gianna saß, blickte Rico an. Fast schien es, als hätte er ein schlechtes Gewissen, weil er im Krankenhaus herumsaß, während alle anderen ihr Leben aufs Spiel setzten."Wir haben sie schon fast," behauptete Rico. "Wenn ich morgen komme, sitzen die Mistkerle hoffentlich schon hinter Schloss und Riegel." Castillo, Ben, Trudy und Estelle waren bereits im Besprechungsraum, Damian und Douglas kamen fast gleichzeitig mit Rico und Sonny an. Einen Moment lang herrschte Unruhe, als jeder sich einen Platz suchte und die Stühle über den Boden gezogen wurden."Ich mache es kurz," sagte Rico mit einem Blick auf seine Armbanduhr. "Uns bleiben nämlich weniger als zwölf Stunden für unsere Vorbereitungen. Eliana Assani behauptet, dass Cordaro um Miternacht eine Lieferung erwartet. Der Ort nannte sich Snakefield...""Das ist in den Everglades," warf Sonny ein."Ja," grummelte Rico missmutig. Snakefield klang nach Schlangen und wenn es etwas auf der Welt gab, das er hasste wie die Pest, dann waren es diese beinlosen Reptilien. Trudy holte ihr Laptop. Dank Google Earth war es einfacher geworden sich manche Gegenden anzusehen. Die Satellitenfotos gaben ein weitaus genaueres Bild ab als es irgendeine Karte hätte tun können.Sie tippte auf der Tastatur herum und einen Moment später erschien ein Bild der gewünschten Gegend auf dem Bildschirm. Sie sahen knorrige, zum Teil verdreht gewachsene Bäume mit tief herabhängenden Zweigen und herabbaumelnden, bis zu armdicken Lianen. Der Boden war sumpfig, bewachsen mit Schilfgras und etlichen anderen, teilweise bunt blühenden Pflanzen.Trudy scrollte weiter, bis sie eine Schneise aus festgestampfter Erde sahen. Sie war etwa dreißig Meter rbeit und um die zweihundert Meter lang: eine Landebahn. Ricos Blick wanderte über das Bild. Was er sah, waren etwa tausend Versteckmöglichkeiten für Schlangen und ein Paradies für Stechinsekten, die wahrscheinlich ihre Essbestecke schärften und polierten, sobald sich herumsprach, dass Rico Tubbs kam. "Sie werden die Lieferung per Flugzeug bekommen," sagte Castillo. "Sagte Ms. Assani um was für eine Lieferung es sich handelt?"Rico schüttelte den Kopf. "Sie hatte von dem Gift geschluckt und litt unter starken Schmerzen. Alles, was sie sagte war, dass Cordaro sie in der Hand gehabt hätte und die wenigen Informationen über Snakefield..""Im Grunde genommen kann es um alles gehen, was man schmuggeln kann," meinte Sonny. "Drogen, Illegale, Nachschub für die Bordelle...""Bereiten wir alles vor," sagte Castilllo. "Nach Mitternacht wissen wir mehr." Am frühen Abend fuhren die Teams und sechzehn weitere Polizeibeamte in die Everglades. Wie sie erfahren hatten, war Eliana Assani eine Stunde zuvor gestorben.Stan hatte sich eingefunden, als die Teams gerade losfahren wollten. "Es wird Zeit, dass ich meinen Beitrag leiste," sagte er und stieg zu Castillo in den Ford. In Natura bot Snakefield weitaus mehr Versteckmöglichkeiten für Schlangen und Insekten, als Rico es sich hätte erträumen lassen. Das Gras stand teilweise hüfthoch und entlang der Landebahn wuchsen die verschiedensten Sträucher mit und ohne Dornen. An manchen Stellen war der Pflanzenbewuchs so stark, dass es kaum ein Durchkommen gab.Vom Hauptweg führte ein Weg von weniger als drei Meter Breite zur Landebahn. Er war mit Reifenspuren übersät und die vielen abgerissenen Zweige auf beiden Seiten - manche mit relativ frischen Bruchstellen - verdeutlichten, dass häufig Fahrzeuge hier entlang fuhren. Die Teams - Rico und Sonny, Damian und Douglas, Ben und Samantha und Stan und Estelle - suchten sich Plätze im gebüsch entlang der Schneise ebenso wie die Polizisten. Sie alle waren mit Funkgeräten ausgestattet. Außerdem warteten zwei Polizeihubschrauber auf Castillos Komando, falls das Flugzeug abdrehte. Rico und Sonny hockten im hohen Gras und beide dachten an die diversen Einsätze in der Vergangenheit, bei denen sie Stunden lang - Rico von Mücken fast ausgesaugt - i irgendeinem Sumpf auf die Ankunft irgendeines Flugzeuges oder Bootes gewartet hatten.In fast regelmäßigen Abständen schlug Rico sich mal auf den rechten, mal auf den linken Arm, auf die Wange oder den Hals. Fast genauso oft wischte er sich über die Stirn. Die Luftfeuchtigkeit hier draußen war sehr hoch, ebenso die Temperatur. Selbst nachts kühlte es nicht wirklich viel ab. Die Luft wirkte wie ein nasser Schwamm und durch die Hitze fühlte Rico sich wie in einem Backofen. Sonny blickte ihn von der Seite an. "Sie stehen immer noch auf dich.""Ja," knurrte Rico missmutig und schlug sich gegen die rechte Halsseite. "Insektenauftankstation Tubbs."Sonny grinste nur. Die Zeit verstrich quälend langsam. Rico lenkte sich ab, indem er über die Frage nachdachte, was er tun sollte, wenn dieser Fall abgeschlossen war. Sollte er in Miami bei Amber bleiben? Nach New York zurückkehren? Was wollte Amber? Er war davon überzeugt, dass sie es ebenso genoss wie er, wenn sie zusammen waren, aber das, was sie im Moment erlebten, war nicht wirklich der Alltag. Allmählich sank die Dunkelheit herab. Der Mond kam hervor. Er war kugelrund und blickte von einem wolkenlosen Himmel herab.Rico sah auf die Uhr. Die Zeiger rückten unaufhaltsam auf Mitternacht zu. sein Blick schweifte über den Himmel und er lauschte auf jedes Geräusch."Jetzt können sie meinetwegen kommen," brummte Sonny.Im gleichen Moment durchbrach das satte Brummen eines Motors die Stille und wenig später durchschnitten auf - und abhüpfende Scheinwerfer die Dunkelheit. Ein Lastwagen mit dem Emblem einer Müllbeseitigungsfirma auf der Plane des Aufbaus rumpelte den Weg entlang zur Landebahn.Es ging los! NÄCHSTE WOCHE FOLGT DAS LETZTE KAPITEL DIESER GESCHICHTE!
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NEUNUNDVIERZIGEs knisterte in den Funkgeräten. "Alle Mann aufgepasst," sagte Castillo leise. Dann kehrte wieder Ruhe ein.Der Lastwagen erreichte seine Position und hielt an. Der Motor wurde ausgeschaltet, das Licht jedoch nicht. In der Nähe ertönte nun das Geräusch eines sich nähernden Flugzeugs. Es flog eine Schleife, ehe es herabsank. Alle machten sich bereit. Rico und Sonny hockten nebeneinander. Sie sahen sich kurz an, wagten aber kaum zu atmen. Irgendwo gaben Grillen ein regelrechtes Nachtkonzert, es raschelte in einem Gebüsch und der Wind rauschte leise durch die Bäume und das hohe Schilfgras.Sie wollten warten, bis das Flugzeug am Boden war, ehe sie zugriffen. Genau wie damals, als sie Drogen erwarteten und Babys vorfanden. (54 - DIE BABY - CONNECTION) Sonny gewahrte plötzlich im Licht des Lastwagens eine Bewegung im Gebüsch auf der anderen Seite der Landebahn, wo zwei Kollegen auf Castillos Kommando warteten. Die Männer in dem Lastwagen hatten es ebenfalls gesehen. Sie gaben dem Piloten, der sich im direkten Landeanflug befand, hektische Blinkzeichen, das er abdrehen sollte, während der Lastwagenfahrer den Motor startete. Mit einem Mal fielen Schüsse aus dem Gebüsch, das dem, hinter dem Rico und Sonny hockten, gegenüberlag. Der Lastwagen setzte sich in Bewegung, um eilig zu drehen. Es knackte, knirschte und krachte, als er gegen kleinere Bäume rutschte und Äste brachen."Eingreifen! ,"bellte Castillo. Aus allen Ecken wurde nun gefeuert. Der Pilot versuchte die Maschine hochzuziehen, aber mehrere Kugeln trafen den Motor, andere prallten, Funken sprühend, am Körper der Flugzeugs ab.Der Motor hustete, spuckt und stotterte. Die Maschine schwankte und eine dicke, schwarze Rauchwolke hüllte sie ein. Die rechte Tragfläche streifte die Bäume und brach ab, als das Flugzeug auf den Boden knallte. Die Tragfläche schoss davon und landete, eine Schneise schneidend, krachend in einem Gebüsch. Mehrere Polizisten, die sich dort verborgen hatten, flohen, aber zwei wurden dennoch durch herumfliegende Äste getroffen und verletzt. Das Flugzeug rutschte, sich drehend, über die Landebahn auf den Lastwagen zu, der sich anscheinend festgefahren hatte. Der Fahrer trat jedenfalls das Gaspedal durch, dass der Motor gequält aufheulte, aber die Räder drehten durch. Dann knallte er den Rückwärtsgang rein, kam tatsächlich frei und raste auf Rico und Sonny zu. Beiden blieb keine andere Wahl, als zur Seite zu hechten, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Lastwagen donnerte rückwärts gegen einen Baum. Rico spürte wie er über Wurzeln und Steine rollte. Dornen rissen sein Hemd auf und zerkratzten ihm die Haut, während Kugeln in einem irren Stakkato über ihn wegrasten. Seine Wut stieg. Er sprang auf und mit wenigen Sätzen erreichte er geduckt die Fahrertür. Er riss sie auf. Blitzschnell griff er ins Innere, erwischte den Fahrer am Arm und zerrte ihn aus dem Fahrzeug. Er knallte ihn kurz gegen das Führerhaus, ehe er ihn sehr unsanft auf den Boden stieß. (Leicht abgewandeltes Zitat aus Blinde Wut. Zeit: 4:32) "Wenn man auf mich schießt, kriege ich Angst und wenn ich Angst kriege, werde ich wütend. Waffen beeinträchtigen meine Leistung und das kann ich nicht leiden," fauchte er, während er seine Dienstmarke aus der Tasche zog. "Sie sind verhaftet!" Sonny hatte sich die Beifahrerseite vorgenommen. Von den vier Männern, die in dem Fahrzeug gewese waren, lagen zwei tot hinten auf der Ladefläche."Das war´s! ,"knurrte Sonny. "Sie sind festgenommen!" Dann nahm er das Funkgerät. "Wir haben die Männer aus dem Lastwagen.""Gute Arbeit," kam Castillos knappe Antwort. Das Flugzeug drehte sich ein letztes Mal fast am Ende der Landebahn, ehe es mit der Schnauze am Boden liegen blieb. Seine Haltung hatte beinah etws demütiges.Der Mannschaftswagen raste heran und zwei Polizsiten rannten herbei, um sich um die Gangster zu kümmern, die Rico und Sonny festgenommen hatten. Rico und Sonny liefen zu dem schwer beschädigten Flugzeug. Damian riss gerade mit brachialer Gewalt die Tür auf. Sie hörten wimmern, stöhnen, schluchzen und weinen. Eine Wolke aus Schweiß, Blut und Urin kam ihnen entgegen. In der Maschine war es dunkel."Wir brauchen Licht! ,"schrie Rico nach hinten.Einen Moment später eilten Ben und Estelle mit starken Lampen herbei. Im Flugzeug sah es übel aus. Mehrere Sitze waren aus den Verankerungen gerissen und lagen mit der Unterseite nach oben im hinteren Teil des Flugzeugs. Etliche Kartons waren herumgewirbelt worden. Manche lagen einzeln irgendwo, andere bildeten kleine Hügel.Im vorderen Teil des Flugzeugs entdeckten sie vier junge, thailändische Mädchen, die verletzt und weinend am Boden lagen, teilweise eingeklemmt unter den Sitzen.Ein junger Polizist durchkämmte den hinteren Teil des Flugzeugs. Er fand einen aufgerissenen Karton, aus dem Beutel mit bunten Pillen quollen. Als er den Karton hochhob, blickte er plötzlich in ein Paar dunkle Augen. Die rechte Wange des Mädchens war von unterhalb des Mundwinkels, über den rechten Nasenflügel bis fast zum rechten Ohr aufgerissen, die Haut hatte sich umgeklappt und gab den Blick auf den Wangenknochen, ins Innere der Nase und auf den Unterkiefer frei. Aus einer Wunde am Hals lief Blut.Das Mädchen lebte noch und war bei Bewusstsein. Als sie nun den Mund öffnete, um etwas zu sagen, sah er wie der Unterkiefer sich bewegte und Blut herausquoll. Mit einem Aufschrei stolperte der Mann rückwärts, stieß gegen einen Kartonstapel, rutschte aus und sah, dass er in einer großen Blutlache stand. Er blickte nach links und entdeckte ein Mädchen, das halb auf der Seite lag. Ein dünnes Kunststofrohr hatte sich in ihren Hals gebohrt und kam am Nacken wieder heraus. Sie war tot.Der Polizist fing an zu würgen, wandte sich ab und übergab sich an Ort und Stelle.Dann stolperte er ins Freie, riss ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und keuchte: "Tut mir leid!" Rico sah ihm mit gemischten Gefühlen nach, während Castillo wortlos in den hinteren Teil des Flugzeugs eilte. ER entdeckte das tote Mädchen und jenes, das immer noch lebte. Laut rief er, man solle ihm Verbandszeug bringen und einen Rettungshubschrauber anfordern. Während Sonny mit dem Verbandszeug nach hinten eilte, kümmerten Rico, Ben, Damian und Douglas sich um die sieben Mädchen, die im vorderen Teil des Flugzeugs lagen. Sie hatten schwere Verletzungen davongetragen. Einem Mädchen war das rechte Ohr fast abgerissen worden, eine riesige Platzwunde zog sich von oberhalb der rechten Augenbraue bis in die Mitte des Kopfes. Einem anderen Mädchen war der Bauch aufgerissen worden. Sie presste weinend und schreiened ihre Hände auf die hervorquellenden Därme. Sie starrte Rico mit schmerzverzerrtem Gesicht an und stammelte thailändische Worte, die er nicht verstand."Bleib ruhig! Hilfe ist unterwegs," sagte er, nahm von Damian ein großes, sauberes Tuch entgegen und versuchte die Wunde irgendwie abzudecken. Das Mädchen - sie war höchstens zwölf - verstand ihn natürlich nicht und in ihrem Schock versuchte sie die helfende Hand wegzuschlagen.Estelle kam aus dem Cockpit. "Cordaro hat die Maschine selbst geflogen und nicht überlebt," erklärte sie. Die Sonne sandte bereits ihre ersten Strahlen über den Horizont, als das Vice - Team die Landebahn im Snakefield verließ. Insgesamt zehn thailändische Mädchen hatten in dem Flugzeug gesessen. Drei waren bei dem Aufprall ums Leben gekommen, drei weitere (auch das Mädchen mit dem aufgerissenen Bauch), waren gestorben, noch ehe die Rettungskräfte eintrafen. Das Mädchen mit der aufgeklappten Wange und das mit dem fast abgerissenen Ohr lebten noch. Eines der Mädchen war im Schock verstummt und saß nur wie erstarrt da, während ein Mädchen - Nay - wundersamerweise unverletzt überlebt hatte und Auskunft geben konnte. Sie kam aus einem kleinen Dorf. Ihre Eltern waren arm. Der reiche Amerikaner ("Nein, nicht der, der dieses Flugzeug geflogen hat, sondern ein dicker Mann mit wenigen braunen Haaren!") hatte den Eltern gesagt, er suche für seine Fabrik Mädchen mit geschickten Händen. Er hatte große Versprechungen gemacht und den Eltern Geld gegeben. Wie viel, das wusste sie nicht. Dann waren sie und die anderen Mädchen zu einem kleinen Flugfeld gebracht und in ein Flugzeug gesetzt worden, aber nicht in dieses, sondern in ein größeres. Es brachte sie zu einer Insel, wo sie und die anderen Mädchen in das kleinere Flugzeug umsteigen mussten, während der Amerikaner in seinem Flugzeug davonflog.Castillo hatte Nays Worte übersetzt, Estelle hatte gut zugehört und anschließend gemeint, dass die Beschreibung des Amerikaners auf Antonio Cordaro passte. "Ein raffiniertes System," fand Sonny, als er und Rico der Morgensonne entgegenfuhren. "Der eine Bruder, Antonio, fliegt offiziell nach Thailand, sucht die "Ware" aus und begleitet sie zu Bruder Nummer zwei - Giacomo.""Dann kehrt Antonio zurück und man würde in seinem Flugzeug nicht einmal dann etwas finden, wenn man es in sämtliche Einzelteile zerlegt." Rico gähnte hinter vorgehaltener Hand, ehe er mit einem Stöhnen seinen Rücken und seine Beine streckte. Seine Muskeln schmerzten und die Stellen, an denen die Dornen seine Haut aufgerissen hatten, brannten wie Feuer. "Ich hoffe nur, dass die Eperten irgendwas brauchbares auf Giacomo Cordaros Computer sicherstellen konnten. Ich würde sie gern alle einbuchten." Sonny hielt an Nick´s Coffee Shop, um zwei große Becher Kaffee zu holen. Rico blickte über den Tresen in den Coffee - Ship, aber er kannte den korpulenten, haarlosen Mann nicht, der Sonny die Kaffeebecher gab. Das Team war fast vollzählig versammelt, als Rico und Sonny den Besprechungsraum betraten. Nur Ben und Samantha fehlten, tauchten aber wenige Minuten später auf."Die Experten fanden in Cordaros Unterlagen und auf den PC´s genug, wenn auch raffiniert verschlüsselte, Beweise für eine ganze Reihe illegaler Geschäfte und für die Beteiligung anderer Familienmitglieder," erklärte Castillo hochzufrieden. Er blickte auf die Uhr. "Sie werden vermutlich in diesem Moment verhaftet. Unauffindar ist leider nur Eve Taylor. Er sah Damian, dann Douglas an. "Tommy Williams wird es wohl schaffen." Alessio saß am Tisch, als Rico eintrat. Vor ihm stand das Frühstückstablett, aber er hatte noch nichts angerührt. Er starrte aus dem Fenster auf den sich langsam bewölkenden Himmel."Wir haben sie erwischt," sagte Rico, als er sich Alessio gegenübersetzte.Alessios Blick wanderte vom Fenster zu seinem Vater. "Das ist gut, auch wenn es niemanden zurückbringt. Wie lange wirst du noch in Miami bleiben?"Rico zögerte. "Vielleicht für immer," antwortete er dann.Erstaunt zog Alessio die Augenbrauen in die Höhe. "Is das dein Ernst?"Wieder zögerte Rico einen Moment. Dann grinste er breit. "Vielleicht. -Warum eigentlich nicht?"
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  • 4 months later...
  • Administrators

Diese Fan Fiction findet ihr ab sofort als pdf Download in unserer Downloads Datenbank. Vielen Dank an Christine.

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